Ist es bei der Gebärdensprache wichtig, essentiell zu sprechen/ die Lippen zu bewegen?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

das sogenannte Mundbild ist Bestandteil der Gebärden. So unterscheiden sich die Gebärden für 'ich habe' und 'mein' nur dadurch, daß zur Gebärde 'ich habe' das Mundbild hab gezeigt wird, der Mund bei der Gebärde 'mein' aber geschlossen bleibt.

So etwas funktioniert natürlich nicht, wenn der Gebärdende seine Gebärde mit den Lippenbewegungen der gesprochenen Sprache begleitet.

Außerdem hat die Gebärdensprache eine völlig andere Struktur und Wortstellung als die gesprochene Sprache.

So lautet der Satz: Kommst du morgen mit ins Kino? in deutscher Gebärdensprache:
Morgen du da Kino mitkommen du? Da würden die Gebärden etwas völlig anderes zeigen als die Lippen.

Besser ist es, Worte wie morgen, Kino, mitkommen auch als Mundbild synchron zu den Gebärden darzustellen.

Wer die Gebärdensprache nur rudimentär beherrscht, sollte es allerdings anders machen. Dann besser einen Satz in mündlicher Sprache nicht zu schnell und mit deutlichen Lippenbewegungen formulieren und dazu synchron wichtige Gebärden zeigen.

Herzliche Grüße,

Willy


Willy1729  28.02.2023, 12:57

Vielen Dank für den Stern.

Willy

Ja, es ist sehr, sehr wichtig ein Mundbild zu haben. Und zwar ein gutes. In der Regel wird lautlos gesprochen. Aber du kannst auch dabei flüstern. Sprechen klingt wegen der anderen Grammatik etwas wirr. Aber könnte man auch und hätte sogar den Vorteil, dass andere unfreiwillig lernen wie DGS funktioniert oder auch etwas verstehen. Macht aber irgendwie niemand.

Die Gebärde für Vorbereiten, planen, Politik … hat nach Auskunft eines GL Gebärdensprachlehrers sogar ca. 18 Bedeutungen. Da ist ein Mundbild schon extrem wichtig. Denn es ist Bedeutungsunterscheidend.

Trotzdem ich sehe in der Straßenbahn immer wieder Leute, die mit Maske gebärden. Sogar einhändig und auch ohne Maskenpflicht. Nach Auskunft einer GL Lehrerin geht das prima. Ich denke aber, dass man sich dafür gut kennen muss und auch gehörlos sein muss. Bedenken muss man auch, das in DGS, genauso wie in einigen asiatisch Sprachen Bedeutung anders als im Deutschen in großem Umfang über den Sprachzusammenhang transportiert wird. Was ebenso eine enorme sprachliche Herausforderung ist.

Ich denke auch dass Maskentragen bei einigen GL Personen eine absichtliche Gegenreaktion auf die Diskussion um die „armen“ Gehörlosen bei der Maskenpflicht ist. Bei der dann auch noch für die „armen“ funktionsuntüchtige Fenstermasken genäht wurden. Viele Gehörlose können es m.E. überhaupt nicht leiden, wenn über sie entschieden wird, statt dass sie beteiligt werden. Ansteckungsschutz ist es natürlich auch.

Der Wert, der dem Mundbild gegeben wird ist bei verschiedenen GL unterschiedlich. Viel lässt sich auch effektiver mit constructed action abbilden.

Eins ist aber klar, ein gutes Mundbild ist Pflicht. Mundgestik, Kopfbewegung, Oberkörperbewegung, Rollenübernahme und Mimik, ca, cd etc. auch.

Aber stell es dir nicht zu einfach vor, es gibt auch Gebärden ohne Mundbild. Gebärden, die bereits enthalten, wer wem was gibt, fragt etc. Mundbilder die sich verschieben. Mundbilder, die sich auf eine zweite Gebärde ausstrecken, die dann kein eigenes Mundbild hat etc. Sowas zu üben oder zu verstehen kann unter Umständen eine echte Herausforderung werden. Aber keine Sorge, man kann auch ohne verständlich bleiben.

Interessante Sprache!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Lippenbewegen ist hilfreich, da man auch von den Lippen lesen kann.

Meine Schwester hat meinen Neffen Gebärdensprache beigebracht. Babys sprechen auch nicht.

Gut, Trinken sah aus wie sein Lieblingskuscheltier Hasi, aber da war die Verständigung weit einfacher als wenn er schreit. Auch heute macht er noch das Zeichen für Arbeit.

Klares JA.

Besonders dann, wenn Menschen unterschiedlicher Dialekte zusammen kommen ist das Mundbild essentiell.

LG