Ist das stur und trotzig?(ich verweigere Geburtstagswünsche)?
Für mich bedeuten Feiertage (Geburtstag, Weihnachten etc.) nichts und ich behandle sie wie ganz normale Tage. Meine Frau versucht aber, mich zu verbiegen und mich zu überzeugen, dass ich wenigstens meiner Mutter zum Geburtstag gratuliere.
ich will es aber nicht, weil diese Worte („alles Gute zum Geburtstag“) von mir aus total leer und unauthentisch sind. Und ich sage nicht gerne Dinge, bei denen nichts dahinter ist.
meine Frau meint, dass ich sehr stur und trotzig in dieser Angelegenheit bin, weil es j nichts kostet, einfach „alles Gute zum Geburtstag“ den Liebsten zu sagen. Seht ihr das auch so?
12 Antworten
Für mich bedeuten Feiertage (Geburtstag, Weihnachten etc.) nichts und ich behandle sie wie ganz normale Tage.
Das ist dein gutes Recht, aber andere Menschen sehen das anders. Es ist ein Zeichen von Respekt und wohlwollen gegenüber einem anderen Menschen, wenn man diesem zu seinen Feiertagen gratuliert, auch wenn sie einem selbst nichts bedeuten. Beispielsweise gratulieren Christen zu jüdischen oder muslimischen Festen, um Respekt und Akzeptanz auszudrücken.
Umgekehrt kommuniziert es Gleichgültigkeit, wenn man weiß, dass da ein für die andere Person wichtiges Fest ist, und man gratuliert nicht. Es transportiert die Nachricht "mir doch völlig egal, dass das für dich ein wichtiger Tag ist".
Manchmal ist die eigentliche Nachricht gar nicht in den Worten, sondern in einer Meta-Ebene. Man gratuliert nicht, weil einem das Fest des anderen wichtig ist, sondern weil einem der andere als Person wichtig ist.
Zwischenmenschliche Beziehungen nehmen schaden, wenn man Gleichgültigkeit vermittelt. Was deine Frau da versucht ist, die Beziehung zwischen dir und deiner Mutter zu verbessern.
Du, ich bin Autistin. Ich lerne das auswendig, wie Vokabeln, und handle danach. Und so empfinden es halt die meisten Menschen. Das kann man akzeptieren und danach handeln oder es nicht akzeptieren und anecken. So sind die Regeln. Find Ich ungefähr so toll wie du, aber so ist es halt.
Respekt bedeutet, nach meinem Verständnis, jemanden nicht von oben herab zu behandeln, seine Rechte nicht zu verletzen und ihn ernst zu nehmen
Korrekt und wenn einem Menschen ein bestimmtes Fest ernst ist, zeigt man durch gratulieren, dass man seine Überzeugung ernst nimmt. Und damit auch den Menschen.
indem ich z.B. absichtlich schlechte Laune verbreite
Es kann die Laune verderben, wenn die Gratulation nicht kommt, weil die Person sich in ihren Wünschen nicht gesehen fühlt. Und nicht gratulieren ist eine absichtliche Handlung. Entsprechend ist es exakt das, was du tust. Möglicherweise unbewusst, aber das wird in der Bewertung deiner Handlung nicht unbedingt berücksichtigt.
so wird sie trotzdem nicht alleine dadurch, dass ich jemandem nicht zum Geburtstag gratuliere, übermittelt.
Doch. Etwas nicht sagen ist auch eine Aussage. Und es wird ebenso auf meta-Ebenen interpretiert wie eine Aussage. Das magst du vielleicht unfair finden, aber ändern kannst du es halt nicht. Wir sind zurück bei "Respekt". Ein kulturell erwartetes Zeichen von Respekt nicht zu erweisen wird als Zeichen von fehlendem Respekt gewertet. Und die Gratulation ist kulturell erwartet. "nicht - optionale gesellschaftliche Konvention" wurde es in big bang theory genannt und das trifft es ganz gut.
Mittlerweile sehe ich das Ganze aber eh ein bisschen lockerer, und es kann passieren, dass ich jemandem, der mir nicht prinzipiell egal ist, an seinem Geburtstag "Alles Gute" wünsche. Ich beziehe mich dabei aber nicht auf den Geburtstag, weil dieser ja, wie gesagt, für mich kein besonderer Anlass ist.
Gesellschaftlich akzeptierter workaround^^
Wenn du nicht ein total zerrüttetes schlechtes Verhältnis zu deiner Mutter hast, dann gebe ich deiner Frau zu 100% recht. Ein paar liebe Worte kosten nichts und schenken trotzdem Freude.
Ich würde dich verstehen, wenn eben das Verhältnis zur Mutter schlecht ist, denn dann wäre es geheuchelt ihr zu gratulieren und alles Gute im neuen Lebensjahr zu wünschen.
entscheidend ist ja was deine mutter darüber denkt. wenn ihr glückwünsche sowieso nicht wichtig sind hat sich die sache doch erledigt. im übrigen wüsste ich nicht warum du nicht dahinter stehen kannst deiner mustter glück oder gesundheit zu wünschen oder musst du dich dafür verbiegen? wenn dir das nicht authentisch genug vorkommt kannst du sie ja jeden sonntag anrufen und ihr alles gute wünschen
ansonsten finde ich deine haltung weniger authentisch sondern eher albern. Ich nehme dir nicht ab, dass du so durchs leben gehst. es fängt doch schon damit an dass man leuten einen guten tag wünsch, deren tagesverlauf einen eigentlich nicht interessiert :-) erzähl nicht du würdest der authenzität willen auf alle gesellschaftlichen konventionen scheisssen, da lügst du dir selbst einen in die tasche.
Ja, Du lebst ja nicht alleine auf der Welt. Selbst Moslems wünschen mir ein frohes Fest, auch wenn sie mit Weihnachten rein gar nichts zu tun haben. Ich als Christ wünsche ihnen ein schönes Zuckerfest. Das gehört sich einfach so und zeugt von einer guten Erziehung.
Wir leben alle in einer Gesellschaft und nicht allein. Das sind die Geflogenheiten und ich muss deiner Frau leider recht geben. Das ist etwas stur und trotzig. :-/
"Es gehört sich so" als Grund für ein Verhalten anzuführen impliziert, dass das Verhalten Selbstzweck ist. Ich erkenne keinen Sinn oder Vorteil darin, Dinge um ihrer selbst willen auszuführen.
Das heißt nicht, dass ich Konventionen prinzipiell ablehne, oder es prinzipiell ablehne, Dinge durchzuführen, hinter denen ich keinen Sinn erkenne. Ich meine damit nur, dass die Konventionalität einer Sache an sich kein Gewicht als Argument für deren Moral hat.
"Ich erkenne keinen Sinn oder Vorteil darin, Dinge um ihrer selbst willen auszuführen."
Das mag für Dich stimmen, aber wie ich bereits schrieb, lebst Du nicht alleine auf der Welt und es stellt sich dabei die Frage, welchen Sinn Du darin siehst es nicht zu tun?
Kann jeder halten wie er will - ich gratuliere auch niemand zum Geburtstag. Das wissen nun alle
Da es ja keine brutale Leistung ist, ein Jahr älter zu werden...
Manche freuen auch darüber, dass ein geliebter Mensch ein weiteres Jahr geschafft hat..
"Es ist ein Zeichen von Respekt und wohlwollen gegenüber einem anderen Menschen, wenn man diesem zu seinen Feiertagen gratuliert" – Wohlwollen vielleicht, aber mit Respekt hat das nichts zu tun, und schon gar nicht mit Akzeptanz. Respekt bedeutet, nach meinem Verständnis, jemanden nicht von oben herab zu behandeln, seine Rechte nicht zu verletzen und ihn ernst zu nehmen. Zumindest sind das die Dinge, die mir jetzt auf Anhieb eingefallen sind im Zusammenhang mit dem Wort "Respekt". Nichts davon steht im Widerspruch dazu, jemandem nicht zum Geburtstag zu gratulieren, selbst, wenn derjenige sich das wünscht bzw. sich darüber freut. In diesem Zusammenhang würde Respekt höchstens bedeuten, dass ich nicht versuche, jemandem die Freude am Geburtstagsfest (oder irgendeinem anderen Fest) zu nehmen, indem ich z.B. absichtlich schlechte Laune verbreite bzw. meine Ansichten darüber aktiv in den Vordergrund stelle, und Inakzeptanz könnte ich überhaupt nur so deuten, dass ich jemanden dafür verurteile, dass er Geburtstag feiert.
"Es transportiert die Nachricht 'mir doch völlig egal, dass das für dich ein wichtiger Tag ist'." – Auch, wenn die Botschaft für mich bei den meisten Menschen zutreffen würde (vielleicht nicht bei jemandem, der mir nahe steht), so wird sie trotzdem nicht alleine dadurch, dass ich jemandem nicht zum Geburtstag gratuliere, übermittelt. Das einzige, was man daraus deuten kann, ist, dass es für mich kein wichtiger Tag ist, aber diese Botschaft vermittle ich nicht aktiv (höchstens, wenn es in einem Gespräch über dieses Thema geht).
Mittlerweile sehe ich das Ganze aber eh ein bisschen lockerer, und es kann passieren, dass ich jemandem, der mir nicht prinzipiell egal ist, an seinem Geburtstag "Alles Gute" wünsche. Ich beziehe mich dabei aber nicht auf den Geburtstag, weil dieser ja, wie gesagt, für mich kein besonderer Anlass ist.