Ist es falsch reich zu sein oder versuchen reich zu werden?
Ich meine ethisch und moralisch. Ständig hört man das Geld einen verändert und zwar zu einen arroganten herzlosen Menschen. Und ständig hört man Sprüche wie "Man soll sich an den kleinen Dinge des Lebens freuen","Geld macht nicht glücklich","Reiche Menschen leben nicht glücklich" unsw.
Was meint ihr?
21 Antworten
Das ist eine Denke, die, so mein Eindruck - leider einreist, sich an Begriffen aufzuhängen, die ohne Bezug zur Realität rein vorurteilsbehaftet emotional geladen sind. Der Begriff "reich" sagt außer, dass jemand vermögend ist, nichts aus, weder woher das Vermögen stammt, noch wie es strukturiert ist noch wie die Person damit umgeht. Es ist eine der Verlogenheiten speziell unserer deutschen Gesellschaft, dass es der heimliche Traum einer überwätigenden Mehrheit ist, reich zu werden, reich sein (vor allem, solange man es selbst nicht ist) aber moralisch negativ konnotiert ist. Das hängt damit zusammen, dass bei uns auch Leistung negativ konnotiert ist, obwohl in wenigen Ländern mehr gearbeitet wird, wie bei uns. Das kommt mir vor wie die Verlogenheit des Kaisers und Philosophen Marc Aurel, der über Frieden lamentiert hat, einen Totenschädel auf seinem Schreibtisch stehen hatte, aber die meisten Tage an der Front zugebracht hat (hat z.B. Regensburg als Kastell gegründet) und seine Soldaten haufenweise in den Tod geschickt hat. Menschen scheinen Kostrastprogramme zu lieben.
Ob es allerdings ein sinnvolles Lebensziel ist, reich zu werden, ist eine andere Frage. Ich würde diese Orientierung für extrem einseitig einschätzen, weil man sich ganz an äußere Werte klammert und innere erst gar nicht im Blick hat. Da scheint mir eine größere Ausgewogeneit von äußeren und inneren Werten besser. Das schließt nicht aus, dass man mit Leistung und Glück dabei auch reich wird. Es ist dann aber auch kein Drama, wenn die Umstände nicht immer glücklich und förderlich sind. Das Verlogene der ganzen Neidhammelei z.B. ist, dass gerade die heimlich gern reich wären, wenn sie es denn geschafft hätten. Neid bedeutet auch, sein eigenes Versagen auf andere zu projizieren. Man bläst sich moralisch auf, um das eigene Unvermögen unsichtbar zu machen. Wer es schafft, als anständiger Mensch durchs Leben mit allen Höhen und Tiefen zu gehen, dabei als Lohn seiner Fähigkeiten auch in Wohlstand kommt oder ererbten Wohlstand erhalten kann, muss sich moralisch von Lebensversagern nicht anfechten lassen. Gerade jetzt im Wahlkampf finde ich es witzig, wenn Politiker die Neidhammelei schüren, obwohl sie selbst keine Arbeitsplätze schaffen sondern auf die Fähigkeiten von Persönlichkeiten angewiesen sind, mit denen sie dann, außerhalb der Öffentlichkeit, auch gerne feiern und nicht auf den Volksfesten der kleinen Leute.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung schildern.
Meine Wenigkeit gehört zwar nicht zu den "Superreichen", aber eindeutig zu den sogenannten "Besserverdienern".
Ich lebte jahrelang mit einem Mann zusammen, der ungelernt war (weder Schulabschluss noch abgeschossene Berufsausbildung), dementsprechend geringes Einkommen. Anfangs ging er ja noch regelmäßig arbeiten, letztendlich gab er das Arbeiten auf und ließ sich durch mich mit durchfüttern. Im Klartext: Ich beglich unseren gesamten gemeinsamen Unterhalt und durfte u. a. auch seine Krankenversicherung zahlen.
An sich war es noch nicht mal so schlimm. Allerdings wuchsen seine Ansprüche immer stärker und in immer kürzeren Abständen.
Beispiele:
alle zwei Jahre einen neuen Wagen; anfangs noch "normale" Ausführungen, später dann Luxusmodelle ab etwa € 150.000,-- aufwärts
mein Reihenhaus mit etwa 85 qm Wohnfläche, recht gut ausgestattet, wurde ihm zu "popelig"
Unterbringung bei gemeinsamen Reisen in guten drei- oder vier-Sterne-Hotels unter seiner Würde
Letztendlich musste ich mich von ihm trennen.
Übrigens: Alle meine Bekannten (die meisten in einer ähnlichen finanziellen Situation wie ich) machen beispielsweise lieber Wanderurlaube mit Übernachtung in einfachen Hotels oder Pensionen; unsere Autos sind meist älter als zehn Jahre, auch unsere sonstigen Wünsche sind eher recht bescheiden.
Noch Fragen? Ich hätte da eine Frage an Dich: Wer hat den nun die hohen Ansprüche?
Ich mache vielleicht sogar mehr als Du:
Unter anderem arbeite ich als ehrenamtliche Sterbebegleiterin. D. h. ich stehe Sterbenden in ihreren letzten Monaten, Wochen, Tage, Stunden bis zum Ende bei und helfe danach den Hinterbliebenen, ihre Trauer und auch alle anderen Gefühle zu verarbeiten ... und eines kann ich Dir versichern: Es ist alles andere, aber ganz bestimmt kein acht-Stunden-Job!
Ich meine, das ist eine unglaublich dumme Frage.
Man kann doch reich sein und sich trotzdem an den "kleinen Dingen" des Lebens freuen. Und was soll moralisch verwerflich daran sein, wenn man versucht, reich zu werden?
Wenn man arm ist, muss man Sparen, und kann sich nicht die Frage stellen, ob z.B. Fleisch oder Milch aus artgerechter Tierhaltung kommen, wie die eigene Kleidung hergestellt wurde und ob der neue Kühlschrank umweltfreundlich ist. Wenn man Geld hat, dann hat man auch die Wahl.
Reich sein und trotzdem an den kleinen Dinge des Lebens freuen. Hmmm. Warum wird man dann erst reich? Und hast Du nicht gelesen? Mit reich werden meine ich nicht den Prozess reich zu werden sondern den Charakter. Inwiefern sich der Charakter verändert.
Ganz klar: Nein!
Denk mal drüber nach, wer so etwas sagt. Sind es reiche bzw. wohlhabende Menschen, die so etwas sagen? Nein, es sind Menschen die selbst pleite sind oder wie die meisten in der Mittelschicht leben. Es ist ihre Einstellung, ihr Mindset, dass sie dahin gebracht hat, wo sie momentan sind.
Nur wer reich denkt, kann reich werden.
Und was ist daran verwerflich reich zu sein? Im Gegenteil, es ist gut reich zu sein! Du kannst ein Krankenhaus in Afrika bauen, du kannst Obdachlosen helfen etc. Wenn du ebenfalls pleite bist, dann kannst du niemanden helfen..
Was wahr ist: Geld verstärkt den Charakter. Bist du ein guter Mensch, wirst du ein besserer. Bist du ein Ars**, dann wirst du ein größerer...
Ich denke, es kommt auf die Art und Weise an, wie man reich wird und wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält, wenn man reich ist.
Theoretisch ist es möglich ohne moralischer Schande reich zu werden und reich zu sein.
Als Beispiel fällt mir ein gut bezahlter Sport-Star ein. Wenn der wirklich reich wird, weil er so gut in seinem Sport ist, ist daran nichts moralisch Schlechtes zu erkennen.
Was möchtest du denn das ich dir antworte? Alle unter den Reichen die nichts machen und am Sofa hocken haben die höchsten Ansprüche?