Ist Eifersucht in einer Dreierbeziehung unvermeidbar?
Ich lebe seit ein paar Wochen mit meinem Mann und einer weiteren Frau zusammen in einer WG. Sowohl er als auch ich verstehen uns gut mit der Frau und jeder von uns führt sehr offene, tiefe Gespräche mit ihr.
Nun ist es so, dass ich spüre wie ich schlagartig eifersüchtig werde, wenn sie z.B. morgens als erstes in SEIN Zimmer geht (sie hätte auch zu mir gehen können, meine Tür stand ebenfalls offen). Dann höre ich die beiden entspannt miteinander reden und lachen...
Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass er sowohl mit mir als auch mit ihr eine tiefere Beziehung führt.
Ich frage mich, ob es ein biologisches Programm ist, das mir dann doch so einen Stich versetzt, wenn sie bei ihm im Zimmer ist...
Ich möchte diese Eifersucht nicht haben, aber ich bin immer wieder mal davon betroffen. Heißt das, dass ich zu wenig in mir selbst ruhe? ...dass ich zu wenig Selbstbewusstsein habe?
Das Interessante ist: es passiert nicht nur, wenn die beiden die Tür zumachen, sondern genauso wenn sie offensteht und ich sogar ihre Gespräche mithören kann.
Ich fühle mich einfach ein Stück weit zurück gesetzt und unwichtig/ersetzbar.
Ist es normal, dass jeder einzigartig für den anderen sein will?
Ich möchte diese Grenze gern sprengen, da ich die Dreierbeziehung ansonsten sehr bereichernd finde. Zu zweit war ich mit meinem Mann oft überfordert, weil er für mich gefühlt viel zu oft reden wollte und ich das Bedürfnis hatte mehr für mich zu sein. Jetzt habe ich die Gelegenheit ihn reden zu lassen ohne dass ich zuhören muss (haha) und wieder bin ich nicht zufrieden...
Wie kann ich diese dumme Eifersucht hinter mir lassen und innerlich freier werden?
7 Antworten
Da bist du ja auf sehr interessante Facetten bei dir gestoßen! Ich würde nie von einer "dummen" Eifersucht sprechen. Du hast jetzt die Gefühle und Punkt! Ist "Eifersucht" nicht Angst? Die Angst, den anderen zu verlieren, weniger wichtig zu sein? Auch das sind keine "dummen" Gefühle; höchstens welche, die ich lieber nicht haben wollte!
Aber sie sind nun halt mal da. Bisher warst du an dem Punkt "Angst, zurückgesetzt zu werden" halt in eurer 2samkeit gar nicht getriggert und jetzt ist die Situation ja eine andere und du bist an dem Punkt (natürlich) getriggert. Eine neue Situation bringt neue Seiten von uns hervor. Das ist ganz normal.
Also: Die Angst ist da. Sie ist in dir. Sie muss auch ihren Platz bei dir haben und das heißt: Erst einmal anerkennen, dass du Angst hast. Das ist jetzt erst einmal das Wichtigste, denke ich.
Und das nächste wäre: Wie könnt ihr zu dritt mit der Situation gut umgehen? Aber das ist dann auch wieder eine andere Geschichte!
Alles Gute
Danke! Ja, ich bin auf Forschungsreise in mein Inneres...das ist beängstigend, aber auch aufregend und schön.
Eifersucht ist bis zu einem gewissen Grad menschlich und kommt natürlich auch bei poly Beziehungen vor.
Rede darüber mit den anderen. Überlege woher sie kommt - oft fühlt man sich ungeliebt oder unwichtiger.
So als Beispiel: Vor einigen Jahren war ich oft madig wenn ich nicht wo eingeladen wurde. Ich hätte nicht mal hingehen wollen, ich wollte bloß den Beweis dass Leute mich gerne um mich haben.
Das Zusammenleben wenn man recht neu in einer Polybeziehung oÄ ist ist natürlic schonmal etwas härter.
Ja, ist alles neu für mich. Vielleicht hilft Gewohnheit. Mal sehen. Ich bin eigentlich erschrocken darüber wie schnell mein sonst stabiles Selbstwertgefühl ins Wanken gerät...
Kann es sein dass ihr den Schritt zur WG ein wenig zu schnell gegangen seid?
Das ist selbst für viele MEnschen die länger poly leben ein großer Schritt.
Ja, es war schnell, aber nicht überstürzt. Aber richtig kennenlernen tut man sich ja sowieso erst beim Zusammenleben.
MIr geht es eher um den Punkt "erstmal damit lernen in einer Polybeziehung zu sein" - wie geht man mit Eifersucht um etc. Wenn ihr das noch nicht habt dann sehe ich das Zusamenleben als große Komplikation an.
Doch, in gewisser Weise haben wir damit schon Erfahrung, aber bis jetzt war es eher umgekehrt (ich hatte mehrere Männer, mein Mann nicht). Sorum ist jetzt schon neu für mich. Die anderen beiden sind auch nicht so eifersüchtig. Die haben mehr Vertrauen in sich selbst.
Sorum ist jetzt schon neu für mich.
Genau das meine ich ;)
Rede mal mit deinem Mann darüber, vieleicht kann er sagen wie er damit umgegangen ist.
Ja, hab ich schon. Er ist in eine Metaebene gegangen...und hat sich mehr auf SICH konzentriert...
... indem Du es lebst. Klingt einfacher als es getan ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Treue nicht natürlich ist. Wir werden mit dem "Wissen" groß, dass die Treue das Nonplusultra ist. Ich denke, wir alle haben das tief in uns verankert. Solches "Wissen" loszulassen und die Natur zu akzeptieren, fällt uns dann schwer - denke ich. Es sind festgefahrene Gleise, die wir nur durch Überzeugung loswerden - denke ich. Du hast ja schon erkannt, dass Teilen gut ist. Ich gehe noch einen Schritt weiter und finde Eure Dreier-WG nicht ideal. Denn wenn schon geteilt wird, dann eher gerecht - mit mehreren Leuten, so dass eine Eifersucht keine große Chance hat. Bei 2 Frauen und einem Mann kann das schwierig werden.
Ja, stimmt, das widerspricht auch meinem Gerechtigkeitsempfinden...und macht die Sache recht schwierig. Aber momentan fangen wir eben zu dritt an. Vielleicht werden es ja noch mehr...
Diese Dreierbeziehung ist ja nicht neu. Der Unterschied ist, dass ihr jetzt zusammen wohnt. Vorher hast du nur gewußt, dass er mit dieser anderen Frau zusammen ist, jetzt erlebst du es. Das ist nochmal was ganz anderes.
Ein böser Gedanke, der mir in diesem Zusammenhang kommt: Warum wollten die beiden, dass du mit ihnen zusammenziehst. Haben die finanzielle Vorteile dadurch? Er arbeitet ja, soweit ich weiß, nicht.
Es war meine Idee dort mit einzuziehen als ich erfuhr, dass dort ein Zimmer frei wurde. Ich erlebe es ja nicht durchgehend als schlimm oder schwierig. Es ist eine Herausforderung. Aber ich laufe vor Herausforderungen nicht weg.
Es ist wohl einfach so, dass du jetzt Live erlebst, was du vorher nur wußtest.
Dahinter steckt Verlustangst und du kannst erforschen, inwieweit du dieses Thema im Elternhaus erlebt hast.
Ja, das kann gut sein. Ich reagiere nicht extrem eifersüchtig, aber ich spüre die Verunsicherung schon deutlich. Ich denke es liegt an fehlender Geborgenheit in der Kindheit. Ich hab da wohl einen ziemlichen Mangel...
Dann übe dich in guter Selbstfürsorge! Zieh dich ein wenig zurück und widme diese Zeit dir selbst. Das macht frei und unabhängig.
Ja, das habe ich auch gedacht. Das ist für mich sehr gut, wenn ich gut für mich sorge...
Ja, du hast schon recht. Es gibt keine dummen Gefühle. Ich nehme diese Angst an und gucke sie mir an. Dadurch komme ich in alte Kindheitsgefühle...was teilweise eine ganz schöne Hilflosigkeit auslöst... ist aber sicher sinnvoll, das nochmal zu durchleben.