Ist das aussen wirklich eine Projektion unseres inneren?

4 Antworten

Hey,

ich möchte als Ergänzung zu der Antwort von @Philipp3141 noch etwas auf die "psychologische Ebene" aus hypnotischer Sicht eingehen, die "nach" der von Philipp erklärten "organischen Ebene" kommt.

Wir können unsere subjektive Welt aus all den Informationen zusammenstellen, die wir durch unsere Sinne bekommen. Aber wenn wir in der Welt agieren, bekommen wir diese ganzen Informationen nicht alle direkt ins Bewusstsein geliefert, sonst würden wir nicht fähig sein, auch nur eine Straße zu überqueren.

Zum Straße-Überqueren ist es zum Beispiel nicht relevant, dass eine Fliege auf der Ampel sitzt, ein Vogel am Himmel vorbei fliegt, die Person auf der anderen Straßenseite blaue Schuhe trägt, wie die Luft nach Staub riecht, dass ein kleiner Riss im Asphalt ist, etc. All diese Informationen bewusst wahrzunehmen würde uns überwältigen, und wir könnten nicht die "klare Absicht" haben, die Straße zu überqueren.

Deshalb haben wir ein inneres "System" das uns nur die Informationen über unsere Umwelt gibt, die "gerade" relevant für uns sind. Beim Straße überqueren ist zum Beispiel wichtig, ob alle Autos stehen, die Motorgeräusche, die Ampelfarbe, unsere Erinnerungen wie Autos hier an dieser Straße fahren, oder wie Autos allgemein fahren, eventuelle Traumata, etc. Die Schuhfarbe einer fremden Person würde nicht in unserem Bewusstsein registrieren. Außer, wenn uns persönlich etwas an ihrer Kleidung liegt.

Zum Beispiel wenn wir Mode Designer sind. Dann hat das Thema Kleidung und Schuhe genauso "Relevanz" für uns. Und wenn das Straße Überqueren für uns nicht gerade eine lebensbedrohliche Situation darstellt, sondern eine neutrale "Relevanz" hat, können wir genauso auch die Schuhfarbe registrieren. Dafür aber vielleicht nicht den Vogel über uns.

Also unsere Wahrnehmung (Fokus) ist nach Relevanz gefiltert. Was ist gerade in meiner Umwelt relevant? Wie relevant ist meine Absicht?

Wir haben auch die Tendenz, Erkenntnisse über die Welt zu sammeln, und diese unbewusst werden zu lassen, damit das Bewusste sich auf andere Sachen konzentrieren kann, und eine bekannte Situation nicht jedes Mal aufs neue analysieren muss, und ggf. die gleichen Fehler erneut machen muss.

Wenn wir uns vorstellen, dass eine bisher unkontaktierte Person aus dem Urwald mit einer heißen Herdplatte konfrontiert wird, wäre es wahrscheinlich, dass sie etwas mit dem Herd rumspielt, dann die Herdplatte berührt und umgehend die Hand wegzieht und erkennt "Diese Herdplatte ist heiß". Wenn das Erlebnis nicht traumatisierend/einprägsam genug war um die Erkenntnis zu festigen, und diese Person sich noch ein, zwei Mal an anderen Herdplatten die Finger verbrennt, wird sich die Erkenntnis zu "HerdplatteN sind heiß" ändern. Also die Erfahrungen werden generalisiert.

Wenn sie jetzt eine vierte Herdplatte sieht, und jemand versucht ihre Hand darauf zu drücken, wird sie instinkiv die Hand wegziehen. Egal ob die Herdplatte heiß ist oder nicht. In ihrer subjektiven Realität ist die Herdplatte heiß, und sie verhält sich so als wäre die Herdplatte heiß.

Ein alltäglicheres Beispiel dafür ist Spinnenphobie. Eine Spinne ist in Deutschland mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht gefährlich. Aber manche Leute verhalten sich so, als würden sie sterben wenn sie eine Spinne anfassen. Sie haben früher einmal gelernt, zum Beispiel über das Verhalten der Eltern, "Spinnen sind gefährlich". So ist das ein Teil ihrer Realität geworden. Die meisten Leute mit Spinnen-Phobie wissen aber auch, dass ihre Phobie irrational ist, aber das Wissen liegt auf einer "Selbstgespräch"-Ebene "darüber", die allgemein wenig mit solchen Reaktionen zu tun hat. Also wenn wir etwas "eigentlich besser wissen", leben wir in einer anderen Welt als wir bewusst gerne hätten.

Dieses "Verhalten als ob etwas da ist" kann auch emotional neutraler passieren, etwa wenn wir denken wir haben noch eine Zutat im Kühlschrank, oder genug Geld im Geldbeutel. Wir Verhalten uns als ob es wahr wäre. Das gleiche, etwas emotionaler, mit Ideologien und Verschwörungstheorien. Auch bei den Möglichkeiten die wir in der Welt für uns sehen.

Aber genauso in alltäglichen Beziehungen. Was denken wir über die andere Person. Wenn unsere Kommunikation eingeschränkt ist, können wir unsere Fantasien über die andere Person nicht prüfen, und wir Verhalten uns so als ob unsere Fantasien echt sind. In manchen Situationen kann diese Fantasie sogar auf andere übertragen werden.

Also unsere persönliche Realität beinhaltet sowohl Informations-Reduzierung, wo wir nur das sehen was für uns relevant ist, sowie auch Fantasien, wo wir uns verhalten als ob diese real wären. (Was sie auf eine Weise auch sind). Damit sortieren wir auch unsere Umwelt so, dass sie zu einer Art "Spiegel" von uns werden kann. (Jemand mit einer Herdplatten-Phobie würde zum Beispiel nur Essen bestellen oder in Restaurants essen)

Und diese beiden Punkte spielen in das hinein, was viele "spirituelle Lehrer" mit Quantenphysik erklären wollen. (Synchronizität schließe ich mal aus, weil es bedeutender scheint als normale "unbewusst relevante" Informationen)

Mit den Methoden zur "Weltveränderung" wird meistens entweder a) die Relevanz von etwas verändert b) die Fantasie von etwas verändert c) Synchronizität angesprochen

Oder natürlich ein Mix aus all dem.

Deshalb hat alles was wir sehen, sowohl "organisch", wie auch "psychologisch" etwas mit uns zu tun.

Hallo Anonymus1234902

Teils teils...

Es gibt eine objektive Realität - aber keine welche wir wahrnehmen könnten...

Wenn vor dir ein Stein ist, so ist er relativ groß oder klein, schwer oder leicht, hell oder dunkel...

Etwa 80% deiner Beschreibung sind subjektive Dinge...

Fakt ist, da liegt ein Stein - Größe, Form, Farbe, Gewicht, Temperatur usw, ist die Fantasie deines Gehirns...

Wenn zwei Menschen auf die selbe Sache sehen, sehen sie nicht das selbe - aber die Sache ist trotzdem da auch wenn nicht in exakt dieser Form wie wir sie wahrnehmen

LG,

Lacrimis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 15 Jahre Studium meiner Seele

Wie du deine Umwelt und Umgebung wahrnimmst, hängt stark von deiner inneren Einstellung ab. Man spricht auch davon, dass man die Dinge je nach dem welche imaginäre Brille man aufhat, auch so sieht

Im Prinzip schauen wir ja nicht wirklich nach draußen, sondern sehen unseren visuellen Kortex arbeiten. Alles was du siehst ist eine Konstruktion deines Gehirns, ein sehr komplexes Muster neurologischer Prozesse.

Gleichzeitig können wir die Welt immer nur in Relation zu unseren gegebenen Strukturen verstehen und erkennen. Eine Ameise wird unter Realität etwas anderes verstehen als ein Hund oder ein Mensch. Wenn wir also etwas über die Welt herausfinden, finden wir gleichzeitig immer auch etwas über uns selbst heraus. Wie wir arbeiten, wie das Gehirn analysiert, welche Strukturen es bevorzugt, in welchen speziellen Mustern es arbeitet und so weiter.

Wir sehen natürlich nur das was unsere Kapazitäten zulassen. Das merkt man sehr gut an manchen Autisten, die ganz anders arbeiten oder an Menschen mit "psychischen Störungen", in welchen das Gehirn auf eine, sagen wir andere Frequenz der Existenz getuned ist, und auf einmal überall Muster und Zeichen gesehen werden, wo ein normaler Mensch nur zusammenhangslose Geschehnisse sieht.

Auf einer anderen Ebene konstruiert unser Gehirn das was wir als Realität sehen, existiert also nicht unabhängig eines Organismus auf eine absolute Weise. Wie sieht der Regenbogen aus, bevor er auf eine Netzhaut getroffen ist und in ein sichtbares Abbild der Wirklichkeit als Erfahrung umgewandelt wurde? Der Regenbogen kann natürlich keine absolute Erscheinung haben, sondern ändert sich immer in Relation zum jeweiligen wahrnehmenden System das schaut.

Genauso ist alles was wir als Realität wahrnehmen natürlich nur eine mögliche Form der Realität als die menschliche Erfahrung. Auf ähnliche Weise konstruiert sich jeder Organismus seine eigene Welt.

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Und auf einer noch sehr viel konkreteren Ebene, bringen wir interne Prozesse nach außen, manifestieren regelrecht wie Esoteriker sagen würden. Denn wenn wir uns umschauen, ist unsere gesamte Metropole mitsamt technologischen, mechanischen und medizinischen Fortschritts alles andere als die natürliche Umwelt. Wir formen die Welt nach unseren Wünschen und Fähigkeiten und nutzen die Welt als eine Erweiterung unseres eigenen Körpers, erschaffen mithilfe von Metropolen größere Körper, höhere Intelligenzen als die eines einzelnes Menschen, lassen ganze Kontinente miteinander kommunizieren, sodass die gesamte Erde mittlerweile Ausdruck unseres menschlichen Geistes ist.


Kazi230  21.03.2022, 15:28

Super Antwort! Da hört man etwas Watts raus :)

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Philipp3141  21.03.2022, 16:46
@Kazi230

Ja 2000 Stunden audios gehört und mehrere Bücher von ihm gelesen, sehr gut erkannt

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Kazi230  21.03.2022, 17:52
@Philipp3141

Ja ich auch :D Hab ihn schon zehn mal sagen hören "No one is going to listen to this over and over again" - Aber man lernt immer was neues dazu.

Hört man aus dem Wort "getuned" auch etwas Fuller raus?

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Philipp3141  21.03.2022, 17:57
@Kazi230

denk ich mir auch. erst wenn ich das Gefühl habe genug zu wissen hör ich auf ihm zuzuhören. Das ist bis jetzt noch nicht der Fall. Mit den ersten audios wird ein Grundgerüst gebaut welches immer weiter an Feinheiten entwickelt desto öfter man hört. Gleichzeitig fängt man auch im Alltag an Zusammenhänge zu erkennen und das mit dem Gehörten zu verbinden. So bringt man sich glaube ich dann auch Zen und Daoismus bei, was bei mir denke ich momentan automatisch passiert.

Ne tatsächlich bis jetzt nur Watts. Alle anderen nerven mich irgendwie, fühlt sich nicht so "wahr" an. Die meisten gehen schnell in Richtung Luft und Liebe, auch wenn es natürlich nur eine andere Interpretation ist und Alan Watts genauso falsch liegt, aber wie er sagt "We're all one with the divine or.. - I dont like that wishy washy language - we're all there". Er bleibt mir immer sehr rational obwohl es magisch wird.

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Reddington98 
Beitragsersteller
 21.03.2022, 18:43
@Philipp3141

Von wem redet ihr eigentlich(welchen "watts"?) Kannst du mir ein Buch empfehlen?

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Kazi230  21.03.2022, 20:47
@Philipp3141

Ja, "für mich" ist "Zen" auch einfach die Muster in der Natur/Welt zu erkennen. (Vielleicht ist das auch eher Daoismus?) Watts hat sich ja spirituellen Entertainer genannt, weil sich jede Person etwas anderes unter dem vorstellt was er sagt. Ganz nach dem "You cant lift yourself up by your own bootstraps". Aber dann gibt es die Momente im Alltag, wo es klick macht, und man erkennt was er meinte. Der lern Prozess über Audios und Bücher ist vielleicht Koan-ähnlich, es wird etwas gesagt, das man nicht wirklich versteht, und dann, wenn es lang genug im bewussten und unbewussten aktiv ist, macht es irgendwann "klick", wenn man einer passenden "echtwelt" Situation begegnet.

Ja den Luft, Licht und Liebe Leuten gehe ich auch aus dem Weg. Die reden viel aber sagen überhaupt nichts. Fuller kann ich aber nur empfehlen. Er geht mathematisch vor und definiert jedes Wort das er benutzt. Bei ihm kann man, wie bei Watts, "logisch" nachprüfen ob er "richtig" liegt oder nicht. Habe ihn damals auch über Watts kennengelernt, der ihn ein zwei Mal erwähnt hat. Lass dir nicht die ganzen geilen Philosophen entgehen :)

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Philipp3141  21.03.2022, 20:56
@Kazi230

Dieser Buckmans to Fuller oder so? Kam mir gerade in den Sinn, hab ich auch hin und wieder gehört den Namen.

Aber dann gibt es die Momente im Alltag, wo es klick macht, und man erkennt was er meinte. 

Ganz genau. Wirklich wie Koans. Letztens erst saß ich bei einer Freundin wo sie sich die Sachen im Leben schön optimistisch reden wollte und ich mir dachte "Wahrscheinlich brauch sie das wegen ihrer Vergangenheit", aber ich bin super rational und gehe das Leben vernünftig oder weniger stark optimistisch verzerrt an , das ist eine bessere Einstellung.

Und dann kam mir der gesamte Umstand vor wie ein Koan. Sie ist super optimistisch, ich denke ich stehe besser da mit meiner Rationalität und sie sollte auch weniger stark optimistisch sein, und das ist es schon. Genau so, unverändert. Führte leider nicht zu einer Erwachenserfahrung aber in meinem Kopf hallte es "‘What a long bamboo that is. What a short one that is.’"

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