Ist die Sonne flüssig?

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Ist die Sonne flüssig?

Nein, sie besteht aus ionisiertem Gas, sprich Plasma.

Ich meine, früher hat es auch geheißen, dass es keine Schwarzen Löcher gibt.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Dies ist eine falsche Argumentationsweise, die zu einem Fehlschluss deinerseits führt. Nur weil früher eine (revolutionäre) Behauptung aufgestellt wurde, die sich im Nachhinein als richtig erwies heißt dies nicht, dass eine Behauptung die heute aufgestellt wird, sich ebenfalls als richtig herausstellen wird. Sie kann immer noch falsch sein. 

Das hab ich auch gelesen, ich verstehe es aber nicht so ganz, vor allem warum alles dagegen spricht?

Was dagegen spricht ist in erster Linie, dass nichts dafür spricht oder um genau zu sein, dass alle vorhandenen Belege Erklärungen für das Standardmodell liefern, aber keine die für die Alternative spricht. Davon abgesehen Scheint Robitailles theorie ihrerseits keine Voraussagen zu machen mit denen man sie überprüfen könnte. Ferner ignoriert Robitaille bestimmte physikalische Vorgänge und kommt daher zu fehlerhaften Ergebnissen.

Ja und nun? Stimmt es mit der Gravitation? Stephan Hawking stellte doch gerade das in Frage?? Wird nicht einfacher mit den Antworten.

Es ist einigermaßen schwierig, das in einen kompakten Text zu packen, ohne dabei wichtige Kerninformationen auszulassen. Kurzgesagt sind die schwarzen Löcher, von denen wir heute im Allgemeinen sprechen, die Produkte der allgemeinen Relativitätstheorie. Allerdings gibt es da ein paar Probleme wie die Singularität, das damit verbundene No Hair-Theorem und dem Informationsverlust und dem daraus resultierenden Konflikt mit der Quantentheorie.

Das führte Hawking letztendlich dazu zu sagen, dass es keine schwarzen Löcher im Sinne der ART gibt. Letzten Endes ist das auch nicht so außergewöhnlich, da Singularitäten physikalisch unbefridigend sind und meist nur ein Ausdruck von "wir haben noch nicht verstanden, was hier tatsächlich passiert". Mit anderen Worten, wir wissen zwar, dass die ART noch nicht vollständig ist, aber da wir noch nichts besseres haben, , bleibt sie bis auf weiteres die beste Theorie zur Gravitation, mit der wir arbeiten können.

Verstehe ich nicht, wenn es Plasma ist, warum funktioniert es dann schon so lange? 

Und warum sollte es das nicht? Die Sonne funktioniert so lange, weil nur im Zentrum die Bedingungen für die Kernfusion erreicht werden. Die Reaktionsrate pro Zeit hängt von der Temperatur und Dichte ab, welche ihrerseits von der Masse des Sterns abhängen. Und bei so einem Winzling wie der Sonne führt das eben zu enormen Lebensdauern, weil die Teilchen so selten reagieren.

Davon mal abgesehen macht allein schon dein Satz keinen Sinn. Inwiefern sollte denn die Existenz eines Plasmas dagegen sprechen, dass die Sonne bereits so lange funktioniert wie sie es tut? Außerdem bietet sowohl eine flüssige Sonne als auch eine aus Metall keine alternative Erklärung.

Und warum hat es ein dermaßen breites Spektrum???

Weil es opak ist. Das Licht sämtlicher Wellenlängen wird von frei fliegenden Elektronen absorbiert und reemittiert, sodass ein kontinuierliches Spektrum entsteht, dass (annähernd) dem eines schwarzen Körpers entspricht. 

LG, NA


Hallo Technomixer,

vorab: die Antwort von NutzlosAlpha ist wirklich super. Ich möchte nur noch ein paar Dinge ergänzen, von denen ich denke, dass sie zum Verständnis wichtig sind.

Bin neu hier,

Herzlich willkommen! ♡

und interessiere mich für Physik und Astronomie

Eine gute Wahl! =)

und bin über die Frage gestolpert, dass die Sonne flüssig ist?

Und das ist der Grund, warum man sich wissenschaftliche Themen auf von Wissenschaftlern geschriebenen Webseiten reinziehen sollte. Man lässt sich eine Bypass-OP ja auch nicht von der Friseuse machen. Heise ist zwar nicht ganz so schlimm wie der Kopp Verlag - bei der Wahl seiner Themen aber keineswegs immer seriös.

In diesem Falle lautet der Autor Deines Artikels Alexander Unzicker. Und der schreibt wirklich alles, wenn es nur  danach klingt, dass die moderne Physik aber so was von total auf dem Holzweg ist - und es sich nicht zuletzt deshalb gut verkauft.

Ne, ehrlich: Das 20. wissenschaftliche Buch über die Sonne mit Plasma verkauft sich nicht mal 1% so gut wie die Schlagzeile "Sensation: Gesamte Astrophysik auf dem Holzweg!!!! Lesen Sie, was ein Außenseiter herausgefunden hat!!!! " (Mit üblicherweise ideser Anzahl Ausrufezeichen....)

Im Ernst: Nein, Unzicker verzapft Unsinn. Hier:

http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/07/31/pierre-marie-robitaille-und-alexander-unzicker-ist-die-sonne-wirklich-gasfoermig/

nimmt Florian Freistetter - seines Zeichens Dr. der Astrophysik und einer der besten Blogger zum Thema im Web - den Artikel von Unzicker nach Strich und Faden auseinander.

In Kürze: Woher wissen wir, dass die Sonne an ihrer Oberfläche aus heißem, ionisiertem Gas (PLasma eben) besteht - und was ist eigentlich eine "Oberfläche" bei einem Objekt aus Gas (ionisiert oder nicht)?

Wie genau macht man Naturwissenschaft? Durch die ständige und nie enden wollende gegenseitige Kontrolle von Beobachtung und theoretischen Erklärungsmodellen. Die Modelle erklären uns, warum wie die Beobachtungen machen, die wir machen. Aber nicht nur so wischiwaschi, sondern exakt berechnet.

Mit unseren Vorstellungen von den Temperatur- und Druckverhältnissen rechnen wir aus, wie das Spektrum der Sonne (also die Intensität des abgestrahlten Lichtes bei einer bestimmten Wellenlänge) aussieht. Wir berechnen also das Spektrum - und vergleichen es dann mit den Messungen.

Und das passt. Wir können die spektrale Verteilung des Lichtes, wie wir es in den einzelnen Wellenlängenbereichen empfangen, hervorragend mit unseren Modellen berechnen. Für die Sonne genau wie für andere Sterne auch. Die Annahme der Kernfusionsprozesse im Sterninnern passt auch hervorragend zu ganz anderen Beobachtungen: Aus dem sogenannten Hertzsprung-Russell-Diagramm können wir die Lebensdauern der Sterne in bestimmten Phasen ihrer Entwicklung abschätzen. Und auch diese Daten passen wunderbar.

Wenn jetzt Unzicker (und der seinem Buch zugrunde liegende Artikel von Robitaille) richtig liegen würden, dann wären alle(!) unsere Übereinstimmungen von Beobachtung und theoretischem Modell rein zufällig. Denn unser Modell wäre ja völlig falsch.

Und das erscheint dann doch etwas merkwürdig. Mit der Frage, warum unsere Vorstellungen von der Sonne die Beobachtungsdaten aber so hervorragend beschreiben, beschäftigt sich Unzicker erst gar nicht. Dabei ist das die wichtigste Frage überhaupt.

Wie entsteht denn eigentlich das Spektrum der Sonne?

Es besteht aus einem kontinuierlichem Teil und darin liegen einzelne Spektrallinien. Das Kontinuum wird sehr gut beschrieben durch das Plancksche Strahlungsgesetz, auch "Schwarzkörperstrahlung" genannt.

Planck hat es im Jahr 1900 gefunden. Es gilt immer dann, wenn für einen Körper das Spektrum ausschlaggebend von seiner Emission bestimmt wird. Bedeutet in normalem Deutsch: Auf Dich oder mich fällt Licht - und wir reflecktieren es wieder. jede Oberfläche verschluckt ein bissi Licht dabei. Das nennt man "Absorption". Und wir strahlen selber Wärme ab. Abstrahlung nennt der Physiker Emission.

Und wenn beim abgestrahlten Licht eines Körpers die Absorption (also das Verschlucken) keine Rolle spielt, dann gilt das Gesetz der Schwarzkörperstrahlung von Planck. Das heißt so, weil z.B. ein Loch in einem schwarzen Körper diesen Gesetz folgt: Es fällt fast kein Licht rein, aber es strahlt entsprechend der Temperatur im Loch ab. Uns Sterne folgen eben auch diesem Gesetz: Weil auf Sterne praktisch kein Licht drauf fällt. Ihre Strahlung ist allein über ihre eigene Abstrahlung bestimmt.

Auch in einem dichten ionisierten heißen Gas = Plasma in den Sternatmosphären haben wir die kontinuierliche Strahlungsverteilung des Planckgesetzes. Jede Schicht strahlt entsprechend ihrer Temperatur- und Druckverhältnisse bei einem bestimmten Wellenlängenbereich maximale Leistung ab. Und wir blicken bis in die Tiefe aus der die Strahlung kommt, die die Wellenlänge des sichtbaren Bereiches hat. Das ist keineswegs die äußerste. Sondern nur die, die wir sehen.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

Technomixer 
Beitragsersteller
 17.11.2015, 08:13

Danke für die gute und nachvollziehbare Antwort.

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Technomixer 
Beitragsersteller
 17.11.2015, 14:26
@Technomixer

Ist zwar schon wieder eine Frage, aber kann man zwei Antworten als hilfreich auszeichnen? Wäre ja immerhin hier wünschenswert, bei zwei so guten Kommentaren..

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uteausmuenchen  21.11.2015, 22:45
@Technomixer

Nein, kann man nicht. Nimm die von NutzlosAlpha. Seine Antwort ist super und war vor meiner da.

=)

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ZITAT:

Unberücksichtigte Doppelnatur des Wasserstoffs

Der Grund, weswegen man an die so gut sichtbare Oberfläche nicht glauben mochte, liegt darin, dass man flüssigen Wasserstoff in der Photosphäre bisher für ein Ding der Unmöglichkeit hielt. Dies ist falsch, denn Wasserstoff könnte dort sehr wohl in einer flüssigen metallischen Form unter moderaten Druckbedingungen existieren. Der Grund dafür ist eigentlich gar nicht schwer zu verstehen, verlangt aber einen kurzen Ausflug in elementare Chemie.

Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/43/43912/1.html


uteausmuenchen  16.11.2015, 21:22

Der Artikel auf Heise/Telepolis beruht auf einem unsäglich zu nennenden Buch von Unzicker.

Das strotzt nur so von physikalisch unhaltbaren Aussagen. Sorry.

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Technomixer 
Beitragsersteller
 16.11.2015, 13:29

Das hab ich auch gelesen, ich verstehe es aber nicht so ganz, vor allem warum alles dagegen spricht?

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User3Generation  16.11.2015, 13:40
@Technomixer

Na, weil man meint,was die breite Masse vertritt schon richtig ist und alles andere falsch,solang man es nicht falsifizieren kann, da vermutlich noch keine geeigneten Messinstrumente gibt....

und siehe da, man fällt gar nicht vom Tellerrand wenn man bis zum Horizont segelt.

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Technomixer 
Beitragsersteller
 16.11.2015, 13:45
@User3Generation

Da hast Du auch Recht, dass mit dem Tellerrand ist ein cooler Vergleich.

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Hallo,

die Sonne ist wie alle anderen Sterne auch eine Plasmakugel - ionisiertes Gas.

Schwarze Löcher - bereits im Jahr 1873 sprach man von dunklen Sternen deren Gravitation so hoch ist, dass sie sogar Licht einfangen. Im Jahr 1971 entdeckte man den ersten Kandidaten für ein beobachtbares Schwarzes Loch.


Technomixer 
Beitragsersteller
 16.11.2015, 13:36

Ja und nun? Stimmt es mit der Gravitation? Stephan Hawking stellte doch gerade das in Frage?? Wird nicht einfacher mit den Antworten.

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Roderic  17.11.2015, 14:19
@Technomixer

Wie so oft, wird der gute alte Stevie mal wieder falsch zitiert:

Er hat weder die ART noch die Existenz Schwarzer Löcher in Frage gestellt - sondern lediglich festgestellt, daß letztere keine Singularitäten sind.

Eine Singularität tritt nur dann auf, wenn man die falsche Metrik anwendet. Unter Verwendung der richtigen Metrik sind alle Geodäten entweder geschlossenen Kurven oder infinit - enden aber niemals in einer Singularität.

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plasmaförmig, im Kern der Sonne wahrscheinlich metallisch durch hohen Druck