Ist Minimalismus etwas für Menschen mit wenig Geld?

9 Antworten

Ist Minimalismus etwas für Menschen mit wenig Geld?

Ich sehe es genau andersrum

Gerade Menschen mit vielen materiellen Gütern merken unter bestimmten Umständen, dass ihr Wohlstand sie eher belastet und so streben sie nach mehr Freiheit.

Sei es, dass man vor einem Kleiderschrank mit hundert Kleidern steht und seufzt, das man "nicht genug anzuziehen hat" - und dann den Irrsinn dieser Aussage bemerkt.

Sei es, dass man bei einem Umzug merkt, dass man die doppelte Friteuse und das defekte Waffeleisen immer noch nicht verschenkt, oder repariert hat.

Sei es, dass man beim Frühjahrsputz bemerkt, dass man Winterkleidung hat, die bereits mehrere Nummern zu klein geworden ist.

Sei es, dass man bei der Suche nach einem Gegenstand plötzlich über lauter Krimskrams, Gerümpel usw. stolpert, den man nicht braucht.

Sei es, dass man ständig in Sorge lebt, dass die materiellen Reichtümer durch Unfälle, Katastrophen, oder Straftaten verloren gehen könnten.

Sei es, dass man erkennt, dass man zur Ressourcenverschwendung wertvoller Rohstoffe beiträgt, wenn man ständig neue technische Geräte kauft.

Sei es, dass man irgendwann die Nase voll hat, immer dem neusten Trend zu folgen, nur um im Bekanntenkreis "in" und auf der Höhe der Zeit zu sein.

Sei es, dass man durch eine Lebenskrise, wie etwa eine schwere Krankheit erkennt, dass es wichtigeres gibt, als das neuste Konsolenspiel zu besitzen.

Es geht also bei Minimalismus nicht um erzwungene Sparsamkeit, Knauserigkeit oder ähnliches - sondern um das Loslassen überflüssiger Dinge.

Kurz gesagt:

"Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die man nicht mag."

Deshalb sind es aus meiner Sicht eher gerade Personen aus gesellschaftlich besser gestellten Schichten, die teilweise Minimalismus zu ihrer Maxime erheben.

Menschen die ohnehin nur das lebensnotwendige haben, brauchen keine Philosophie des Minimalismus, weil sie ohnehin nicht über Luxus verfügen.

Wer aufgrund seiner wirtschaftlichen Verhältnisse keine überflüssigen Dinge besitzt, hat auch keine Notwendigkeit, sich von solchen Dingen zu trennen.

Diese Menschen sehen sich aber in der Regel auch nicht als Minimalisten - es sei denn vielleicht, sie wollen sich damit ihre Armut schönreden.

Minimalismus ist also im Wesentlich eine Bewegung innerhalb der Wohlstandsgesellschaften, die einen Gegenentwurf zum Materialismus darstellt.

Du hast Minimalismus überhaupt nicht verstanden. Man macht das NICHT um Geld zu sparen, sondern um sich von unnützen Dingen zu befreien.


whabifan  12.07.2018, 09:32

Minimalismus kann (und hat in der Regel) auch den positiven Nebeneffekt dass man Geld spart, da man sich eben nicht permanent sinfreies Zeug kauft.

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Mit minimalistisch Leben wird es je nach Wohngegend schwierig. Als Familie mit zwei Kindern sind die monatlichen Fixkosten im Schweizer Kanton Zug recht hoch:

Miete: 3'800 CHF

Kita: 5'600 CHF

Einkommensteuer: 4'500 CHF

Krankenversicherung: 1'200 CHF

Die täglichen Ausgaben fallen dagegen kaum ins Gewicht und liegen bei 1500-2000 CHF im Monat. Die beiden Autos, die wir fahren sind keine 2000 Euro wert.

Insgesamt leben wir recht minimalistisch und steigern unsere Einnahmen schneller als die Ausgaben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist eine Lebenseinstellung, Ethic, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Vernunft.

Wieso sollte man eigentlich das ganze Geld für sich selbst ausgeben?

Das Haus wird man nicht ins Grab mitnehmen können. Der 40.000 Euro Sportwagen, fährt nur einmal gegen den Baum. Warum 40 Euro für ein "Luxus" Essen ausgeben, wenn es auch 15 Euro ohne Schnick-Schnack macht?

Stattdessen geht es einem viel besser, wenn man sieht, wie viel Gutes man anderen tun kann. Das bedeutet nicht gleich, alles zu verschenken, doch irgendwo muss die Gesellschaft ja mal an andere Denken, angefangen bei den Leuten die Millionen und Milliarden auf dem Konto haben, nur weil sie den Hals nicht voll bekommen können und am Ende in die Kiste fallen und sich eingeredet haben "Ich habe ja andern Arbeit gegeben, dann steht mir auch viel Geld zu". Geld und Konsum ist etwas, das man in dieser Gesellschaftsform benötigt, doch es sollte eine immer kleinere Rolle für ein Jeden von uns spielen.

Ich könnte mir aufgrund meines Einkommens viele Dinge leisten, die sich andere nicht leisten können.

Lebe dennoch bescheiden. Für mich ist Minimalismus das, was ich unbedingt brauche. Ich brauche nicht das neueste Smartphone. Habe ein älteres Handy mit dem ich zu jedem Verbindung aufnehmen kann, zu dem ich das möchte.

Lockangebote sind kein Anreiz diese zu kaufen, weil die vielleicht eine günstige Gelegenheit sein könnten, ich aber keinen Bedarf habe.

Mache nur ein Mal im Jahr Urlaub, obwohl ich mehrmals im Jahr in Urlaub fahren könnte.

Je mehr manche haben umso gieriger werden sie, um noch mehr zu bekommen.Vergessen dabei aber, dass es noch andere Dinge im Leben gibt als nur Materielles.

Manche mögen meine Einstellung als Geiz bezeichnen. Das ist es aber nicht. Ich habe gelernt mit Geld umzugehen, kenne aber auch Zeiten wo es finanziell eng aussah. Denke, dass diese Erfahrung eine wichtige war.

Deshalb kann ich jedem nur empfehlen, nicht mehr Geld auszugeben als man hat. Wünsche zurückstellen, wenn man sich diese im Moment nicht leisten kann.

Wer sich überschuldet und davon gibt es Viele bei uns, die werden dann zwangsweise in den Minimalismus getrieben.


mulano 
Beitragsersteller
 12.07.2018, 17:49

Wieviel Geld gibts du aus im Monat, mal unabhängig von deinem Einkommen?

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