ist das schon sexualisierte gewalt oder übertreibe ich?
Hi ihr!
Hatte vorgestern Therapie und wir arbeiten momentan so einiges auf. Wir kamen dann auf das Thema Gewalt und insbesondere sexualisierte Gewalt, weil das anscheinend zu einiger meiner Verhaltensweisen passt. Ich hab natürlich sofort nein gesagt, ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht und glaube irgendwie auch nicht, dass ich betroffen bin.
Mir kommen zwar einige Situationen in den Kopf in denen ich mich extremst unwohl gefühlt habe, aber eine Situation ist mir besonders im Kopf geblieben. Es ist allerdings schon Jahre her, ich war 6 oder 7 und jetzt bin ich 16.
Also ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher weil es fühlt sich unreal an und ich liebe meine Eltern, auch wenn natürlich einiges echt nicht so toll funktioniert und insbesondere die Beziehung zu meinem Vater eher mäßig ist.
Damals hatten wir unsere Hündin recht neu und ich war mit ihr und meiner Schwester draußen im Schnee unterwegs. Ich hatte mich nicht wirklich wettertauglich angezogen und mir war halt komplett kalt als ich wieder zuhause war und auch vollkommen durchnässt. Ich sollte dann in die heiße Badewanne gehen und hab dann angefangen zu heulen, weil meine durchgefrorenen Hämde im heißen Wasser weh taten. Er hat mich rausgenommen und mich halt ganz komisch angefasst, also quasi die eine Hand im Intimbereich und hat mich zu meiner Mutter getragen weil ich nicht aufgehört habe zu weinen.
Das merkwürdige was mir aber eben erst jetzt auffällt ist, dass er das sonst niemals getan hat und ich ja natürlich selber laufen kann.
Es fühlt sich beinahe unreal an, ich bin mir nicht sicher, vielleicht übertreibe ich einfach komplett.
Ich schäme mich so sehr das nächste Woche in Therapie anzusprechen, weil ich Angst hab dass ich gerade komplett überreagiere.
Also meine Frage: zählt das als sexueller Übergriff?
7 Antworten
Es war eine Situation, in der du dich unwohl gefühlt hast, und das allein rechtfertigt schon, dass du darüber in der therapie sprichst. Du kannst auch einfach sagen, dass du die Situation nicht richtig einschätzen kannst.
Aber irgendwas ist da schon seltsam. So trägt man babies, aber keine Schulkinder. Erst recht keine nackten Schulkinder.
Das ist normal.
Du kannst die Geschichte aufschreiben und deinem Therapeuten den Zettel geben, wenn dir das leichter fällt.
Musst Dich nicht schämen, wenn Du es ansprichst.
Was würde schlimmstenfalls passieren? Nichts, nur das Deine Therapeutin, die sich zur Verschwiegenheit verpflichtet hat, etwas mehr von Dir weiß. Nur gemeinsam könnt Ihr daran arbeiten oder es abhaken.
Erstmal ist es okay. Und es ist stark dass du hier nachfragst.
Es kann natürlich sein, dass er in dem Moment einfach nicht nachgedacht hat, oder dich so besser tragen konnte... Alles ist möglich.
Fakt ist aber, dass du dich unwohl gefühlt hast, auch wenn es dir in dem Moment als normal erschien. Wenn du sagst, dass du dich da unwohl gefühlt hast, war es aus deiner Sicht ein Übergriff. Wenn er das aber gar nicht wollte, hat er erstmal nichts gravierend falsch gemacht. Jemand der jetzt sagt, dass du da kein Drama machen sollst, liegt falsch. Denn für dich war es schlimm und du musst darüber nachdenken, fühlst dich unwohl. Für dich war es ein Übergriff. Und in erster Linie zählt dass was du wahrnimmst.
Wenn er aber sonst nichts falsch gemacht hat, in die sexuelle Richtung gesehen, würde ich es ihm erstmal nicht übel nehmen. Es war in dem Fall wahrscheinlich ein Versehen. Kann aber natürlich auch Absicht gewesen sein. Wenn du dich traust kannst du ihn mal darauf ansprechen. Er wird sich vermutlich kaum daran erinnern.
Aber nochmal: wenn du dich damit weiterhin unwohl fühlst, ist das okay und vollkommen verständlich!
Dankeschön, das hilft mir echt sehr weiter! Ich hoffe du hast noch einen schönen Abend :)
Bei einer Erste Hilfe Ausbildung vor vielen jahren wurde uns auch gezeigt wie man auch einen sehr schweren Menschen alleine eine längere Strecke tragen kann. Dabei wurde uns der Griff durch die Beine empfohlen, da wir auf diese Weise verhindern können, dass uns der Verletzte wegkippt und entgleitet. Der Griff an die Scham wäre aber unsinnig. Im geschilderten Fall konnte dein Vater aber wohl nicht durch deine Beine hindurchgreifen, da du ja in der Wanne saßt.
Aus der beschriebenen Situation kann man keine sexuellen Absichten ableiten und Gewalt schon gleich gar nicht. Es war allerdings wahrscheinlich unnötig. Für dich war es überraschend und ungewohnt. Du solltest es deshalb bei deinem Therapeuten ansprechen,
Also zuerst mal: du musst dich nicht schämen. Es ist vollkommen okay, dass dir das unangenehm war.
Trotzdem würde ich diesen Vorfall, so wie du ihn beschrieben hast, nicht als sexuelle Gewalt oder Übergriff von deinem Papa an dir sehen. Das muss sich nicht widersprechen. In der Situation klingt sein Handeln gar nicht so seltsam, wie in einem Kommentar dargestellt. Ja, normal trägt man Kinder in dem Alter nicht so. Aber war die Situation normal?
Mir würden gleich zwei Gründe einfallen, warum er dich getragen haben könnte: vielleicht um dich dadurch zu trösten oder beruhigen. Und: wenn du aus der Wanne kommst bist du ja klatschnass, im besten Fall setzt du alles unter Wasser, im schlimmsten Fall rutschst du aus und tust dir weh. Dann natürlich die Frage, warum er dich wie gehalten hat. Aber auch hier: ich weiß nicht, ob du schon mal ein nasses Kind getragen hast, aber die können ziemlich glitschig sein. Klar würde man ein sechs- oder siebenjähriges Kind normal unter den Armen anheben, aber gut möglich, dass er dich dadurch einfach nur von unten stützen wollte. Im Endeffekt war es wohl auch für deinen Papa eine Ausnahmesituation, jedes normale Elternteil handelt direkt und versucht zu helfen, wenn das Kind in Not ist.
Wie gesagt, das heißt nicht, dass du dich in der Situation nicht unwohl fühlen durftest. Es ist ja auch normal, dass, wenn Kinder älter werden, sie manche Dinge nicht mehr möchten, die ihnen früher mal egal waren. Ich denke, dass jedes Kind schon mal solche Situationen erlebt hat.
Dies war jetzt alles durch die rosarote Brille betrachtet. Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass dein Papa wirklich andere Intentionen hatte. Sowas darf man nicht klein reden. Wenn du jetzt allerdings nicht den Eindruck hattest, dass sowas passiert ist und diese Situation eben einmalig war und auch keine ähnlichen Dinge passiert sind, halte ich das nicht für wahrscheinlich. Wenn du jetzt versuchst, Dinge zu interpretieren, die gar nicht da sind, schadest du dir im schlimmsten Fall selbst.
Ansonsten gebe den Anderen recht: wenn diese Situation dich belastet, dann spricht nichts dagegen, darüber zu reden.
Ich wünsche dir alles Gute.
dankeschön! ich schäme mich nur ein bisschen und hab keine ahnung wie ich das sagen soll. schönen abend dir noch :)