Ist Nationalstolz nicht unlogisch?
Ich persönlich bin nicht stolz, Deutscher zu sein, nicht weil ich finde, Deutschland sei ein schlechtes Land, nein im Gegenteil, ich liebe es, in Deutschland zu leben.
Aber ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein, weil ich ganz einfach dazu nichts beigetragen habe. Es war reiner Zufall, dass ich in Deutschland geboren wurde. Sollte man nicht lieber stolz auf Dinge sein, die man durch eigene Leistungen erreicht hat, als Dinge bei denen man nur Glück hatte?
Wie seht Ihr das?
fg 4
53 Antworten
- Der Begriff "Stolz" ist in Deutschland aufgrund unserer Vergangenheit mit dem Dritten Reich sehr belastet und das Verhältnis der Deutschen zu Stolz sehr eigenartig. Im Vergleich zu anderen Ländern haben auffallend viele auch heute noch ein Problem mit Nationalstolz.
- Ich kann einerseits nachvollziehen, und bin auch selbst so erzogen worden, dass Stolz keine Eigenschaft ist, die für unsere Generation keine große Bedeutung hat. Weder auf eigene Leistungen noch im Sinne von Patriotismus. In den USA ist man auf jede Kleinigkeit stolz und auf ie Nation erst recht. Stolz ist da viel unverkrampfter, aber auch viel alltäglicher und normaler.
- Du hast recht, dass man Stolz sein sollte auf eigene Leistungen. Gleichwohl darf man sich durchaus auch mit gemeinschaftlichen Leistungen identifizieren, nicht nur im Mannschaftssport, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. ich finde es toll, wie Deutschland es geschafft hat, sich vom Dritten Reich zu einer Vorreiterrolle bezüglich Menschenrechten, Demokratie, Asylrecht und Freiheit zu entwickeln.
- Zwar ist nicht jeder einzelne von uns dafür verantwortlich, aber sehr viele Menschen sind es sehr wohl: Sie stehen täglich dafür ein, dass sie unsere freiheitliche Grundordnung wertschätzen, dass sie den Sozialstaat unterstützen, dass sie wählen gehen, dass sie ihren Anteil am Gemeinwohl leisten und dafür, dass Deutschland insgesamt so lebenswert, sicher und demokratisch ist, wie es tatsächlich ist.
- Wie gesagt, ich bin auch eher nicht so erzogen zu sagen, "Ich bin stolz, Deutscher zu sein". Aber vielleicht sollten wir doch ab und zu mal drüber nachdenken, ob wir es nicht in einem gewissen Sinne wirklich sein dürfen.
Warum sollte dadurch die klare Sicht einbüßen?
Man kann sich schämen für sein Land, wenn dort Dinge geschehen, die man nicht gutheißt. Und man eben auch stolz sein auf sein land, wenn die Dinge so geregelt sind, wie man sie für menschlich richtig hält. Was ist daran vom Prinzip her falsch?
Nein, ich stimme dir zu, dass Stolz eine emotionale Reaktion ist, aber auch Gefühle beruhen ja auf dem, was man wahrnimmt und wie man die Situation einschätzt.
Du willst auch Dinge nur so verstehen, wie du möchtest oder? Kajjo hat es eigentlich gut erklärt. Oder du bist vielleicht ein Vulkanier.
Du musst dich nicht argumentativ so zurücknehmen. Wenn du etwas beizutragen hast, tu es ruhig.
Ich Stimme dir da voll zu. Diese Art von Stolz kann zwar irgendwie toll sein, aber es stellt meiner Meinung nach irgendwie Wände zwischen die Menschen. Wir Menschen sind alle eins und durch solche Dinge gerät das schnell in Vergessenheit. Am Ende sind wir nicht Amerikaner, Deutsche, Türken, Japaner, Afrikaner... sondern Menschen. Nationalstolz dagegen ist schon beinahe witzig, wenn man so darüber nachdenkt. Aber auf eine weniger schöne Art und Weise.
Ich denke es steht keinem gut zu Gesicht auf etwas Stolz zu sein, woran man nicht gearbeitet hat.
Aber Lieben, sprich Patriotismus bzw, Unterstützung aus anstand ist gar notwendig für eine Gesellschaft.
Die gängige Argumentation gegen Nationalstolz oder Nationalismus und Patriotismus ist immer, dass man dadurch mehr oder weniger eine Abgrenzung schafft und seine eigene Nation gegenüber anderen Nationen erhebt, diese somit abwertet.
Um das mal nachfühlbar zu machen... viele von euch sind ja auch (zumindest unterschwellig) genervt wenn CSU Politiker in jedem Interview irgendwo anbringen müssen wie toll ja Bayern ist. Ohne jetzt direkt zu sagen das die anderen Bundesländer halt nur zweitklassig sind.
Es ist halt... man lebt auf dem Fleck Erde. Ich in Hessen.
Auf Flughäfen komme ich durch mit Perso.
Den Artikel einer Zeitschrift fand ich interessant. Danach fühlen sich Menschen eher regionial zugehörig. Deutsch als Oberbegriff, aber landesorientiert. Bayern, Hessen, Nordrheinwestfähler, Sachsen usw.
Also, ich bin zwar deutsch - aber Hessin.
Beim Sport oder bei einer Kneipenschlägerei kann ja so ein Gruppenstolz ganz prima sein.
Die Frage ist aber doch eher, ob man Dinge wie Kultur, Gesellschaft und Politik mit euphorischen Gefühlen verklären möchte und dabei geistige Schärfe und seine klare Sicht einbüßt.