Ist eine Walther P99 Polizeipistole stark genug, um ausgebrochenes Vieh wie z.B. einen Eber, einen Bullen oder ein Pferd aus sicherer Entfernung zu erschießen?

5 Antworten

Das kommt wohl auf die Begabung des Schützen an! Die Frage wird eher sein, WO ich treffe.

Gruß S.


Waldmensch70  23.09.2020, 15:01

Nicht wirklich.

Die Realität beschränkt die Zielgenauigkeit mit einer Kurzwaffe. Da kannst Du noch so gut sein, Du schiesst mit einer 9mm Pistole mit 3- oder 4-Zoll-Lauf aus sicherer Entfernung nicht sauber in das (relativ kleine, wenige mm²) Hirn eines wütenden Tieres, dass wild herumtobt und den Kopf hin- und herwirft.

Und bei einem Treffer in der Kammer (Brustkorb) tobt das Tier noch locker weiter, da reicht so ein Vollmantelgeschoss nicht aus um das Tier weidgerecht (also sicher tötlich, ohne dass es lange leiden muss) zu erlegen.

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Nein, nicht wirklich.

Es gibt gute Gründe, warum z.B. bei der Jagd Mindestkaliber und Mindestenergie (!) für die Munition vorgeschrieben sind.

Eine 9mm Luger Patrone (auch "9mm Parabellum" oder "9x19 mm" genannt) erreicht die Energie auf die entsprechende Entfernung nicht. Sie wäre nur aus allernächster Nähe geeignet, aber so dicht würde kein Polizist freiwillig an einen wild gewordenen Stier, Hengst oder Eber herangehen.

Auch verwendet die Polizei Vollmantelgeschosse, die bei der Jagd so nicht üblich sind, da sie im Zweifel nur ein sauberes Loch stanzen und eben nicht die volle Menge der Geschossenergie an den Körper abgeben.

Und für einen ganz genau gezielten Schuss hat der betreffende Polizist gar keine Zeit, wenn da ein Tier "vor sich hin wütet", da trifft niemand das Tier mit einer Kurzwaffe aus sicherer Entfernung sauber in den tödlichen Bereich im Kopf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger

ES1956  23.09.2020, 15:06

Gibt es noch Bundesländer wo die Polizei Vollmantelgeschosse verwendet?

(Ausser beim Training aus Kostengründen).

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Waldmensch70  23.09.2020, 15:07
@ES1956

Ich dachte, die wären bei Polizei und Militär nach wie vor üblich? Ist das nicht mehr so? Seit wann?

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Waldmensch70  23.09.2020, 15:17
@ES1956

Ja, habe es in der Zwischenzeit aufgrund Deines Kommentars auch gesucht und entsprechende Infos gefunden. War mir wirklich bisher nicht bekannt, mea culpa.

Aber davon mal abgesehen:
Auch wenn die Patrone aufpilzt, wir reden hier immer noch von weniger als 600 Joule direkt an der Laufmündung. Das wird auf entsprechende Entfernung einen unter Adrenalin stehenden Stier oder Eber nicht stoppen, ich denke da sind wir uns einig.

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Ich kenne die Geschichte von einem Jäger, der einen kapitalen Eber krankgeschossen hat. Der Eber rannte also fuchsteufelswild auf den Jäger zu, dieser nahm seine Kurzwaffe heraus, S&W .357 Magnum, Teilmantel, und fing bei ca. 30 Metern an zu schießen. Trotz der schmalen Silhouette des aufkommenden Ebers saß jeder Schuss. Trotzdem schaffte der Keiler es, bis unmittelbar an den Jäger heranzukommen, bevor das rund 200 kg schwere Tier verendend zusammenbrach. Das Tier hatte 6 Treffer.

Definiere mal "sichere Entfernung"! Die gebräuchliche Kurzwaffendistanz ist zwischen 10 und 25 Metern. Bei Entfernungen darüber ist der normale Polizist überfordert, die Trefferwahrscheinlichkeit zu gering.

Auf 10 Meter ein wütendes Tier herankommen zu lassen, ist nicht jedermanns Sache, zumal der Ausgang fraglich ist.

Also nein, dieser Schusswaffeneinsatz wäre höchstwahrscheinlich nicht erfolgreich.

Mit einem Glückstreffer vielleicht.

Oder mit genügend Zeit und Munition.

Nicht umsonst verfügen Polizeireviere in deren Zuständigkeit sich z. B. ein Schlachthof befindet über leistungsstarke Gewehre.

Ein Keiler schüttelt sich die Projektile aus der Schwarte und wird dann aber richtig sauer.

9mm - geht gar nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung