Ist der Hebräische Originaltext des Tanach ohne Vokale?
Ist der Text des Tanach (genauer des Buches Ecclesiastes/ Kohelet/ Prediger) im Original ohne Vokalpunktierung?
Wenn ja: Kann man einfach die Punkte "wegnehmen" und hat dann den Originaltext oder muss man an den eigentlichen Schriftzeichen auch etwas ändern?
Danke im Voraus!
2 Antworten
Ja, nur der Text, ohne Vokalzeichen, ohne Punkt und Komma
Die Vokalzeichen wurden später hinzugefügt.
Die Nummerierung der kapitel und Verse stammt von christlichen Hebräisten der Neuzeit...
(in der jüdischen Tradition gab es für die Torah nur eine Einteilung in Wochenabschnitte, und innerhalb der Wochenabschnitte in 7 Unterabschnitte, "Aliot") und für die übrigen Bücher soviel ich weiss nur eine Einteilung in Bücher...
Ist der Text des Tanach (genauer des Buches Ecclesiastes/ Kohelet/ Prediger) im Original ohne Vokalpunktierung?
Ja. Die bislang ältesten Textfunde des Kohelet stammen aus Qumran. Hier ein paar Bilder zu 4Q109. Dort lässt sich die fehlende Punktierung ganz gut erkennen.
Wenn ja: Kann man einfach die Punkte "wegnehmen" und hat dann den Originaltext oder muss man an den eigentlichen Schriftzeichen auch etwas ändern?
Joar... Das kann man durchaus machen und man müsste an den eigentlichen Schriftzeichen auch nichts ändern, wobei die Punktierungen ja lediglich dem Verständnis des Textes dienen. Ob es sich dabei dann aber wirklich um den Originaltext handelt, lässt sich nur spekulieren, da man ihn mit dem nicht erhaltenen Originaltext vergleichen müsste.
Nachtrag: Wieso genau interessiert Dich denn der Kohelet? Ich finde sie eine großartige Schrift, stehe damit aber oft alleine, deswegen die Frage.
Wenn ich das richtig sehe, ist das eine Anwendung im modernen Hebräisch und nicht in der Bibel.
Danke! Bin kein Experte. Hatte das nur an gelesen. Trifft wohl nur auf heutiges Iwrith zu oder frühestens auf nachbiblische Texte. Zumal die Vokalisation bzw. Punktation erst später gesetzt worden ist und die korrekte Lesung sichern soll, wobei sich die Methode von Tiberias gegenüber der palästinensischen und babylonischen Vokalisation durchgesetzt hat.
Ich finde die etwas von "Rest der Bibel" abweichende Art des Textes interessant, da das Buch ja an die Hellenistischen und Philosophischen Traditionen angenähert sein soll.
Hm, am Hellenismus sind andere Schriften deutlich näher, zB die Weisheit. Mir gefällt auch die These, dass das Buch Prediger eine Schrift der Sadduzäer gewesen sein könnte.
Ist es aber nicht so, dass man hier und da die schwachen Konsonanten Waw bzw. Yod in unvokalisierten Texten zusätzlich schreiben muss, welche im vokalisierten Text nicht geschrieben werden? Ich will nur sagen, dass es evtl. nicht ganz aufgeht, wenn man sagt, dass beim Weglassen der Vokalzeichen die Buchstaben des Textes unverändert bleiben.
Im www fand ich folgende Beispiele:
meschuga (verrückt) מְשֻׁגָּע = משוגע,
tiqqun (Reparatur) תִּקּוּן = תיקון,
tiqwa (Hoffnung) תִּקְוָה = תקווה,
achschaw (jetzt) עַכְשָׁו = עכשיו,
chodschajim (zwei Monate) חָדְשַׁיִם = חודשיים