Ist Deutschland ein Heidnisch-Christlich geprägtes Land?

1 Antwort

Sicher haben die Germanen (die du vermutlich mit den "Heiden" meinst) und die Kelten viele Spuren hinterlassen. Unsere Sprache ist germanischen Ursprungs, viele Städtenamen (vor allem im Süden) sind keltisch. Die Wochentage sind zum Teil noch germanischen Ursprungs, so der Donnerstag (Donner = Thor), der Freitag (Freya) oder der Dienstag (Tyrstag, Tyr war auch ein Gott).

Die Religion und Weltanschauung von damals ist weitgehend verschwunden, aber in der Sprache ist noch viel erhalten geblieben (unsere Sprache ist konservativer als andere Bereiche unseres Lebens).

Und klar ist das Christentum schon lange sehr präsent in Europa, es hat andere Vorstellungen (der Germanen, aber auch der Römer und z.B. den Mithraskult) verdrängt.

Mittelalterliche Schriften (so um 1000 herum oder noch früher) zeigen noch sehr deutlich diese Mischung aus germanischen und christlichen Vorstellungen, ich nehme gerne den (wenig bekannten) Muspilli als Beispiel (in althochdeutscher Sprache).

https://de.wikipedia.org/wiki/Muspilli

Da verschmilzt eine biblische Vorstellung (der Endkampf, die Apokalypse) mit alten Vorstellungen wie "Muspellsheim" (daher der Name) oder "Midgard". Und die eigentlich aus der Bibel entnommene Figur des Elias wird hier wie Thor im Endkampf geschildert. Wie Thor fällt auch Elias am Ende in diesem Kampf.

Einige Passagen erinnern stark an entsprechende Stellen aus der Edda.
Andererseits ist der biblische Einfluss ebenfalls sehr deutlich.

"Das Wort Muspilli selbst ist im Althochdeutschen ein hapax legomenon, das nur ein einziges Mal überliefert ist. Eine Deutung ist deshalb schwierig, es wird jedoch von manchen Forschern mit dem Weltenbrand in der Ragnarök-Sage der nordischen Mythologie in Verbindung gebracht."

Aber später verliert sich allmählich diese Spur der nordischen Vorstellungen (bis auf einige Ausnahmen, etwa die Wochentage).