ist es in Ordnung, dass Politiker in ihren sozialen Netzwerken die Kommentarfunktion blocken?

4 Antworten

Soziale Netzwerke stehen nirgendwo in unserem Grundgesetz als Mittel der Ausübung politischer Rechte. Würde auch gar nicht gehen, da soziale Netzwerke keine staatlichen Einrichtungen, sondern private Unternehmen sind. Rechtlich spielt es somit keine Rolle, was Politiker*innen in sozialen Netzwerken mit den Kommentarfunktionen tun oder lassen.

Auf einem anderen Blatt steht, ob es politisch sonderlich geschickt ist, so vorzugehen. Grundsätzlich sind soziale Netzwerke ja eine gute, einfache Art, mit den Bürger*innen und somit auch den eigenen Wähler*innen in den Austausch zu gehen und sich ein Bild davon zu machen, was eben jene so umtreibt, beschäftigt, bewegt und was sie sich wünschen würden.

ABER: leider befinden sich in Kommentarspalten eben bei weitem auch nicht nur Leute, die konstruktive Kritik äußern. Das, was dort so landet, ist oft irgendwo zwischen nervig (z. B. Bots oder nicht konstruktiv geäußerte Kritik) bis hin zu strafrechtlich relevant (Beleidigungen, Drohungen). Bei Frauen kommt auch ganz schnell das Thema sexuelle Belästigung oder auch sexualisierte Drohungen hinzu.

Gerade die heftigeren Varianten können dabei MASSIV psychisch und emotional belastend sein. So sehr, dass Menschen tatsächlich dauerhafte Ängste haben, dass die Drohenden ihre Drohungen auch in die Tat umsetzen könnten. Oder zum Beispiel auch Depressionen ausgelöst oder verstärkt werden können, bis hin zum Suizid der Person. Alles bereits vorgekommen und somit keineswegs unbegründet!

Und genau deshalb kann ich es schon nachvollziehen, wenn Politiker*innen ihre Kommentarspalten einfach abschließen und sich dem nicht aussetzen wollen. Purer Selbstschutz. Denn am Ende des Tages sind auch sie nur und vor allem Menschen.

Ne, das zeigt, dass die Politiker keine Kritik vertragen können und die Politiker müssen aber auch mal Kritik vertragen. Diese ist ja auch nicht grundlos.

Gruß NicoFFFan


Byzantion 
Fragesteller
 31.03.2024, 20:58

dachte ich mir auch. Allerdings muss ich auch sagen: Die allermeisten Menschen geben unqualifizierte Kommentare ab, wenn ein Politiker die alle zulässt, steht er sehr schnell für Außenstehende in einem viel schlechteren Licht da als er wirklich ist. Die leute finden dann den besser, der alles von vorn herein unterdrückt hat

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Ja, ist in Ordnung.

Jeder weiß, wie mit 'normalen Menschen' im Internet umgegangen wird. Es wird bedroht, beleidigt, beschimpft usw. Da kann schon jeder selbst entscheiden, ob er sich das antun will oder nicht.

Als Politiker ist man eine Person des öffentlichen Interesses. Außerdem ist man (zumindest in der Theorie) Vertreter des Volkes. Sich da vor der Meinung der Menschen zu verschließen, lässt halt in solchen Positionen tief blicken und welche Ansicht man über das Volk und dessen Meinung hat.


HappyMe1984  31.03.2024, 21:08

Abgeordnete bieten Sprechstunden in ihren Wahlkreisen an. Ebenfalls bieten sie Reisen nach Berlin für Menschen aus ihrem Wahlkreis an, die in aller Regel auch mit einer Gesprächsrunde mit dem Abgeordneten einhergehen. Zudem haben alle Abgeordneten auch Post- und E-Mail-Adressen, an die man schreiben kann. Sprich, es gibt zahlreiche Formate, wo sie sich Fragen, Ideen und Kritik der Wählenden stellen.

Aber eben nicht gemütlich (vermeintlich) anonym vom Sofa aus, sondern "face to face". Etwas, wo so mancher Schreiberling aus der Kommentarspalte sicherlich nicht so einfach seine sexualisierten Gewaltandrohungen rausblubbern würde...

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verreisterNutzer  31.03.2024, 21:16
@HappyMe1984

"sexuilisierte Gewaltandrohung"? Klar, das ist definitiv die Regel. Nicht. Außerdem geht es darum, direkt Rückmeldung auf einen Beitrag zu geben und nicht in irgendeiner Sprechstunde zu quatschen.

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HappyMe1984  31.03.2024, 21:20
@verreisterNutzer

Hast du schon mal Kommentare unter Postings von speziell weiblichen Politikerinnen gelesen? Dort findest du etliche sexualisierte Gewaltandrohungen, nahezu jedes mal und überall...

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