Ist "Bedauern äußern" kein "Entschuldigung "-Verb?
Man kann sagen "Wir bedauern", aber nicht "Wir äußern Bedauern"?
6 Antworten
"Wir äußern unser Bedauern über die Nazivergleiche, die uns täglich aus der Türkei erreichen."
Das wäre so etwas wie Diplomatensprache.
Wenn jemand mir gegenüber im täglichen Leben sein "Bedauern äußern" würde, hätte ich Zweifel an seinem Geisteszustand. Selbst wenn er etwas "bedauert", fände ich das schon eine seltsame Wortwahl. Ein einfaches "Es tut mir leid" hätte gereicht. Das hätte ich ihm auch geglaubt.
Und dann gibt es noch die "Anwaltvermeidungsvariante": XY hat sich im Ton mächtig vergriffen und ZZ, einen Idi.ten, als "Idi.ot" bezeichnet. Das geht natürlich nicht. Aber ZZ ist nun mal ein solcher.
Dann erkärt XY offiziell: "Ich möchte mein Bedauern über die von mir getroffenene unangemessene Wortwahl äußern."
Das meint XY natürlich nicht. Er möchte aber nicht wegen Beleidigung verklagt werden.
Gruß, earnest
Wie auch bei „Anteilnahme“ – zunächst einmal für sich betrachtet – hat dies in seiner Bedeutung einen beschreibenden Charakter, der es dafür geeignet macht, als Beobachter über die Reaktion auf ein tragisches, trauriges Erlebnis zu berichten, wie Andere es "äußern" – und auch über deren dafür empfundene Empathie.
Es eignet sich also dafür, die Emotion des Bedauerns Anderer für Betroffene mitzuteilen, darüber nämlich, dass jemandes Bedauern „stattfindet“. Dies selbst wird aber lediglich als Information „referiert“, nicht aber ausgedrückt!
Das "Bedauern" tritt auch hier lediglich deskriptiv als Vokabel auf, nicht real
– und ohne Ausdruck!
Wenn diese „Information“ über mich in einem derartigen Duktus dann aber stellvertretend, d.h. anstelle eines Ausdrucks von Bedauern gewählt wird, bleibe ich als Autor / Sprecher selbst weiterhin in distanzierter Position zum Betroffenen und drücke selbst nichts Persönliches aus. Damit gerät der Ausdruck auf das formelle Niveau einer Höflichkeit.
Es „riecht“ jedenfalls leicht nach Heuchelei, bestenfalls nach Klischee
– auch nicht viel besser.
Besser aber - auch einfacher und bescheidener: Wir bedauern.
Ich würde sagen, „äußern“ kann man nur in Worte Gefasstes.
Alles andere "bringt man zum Ausdruck" oder "verleiht ihm Ausdruck".
Ich "äußere meine Meinung". (Das ist ein verbalisierter Standpunkt). Aber ich "bringe meine Freude zum Ausdruck". (Gefühl, nichts Sprachliches)
Genau so verleihe ich meinem Bedauern Ausdruck"
Wer legt das fest?
meiner Meinung nach ist in dem Falle bedauern richtig, Verb, weil man es tut,.
Dann wenn ich richtig Deutsch lernen möchte, mache ich lieber nicht der Diplomaten nach.
Vielleicht liegt genau da die feine Nuance: Jemand, der sein Bedauern "äußert", tut dies möglicherweise zum Schein für die anderen, ohne selbst "echtes" Bedauern zu hegen ... In der Diplomatie wird dies recht häufig so gehandhabt ....
Nach "Wir bedauern" kommt ja meist ein "Ihnen mitteilen zu müssen...."
Dazu passt "Wir äußern Bedauern" nun mal nicht.
In diesem Beispiel hat XY mit "Bedauern äußern " wohl ein bisschen ironisch gemeint