Ist ein promovierter Biochemiker, der den Unterschied zwischen Acetylcystein und Acetylsalicylsäure nicht kennt, ungebildet?

5 Antworten

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das weiß man als angehender Biochemiker schon vor der Einschreibung an der Uni, weil diese Leute meistens schon Chemie/Bio LK an der Schule hatten und da kennt man Schleimlöser und Aspirin als Allgemeinwissen. Gruß

...viel wichtiger, als solche Dinge "im Kopf" zu haben ist doch, wenn man bei Bedarf weiß, wie und wo man an die Informationen kommt. Schlau ist nicht, wer die Lösung kennt, schlau ist, wer den Weg dorthin weiß....und damit wird ein "promovierter Biochemiker" vermutlich keine Probleme haben.....

Ungebildet ist man nicht, wenn man ACC und ASS nicht unterscheiden kann, genauso wenig, wie wenn man den Unterschied von Designation und Einkleidung nicht kennt.

Ungebildet ist man z.B., wenn man nicht weiß, dass man, um etwas zu beurteilen, erst einmal seine Vorurteile überwinden muss, wie z.B. die Vorstellung, ein ganz spezieller Teil von Spezialwissen wäre notwendige Voraussetzung von Bildung.

Goethe hat einmal etwas über Schillers Bildungsgang gesagt, was erkennen lässt, wie weit Bildung von jeder Art von Einzelkenntnissen (Quizfragenwissen) unterschieden ist:

„Durch Schillers alle Werke geht die Idee der Freiheit, und diese Idee nahm eine andere Gestalt an, sowie Schiller in seiner Kultur weiterging und sich selbst ein anderer wurde. In seiner Jugend war es die physische Freiheit, die ihm zu schaffen machte und die in seine Dichtung überging, in seinem späteren Leben die ideelle.“

Schiller und Goethe konnten beide nicht wissen, was der Unterschied von ACC und ASS ist. Sie deshalb für ungebildet zu halten, wäre extrem naiv. Auch ein Chemiker braucht diese Einzelkenntnis nicht zu haben, auch wenn sie für Millionen von Menschen eine Selbstverständlichkeit ist.

Bildung hat etwas mit dem Verhältnis zur Welt, zu anderen Menschen und sich selbst zu tun.

Verzeih, dass ich bei einer so harmlosen Frage so grundsätzlich werde. Aber der Unterschied zwischen Spezialwissen, Allgemeinwissen und Bildung scheint mir wesentliche Voraussetzung zum Abbau von Vorurteilen. Und Vorurteile können sehr gefährlich sein.

Wenn man einen elementaren Fehler macht, heißt das noch lange nicht, dass man ungebildet ist. (Hast du seine Doktorarbeit gelesen und verstanden?)

Viel wichtiger aber: Hervorragende Chemiekenntnisse sind noch kein Beweis für Bildung. Ganz zu Recht hat Lichtenberg formuliert: "Wer nichts als Chemie versteht, versteht auch die nicht recht." - Sudelbücher Heft J (860).


SiCoSi 
Beitragsersteller
 28.12.2017, 11:14

heißt das noch lange nicht, dass man ungebildet ist. (Hast du seine Doktorarbeit gelesen und verstanden?)

Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar. Gerade in Naturwissenschaften sind Dr. Arbeiten normalerweise sehr spezialisiert.

Und Spezialwissen ist das Gegenteil von Allgemeinwissen.

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Fontanefan  29.12.2017, 09:02
@SiCoSi

Allgemeinwissen hat sehr wenig mit Bildung zu tun. - Allgemeinwissen ist nichts weiter als die Fähigkeit, Quizfragen zu beantworten. Diese Fähigkeit kann allerdings bei Personen mit sehr gutem Gedächtnis ein Nebenprodukt von Bildung sein, deshalb wird häufig auch von Allgemeinbildung gesprochen.

Bildung ist weit komplexer. In der Wikipedia heißt es dazu: "Ein Merkmal der Bildung, das nahezu allen modernen Bildungstheorien entnehmbar ist, lässt sich umschreiben als das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt." Die Kenntnis des Unterschiedes zwischen ACC und ASS hat damit gar nichts zu tun. Es ist ein extrem geringes Spezialwissen.


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passiert

in pflegeheimen meinen auch viele, dass 1ml=1mg ist