Ist man noch immer psychisch krank, wenn man aufgrund Neuroleptika symptomfrei ist bei Schizophrenie?
Ein Betroffener sagte in einem Podcast "als ich krank war", weil er keine Psychosen mehr hat dank der Neuroleptika. Kann es sein, dass es manche Menschen gibt, die darauf beharren und sagen, dass man trotzdem psychisch krank ist? Und Psychiatrie ist ja in Ländern wie Afghanistan gar nicht so anerkannt. Kommt es deshalb auch daran an, in welchem Land man lebt und mit wem man es zu tun hat?
Es kann auch damit zu tun haben, dass die Person nicht als psychisch krank gelten will, oder?
6 Antworten
Kann es sein, dass es manche Menschen gibt, die darauf beharren und sagen, dass man trotzdem psychisch krank ist?
Ist man im Endeffekt auch. Selbst wenn man gut eingestellt ist, liegt die Krankheit noch immer zugrunde, denn wäre dem nicht so, bräuchte man die Medikation auch nicht.
Allerdings ist hier in meinen Augen zu unterscheiden zwischen 'krank' und 'krank'. Was er meinte ist vermutlich 'als die Krankheit noch symptomatisch war', also es Symptome gab, die nach außen getreten sind usw. usw.
Demgegenüber hat sich JETZT etwas verändert, denn es geht ihm durch die Medikamente besser und die Krankheit ist 'unter Kontrolle'. Dank der Medikamente kann er mit der Krankheit leben, hat keine oder nur noch sehr eingeschränkte Symptome usw usw.
Da das aber wesentlich sperriger auszusprechen ist sagt er einfach 'als ich krank war'.
Würde die Person nicht als psychisch krank gelten wollen, würde sie vermutlich nicht in einem Podcast darüber reden. Was aber sein kann ist, dass die Person nicht zu dem 'Klischeebild' von Schizophrenen gezählt werden möchte. Und DIESES Bild wiederum ist natürlich auch bestimmt von den unbehandelten Symptomen.
Mit Neuroleptika kann man nicht jede Psychose behandeln.
Und ist dehalb nicht dauerhaft Patient.
Welchselt man den Arzt, ist häufig die Diagnose nicht mehr gestellt.
Wer auf Schwerbehinderung und Rente spekuliert macht eine Patientenkarriere.
Nun, darüber kann man streiten, ABER: Gerade bei Schizophrenie ist es eigentlich was, was bleibt. Man ist nur ziemlich symptomfrei, weil man eben die Medikamente hat. Würde man die aber absetzen, kommt es meistens zurück. Deshalb ist man in diesem Fall eigentlich weiterhin psychisch krank. Aber ich kann es auch verstehen, wenn man sagt, man ist so nicht mehr krank.
1damit hat es nichts zu tun. Bis in die 1980`er Jahre wurden die Leute mit psychischer Behandlung bei uns als bekloppt bezeichnet. Wenn jemand Medikamente braucht, ist er noch krank. Sonst bräuchte er keine. Man kann aber mit Medikamenten eine Krankheit unterbinden. Fehlt das Medikament, werden die Symptome wieder auftreten.
Ein trockener Alkoholiker bleibt sein Leben lang Alkoholiker, auch wenn er nichts trinkt. Nimmt er einen Tropfen, wird er rückfällig. Ein solches Einsehen muss zu einer Krankheit jeder haben. So ist es mit der psychischen Krankheit. Nimmt er aber nicht das Medikament, wird er rückfällig werden. Eine Heilung ist ein Wunder. Ich will es nicht ausschließen.
Hallo Prince, bei paranoider Schizophrenie (so wie ich es lese, ist das die Form, die du meinst), gibt es hauptsächlich drei unterschiedliche Verläufe. Ein Teil wird wieder ganz gesund, ein zweiter Teil behält sog. Restsymptome (man spricht auch von Residualsymptomen) und bei der dritten Gruppe ist der Verlauf chronisch und geht eventuell nicht wieder ganz weg. Was den Betroffenen angeht, so kann es vielleicht möglich sein, dass er zu einer der beiden ersten Gruppen gehört. Insofern kann das durchaus so stimmen.
Die Diagnosekriterien sind eigentlich international gültig, weil sie von der WHO herausgegeben werden (ICD-10 / USA: DSM) und gelten deshalb weltweit. Gleichwohl gibt es Gruppen und Glaubensrichtungen, die psychische Erkrankungen z. B. als Strafe Gottes oder einer anderen höheren Macht sehen.