Ist es in Orndung radioaktives Wasser ins Meer zu entsorgen?

8 Antworten

Die Meinung der Masse bei solchen Themen ist nicht nur irrelevant, sie kann gar zu einem Problem werden. Weil die Allgemeinheit schnell verängstigt wird, da sie sich mit dem Thema nicht auskennt. Man schreit "Strahlung!" und schon drehen alle durch. Und solche Ängste werden dann schnell ausgenutzt.

Georg Steinhauser, Radioökologe an der Universität in Wien, sagt folgendes:

""If anyone's worried about tritium, they're uninformed. Tritium is not dangerous, neither for people nor the environment, if it's slowly released in diluted form," said Steinhauser. "It's a fraction of what is still in the ocean after the nuclear bomb tests. And very soon, it will be diluted to a point at which it is undetectable. So, there's no need for anyone to be scared.""

https://www.dw.com/en/fukushima-nuclear-water-release-how-safe-is-it/a-66608666

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Japanologie studiert und nach Japan ausgewandert

Ja ich wusste davon und habe vorausschauend bestimmte Reisen an die Küste vorher unternommen. Ich finde es schlimm, allerdings ist das eigentliche Problem dahinter nach wie vor die Atomkraft, und die Entsorgung des Wassers ist jetzt anders leider tatsächlich nicht mehr zu bewerkstelligen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Bricoleur  22.11.2023, 09:44

Wie sagte Kretschmer mal so treffend: "Irgendwo muß das Zeug ja hin!"

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Bei der Fragestellung "in Ordnung / nicht in Ordnung" kann man eigentlich fast nur subjektiv antworten, vielleicht wäre die Fragestellung besser, ob diese Maßnahme vertretbar wäre - das macht einen großen Unterschied.

Im Allgemeinen ist die Frage der Atomkraft und deren Nutzen vs. Gefahren schon immer ein sehr heißes Eisen. Gerade in Deutschland wird aber von den Medien und einer ideologisch getriebenen Regierung meist nur die halbe Wahrheit verkündet, was in den letzten Tagen und Wochen selbst in meinem privaten Umfeld zu zahlreichen Kontakten führte, die sich alle ähnelten und sich wie folgt anhörten: Pass auf jetzt wirst du verstrahlt, iss ja keinen Fisch mehr, geh besser aus Japan raus, usw...

Zur allgemeinen Einstellung, ich war früher in der Kindheit und Jugend auch eher gegen die Nutzung der Atomkraft eingestellt. Als ich dann Elektrotechnik studiert habe und das Wissen über den Strommix, einer nötigen Grundlast eines Netzes, über die Versorgung von Rohstoffarmen Ländern, CO2 Fußabdruck, usw... gehört habe, wurde mir klar daß gerade diese Form der Energieerzeugung große Vorteile als auch große Nachteile mit sich bringt, die man abwägen muss.

Zurück zu deinen Fragen: Ja, ich habe davon gewusst. Das Unglück im Kraftwerk Daiichi ist seit vielen Jahren präsent in den Japanischen Medien, über das Problem der Lagerung des kontaminierten Wassers wird schon seit langem berichtet.

Jetzt ist es halt so, daß durch die beschädigten Reaktoren noch immer täglich große Mengen Kühlwasser gepumpt werden müssen, welches dadurch kontaminiert wird. In einem aufwändigen Filterverfahren können nahezu alle radioaktiven Elemente aus dem Wasser wieder entfernt werden. Lediglich das Isotop Tritium lässt sich nicht mehr entfernen. Tritium ist ein schweres Isotop des Wasserstoffs, ist ein Betastrahler und hat eine Halbwertszeit von 12,3 Jahren.

Jetzt ist es aber auch so, daß nicht einfach das Wasser wie es ist, in das Meer gekippt wird, sondern es wird sehr stark mit frischem Wasser verdünnt. Die Vorgabe ist, daß in einem Liter Wasser nicht mehr als 1500 Bequerel, also 1500 Zerfälle pro Sekunde stattfinden dürfen. Das wäre 1/40 des geltenden nationalen Grenzwertes. Dieses Wasser wird auch nicht in einem Schwall ins Meer gelassen, sondern dosiert über einen Zeitraum von 30 Jahren.

Damit sind wir bei einer wichtigen Regel der Chemie: Die Dosis macht das Gift aus, zumal sich Tritium nicht in der Nahrungskette anreichert.

Nur so als kleiner Vergleich: Wenn du eine Banane isst, dann hat diese ungefähr 12 Zerfälle pro Sekunde von Natur aus.

Also rein von den technischen Daten her wäre die Einleitung vertretbar. Logisch muß diese Aktion wissenschaftlich überwacht werden.

Jetzt kommt natürlich der große wirtschaftliche Schaden für betroffene Betriebe, die in der Region vom Fischfang leben. Es hat bereits ein Jahrzehnt gedauert, bis sich der Tourismus - zumindest national - wieder einigermaßen erholt hat. Auch in Japan ist die Besorgnis groß - daß wahrscheinlich niemand mehr Fisch und deren Verarbeitungserzeugnisse aus der Region Iwaki kaufen wird.

Klar, ist natürlich jetzt ein Großteil der Bevölkerung auch in Japan wachgerüttelt und wird genau hinsehen woher der Fisch - der ja einen Großteil der Nahrung in Japan ausmacht - herkommt. Auch die Firmen werden dementsprechend reagieren und entsprechend testen auf Kundenzufriedenheit wird in Japan großer Wert gelegt, deshalb mache ich mir jetzt selbst auch keine Gedanken, daß es hier zu einer Gefährdung kommen wird.

Das kommt total darauf an, was für radioaktive Elemente im Wasser sind.

Manche radioaktiven Elemente können biologisch aufgenommen und angereichert werden und dann kriegt man z.B. Fische oder Muscheln, die eine hohe Belastung aufweisen (so wie z.B. heute noch unsere Waldpilze mit Cäsium wg. Tschernobyl)

Das in Japan entsorgte Wasser enthält aber m.W. praktisch nur Tritium, also "überschweres" Wasser. Das wird NICHT biologisch angereichert - es halbiert sich etwa alle zehn Jahre, kommt auch natürlich in der Umwelt vor, und es gibt keinen natürlichen Mechanismus, der es irgendwo konzentrieren könnte. Das Tritium ist relativ harmlos und kann ganz gut so entsorgt werden, das ist völlig ok.

Sollte in dem Wasser viel radioaktives Cäsium sein, oder Jod, oder gar Plutonium, dann wär das nicht ok.

Ich habe mich nicht ausreichend darüber informiert um eine begründete Meinung dazu zu haben.

Von Panikmache nur weil es sich um Radioaktivität handelt, halte ich allerdings nicht. Diese Tatsache alleine hat keine Aussagekraft.