Ist "jeglich" veraltet?
Gott zum Gruße!
Ich weiß, dass es seltsam sich anhören mag, aber es scheint mir, dass das Wort "jeglich" früher anders verwendet wurde, und galt bereits im 19. Jahrhundert als veraltet.
Ein Zitat aus Grimms Wörterbuch:
nur begegnet jeglich noch im 16. jahrh., z. b. in Luthers bibelübersetzung, viel häufiger als jeder. in der modernen sprache hat es jedoch zu gunsten des letzteren bedeutend an boden verloren, so dasz es fast nur noch der gehobenen rede zusteht, während jeder sowol dieser wie auch der gewöhnlichen dient.
Ich habe aufgrund dessen das Gefühl, dass es früher »jeglicher« und »jeder« genau dasselbe bedeuteten, und es gab keinen Unterschied zwischen ihnen. Des Weiteren, die substantivische Verwendung des Wortes – das heißt "ein jeglicher" beispielsweise – lässt das vermuten.
Liebe Grüße
5 Antworten
Nutze ich gerne und das nicht selten.
Finde ich jetzt nicht wirklich alt. Hab das Gefühl, es ist ein normales Wort, welches auch durchgehend verwendet wird
jeglicher bedeutet "jeder einzelne", jeder bedeutet einfach grob geschätzt, jeder einzelne, und kann Ausnahmen beinhalten (mMn)
Meinte ich ja. Also heutzutage ist es zumindest ganz gewiss eben so, wie du sagst. Und umso weniger ch verstehe nicht, weshalb Gebrüder Grimm es als veraltet bezeichneten.
Ich ebendeshalb dachte mir , dass womöglich es früher einfach genau dasselbe bedeutetr, und es gab keinen Unterschied zwischen ihnen.
Ich meine, es ist ja nicht so, dass die Gebrüder Grimm hierzu neigten, die Wörter als veraltet zu bezeichnen ohne Grund.
Liebe Grüße
Kann ja sein, dass es veraltet war, heute aber wieder in Gebrauch ist?
Stellst du denn diesen Gebrauch ebenfalls fest?
Und um festzuhalten; ich komme aus der Schweiz. Ist manchmal auch so, dass wir hier noch ältere Begriffe nutzen, wie zB; "öpper", was auf Deutsch mal "etwer" hiess (vergl. "etwas") und heute auf Neuhochdeutsch nur noch "jemand" genannt wird.
Stellst du denn diesen Gebrauch ebenfalls fest?
Ja, auf jeden Fall. Alles deutet darauf hin, dass es so ist: Im DWDS-Korpus der Gegenwart gibt es wesentlich mehr Verwendungsbeispiele als im dem Historishen.
Kann ja sein, dass es veraltet war, heute aber wieder in Gebrauch ist?
Das ist augenscheinlich dabei der Fall.
Und um festzuhalten; ich komme aus der Schweiz. Ist manchmal auch so, dass wir hier noch ältere Begriffe nutzen, wie zB; "öpper", was auf Deutsch mal "etwer" hiess (vergl. "etwas") und heute auf Neuhochdeutsch nur noch "jemand" genannt wird.
Ich liebe schweizerisches Deutsch! Ich bin ja Bayer, und in Bayern es idt ebenfalls so, dass einige Wörter, welche im Norddeutschen als veraltet oder gehoben gelten, bei uns ganz normal und gebräuchlich sind. Eines der Beispiele, die mehr sofort einfallen ist beispielshalber "Trottoir".
Übrigens, wenn ich mich diesbezüglich erkundigen dürfte, sind bei euch Wörter wie "etwelche", "prätentiös" oder "ob" – im Sinne von "über, oberhalb von" – tatsächlich gebräuchlich bei euch oder ist das alles Schmarnn?
Liebe Grüße gehen an alle unseren Nachbarn!
Also Trottoir ist französisch
Etwelche habe ich noch nie gehört. Höchstens halt "etlech", bzw etlich
Was sollte prätentiös sein?
Natürlich bedeutet Ob oben, aber doch genauso im Deutsch, wie in beobachten, Obhut, Obdach, Obacht
Auch in Ortsnamen wie Obwalden. Aber wir setzen nicht einfach überall ein Ob hin, oder mir würde kein Beispiel einfallen
Schweizerisch ist recht faszinierend!
Im Duden steht, dass "etwelche" sei schweizerisch.
Über "ob":
Wie eine einzige Gewitterdecke hing alles ob den Häuptern
Liebe Grüße
Nein, es ist nicht veraltet, sondern sogar sehr gebräuchlich. Im Duden wird es weder als veraltend, noch als veraltet aufgeführt.
Gewisse Gebräuche halte ich für veraltet, wie etwa in dem Zitat von Fontane, das du aufführst.
"Einen jeglichen dünken seine Wege rein; aber der Herr prüft die Geister." "Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: ..."
Das sind zwei Zitate, die ich aus meiner digitalen Lutherbibel kopiert habe. So würde heute wohl kaum jemand reden.
Liest du in der Bibel? Falls nicht, mach' das mal und du findest bestimmt vieles, was dir im Ausdruck gefällt.
Ja, das tue! Ich besorgte mir sogar eine wundervolle Variation, die genau den Text aus 16. Jahrhundert kopiert. Die Tatsache, dass ich es so häufig "jeglicher" sah, war übrigens einer der Gründe, weshalb ich diesen Beitrag erstellte.
P.S. Falls es für dich interessant sein könnte, fand ich die Seute, wo das Buch zu lesen ist: https://www.bibel-online.net/buch/luther_1545_letzte_hand/1_mose/1/
Liebe Grüße und schöne Ostern!
Hey,
Es ist ein Wort aus dem älteren Sprachgebrauch, aber die kommen ja gerade auch wieder in Mode und deswegen finde ich es nicht schlimm, es zu benutzen
LG
Und die Bedeutung des Weiteren hat, anscheinend, sich etwas verändern.
Ich verwende "jeder" wenn es um Personen geht und "jeglicher" bei Gegenständen und immateriellen Wahrnehmungen.
Unabhängig ob es Dritte als "veraltet" wahrnehmen.
Ja, aber es gibt auch "jeglicher" im substantivischen Sinne. Beispiel von Fontane:
und inmitten von Scherz und Geplauder sah ein jeglicher auf die sonnige Wiese hinaus
Liebe Grüße
Womit wir bei Verwendung von Sprache sind und hier gibt es immer! Veränderungen.
Niemand sagt heute noch "du leidest mir" man spricht "du tust mir leid", der Inhalt bleibt!
Früher war "geil" nur im sexuellen Sinne in Verwendung, seit Mitte der 80er ansteigend in Verwendung als allgemeines positives Gefühl.
Hier wird die Frage mMn sehr gut beantwortet, sogar das Fontane-Zitat dient als Beispiel:
Aber da gibt es ja gewisse Bedeutungsunterschiede zwischen "jeglicher" und "jeder", oder?