Ist etwas, dass sich nicht lohnt, nicht lohnenswert oder lohnend?
Moin,
es geht mir beispielsweise um folgenden Satz:
Aufgrund dieser Umstände denke ich, dass es nicht mehr lohnenswert/lohnend ist, ...
Anfangs kam mir direkt „lohnenswert" in den Sinn, was bei mir aber trotzdem irgendwie für Unsicherheiten sorgte.
Über Google stieß ich dann auf folgenden kurzen Artikel: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-lohnenswert-lohnend-a-314588.html
Heißt das jetzt, dass „lohnenswert" zwar nicht falsch ist, aber besser nicht verwendet werden soll? Welche Variante würdet ihr bevorzugen?
Danke schön!
6 Antworten
Tja, "lohnenswert" ist ein Beispiel, bei dem man sein Sprachwissen um korrekte deutsche Wortgrammatik ausschalten muss, um es durchgehen zu lassen. Das Wort ist einwandfrei falsch zusammengesetzt, eigentlich doppelt-gemoppelt wie *"nützlichswert".
Denn "lohnend" drückt ja schon "wert" aus:
"Die Sache ist es wert, die Sache lohnt / ist lohnend."
Der Zwiebelfisch-Artikel im Spiegel hat da völlig Recht.
Nun schleifen sich mit der Zeit auch wortgrammatisch falsch zusammengesetzte Begriffe in der deutschen Umgangssprache ein. "Nichtsdestotrotz" ist so ein Beispiel, ursprünglich eine scherzhafte (absichtliche) Fehlkonstruktion aus "nichtsdestoweniger" und "trotzdem". Vor 50 Jahren wurde das als falsch angestrichen, heute steht es (als "umgangssprachlich" markiert) im Duden.
Die Duden-Redaktion hat sich eben nicht zum Ziel gesetzt, gutes Deutsch zu verbreiten, sondern sie registriert nur den Gebrauch und nimmt auch falsch zusammengesetzte Wörter wie "lohnenswert" und "nichtsdestotrotz" auf, sobald sie genügend häufig (in der Presse) vorkommen.
Dieses Vorgehen ist immer umstritten gewesen. Heute finden so Unmengen von Anglizismen (natürlich auch solche, die deutsche Begriffe verdrängen) den Weg in den Duden.
Fazit: "lohnenswert" ist zwar falsch, darf aber (da im Duden) verwendet werden. Wem etwas an gutem Deutsch liegt, bleibt bei "lohnend".
Es ist schlechtes Deutsch. Es ist ein Blähwort, das über sich selbst hinaus wachsen will, wie es in dem kleinen Artikel ja eindrücklich beschrieben wurde. Und ja, du solltest es nicht verwenden.
Der Besipielsatz sollte also richtig lauten: "Aufgrund dieser Umstände denke ich, dass es sich nicht mehr lohnt, ..."
Welche Variante würdet ihr bevorzugen?
Keine :-)
Käme mir einfach nicht in den Sinn, da ich es wie @RudolfFischer sehe:
Es ist doppelt-gemoppelt.
Aufgrund dieser Umstände denke ich, dass es sich nicht mehr lohnt, ...
Inhaltlich schon, nur kenne ich außer
ein lohnendes Unterfangen
keine weiteren Formulierungen - und negative habe ich noch nie gehört. Es kommt mir daher unüblich vor.
Vielleicht ! hängt es auch damit zusammen, dass lohnend ja das Partizip Präsens ist - und wenn etwas nicht mehr ist, dann drückt das ja aus, dass es davor so war = Vergangenheit.
Ich höre die spielenden Kinder.
Ich sehe ein nicht mehr spielendes Kind. - Komisch...
Wie gesagt - vielleicht. Mag sein, dass ich damit daneben liege.
Lohnend ist wesentlich neutraler und weniger wertend wie lohnenswert, eben wegen der hinzufügung "wert". Etwas das sich nicht lohnt kann trotzdem wertvoll sein, aber etwas das nicht lohnenswert ist, hat ziemlich wenig wert.
Natürlich kann man "lohnenswert" in diesem Zusammenhang
verwenden. Ich würde es eindeutig bevorzugen.
Liebenswert = wert, geliebt zu werden. Lobenswert = wert, geliebt zu werden. Lohnenswert = ??
Sprache ist nicht logisch, sondern praktisch. Der Duden
ist vielleicht noch nicht dein Freund, könnte es aber werden.
Lohnen kommt von Lohn. Lohnenswert ist also etwas, das seinen Lohn wert ist. Deshalb: lohnenswert. Wobei "Lohn" nicht zwingend monetär verstanden wird.
Du weißt ja sicher aus meinen anderen Antworten, dass ich gerne den Duden verlinke. Hier hast du mich kalt erwischt. Es macht mich nichts anderes als traurig, dass "lohnenswert" jetzt offiziell verwendet werden darf, statt dass man sich die Mühe macht, diesen Unfug zu bekämpfen. Jeden Tag stirbt ein bisschen Sprachlogik. Heute ist für mich ein besonders zarter Teil gestorben.
Man hat es dir doch schon erklärt: Etwas, das lohnenswert ist,
ist wert, dass man es (be)lohnt. Also zum Beispiel eine sinnvolle
Arbeit oder Mühe, die das wert ist und im Idealfall auch ihren
Lohn erhalten wird.
Ich habe schon immer verstanden, was damit gemeint sein soll. Ich verstehe auch, was mit "da werden Sie geholfen" mit "Deutschlands meiste Kreditkarte", "so muss Technik" und "ich kann Kanzler" gemeint ist. Das ist keine Frage des Intellekts.
Aber die Reihe "Liebenswert = wert, geliebt zu werden.
Lobenswert = wert, geliebt zu werden. Lohnenswert ="
mit "wert, gelohnt zu werden" fortzusetzen, anscheinend doch.
Da liegt der Hase im Pfeffer. Etwas kann sich gelohnt haben (reflexiv, Bildung mit haben). Für etwas kann (etwas) gelöhnt werden (mit ö). Etwas oder jemand kann belohnt werden (mit be). Oder entlohnt werden.
Dass etwas "gelohnt werden" könnte, wäre mir tatsächlich neu.
Jemandem seine Hilfe lohnen" steht im Duden. Dann kann die Hilfe
auch gelohnt werden. Dass dir etwas neu ist, macht es ja nicht falsch.
Dieses altmodische "lohnen" bedeutet "danken". Ich glaube nicht, dass eine Webseite die zB "lohnenswerte Reiseziele" auflistet, dabei im Sinn hat, dass es Ziele sind, denen man danken müsste. Gemeint ist: Ziele die es wert sind, besucht zu werden. Nicht Ziele, die es wert sind, gedankt zu werden.
Ich befürchte, dass du dich womöglich ein bisschen angepiekt fühlst, weil ich in meinem anderen Post geschrieben habe, dass ich diese Formulierung peinlich finde. Wenn ich dich damit beleidigt habe, tut es mir leid. Ich habe nicht dich damit gemeint, dein Beitrag war noch nicht zu sehen als ich anfing zu schreiben.
Ich fühle mich nicht "angepiekt", ich habe dir alle Tatsachen geliefert, und alle sprechen gegen dich. Glaub einfach, was du willst.
Kommt das nichts aufs Selbe raus? Bezogen auf „dass es sich nicht mehr lohnt" bzw. „dass es nicht mehr lohnend ist"