Ist arbeitsloss sein besser wie arbeiten laut diesen Kommentar?

9 Antworten

Das hat sicher seine Vor- und Nachteile. Arbeit, in Vollzeit, mit etwas Arbeitsweg, mal etwas auf dem Laufenden bleiben im Berufsfeld, das bedeutet für viele, dass sie in ihrem Erwachsenenleben den Großteil ihrer wachen Lebenszeit für ein paar Euro verticken, für die Interessen eines anderen.

Oft müssen diverse Interessen, Hobbies oder auch Beziehungen dem untergeordnet werden. Man verzichtet auf viel und anderes beschneidet man. Trotzdem bedeutet es bei immer mehr Leuten, dass das kein Garant dafür ist, dass man sich Familie/Nachwuchs, ein Eigenheim oder gar das älter werden wirklich leisten kann. Die Verteilung des Wohlstands ist da denke ich ein großes Problem.

Natürlich ist arbeitslos sein nun nicht die Lösung dafür. Persönlich hat er als Mensch mehr Freizeit. Aber natürlich auch weniger Geld für Materielles, wie auch Hobbies und Interessen oder Erlebnisse, Urlaube oder einfach mal schön Essen gehen usw. Auch ist er natürlich vom Staat abhängig und der kann die Regeln, die für ihn gelten, das Geld was er bekommt usw. auch ändern.

Weiter gibt es natürlich eine gewisse Stigmatisierung. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und häufig wird indirekt der Wert eines Menschen auch nach seiner Arbeit und Bereitschaft dafür gemessen. Da gibt es sicher Anfeindungen und Ablehnungen, mit den man umgehen können muss.

Sicher gibt es auch Leute, die können mit dieser Freizeit nix anfangen. Denen fehlt die Struktur im Leben, der rote Faden. Das gepaart mit den Problemen in der Gesellschaft führt dann nicht selten zu schlechten Gewohnheiten bis hin zu Suchterkrankungen z.B. durch übermäßigen Alkoholkonsum usw.

Aus so einer langen Arbeitslosigkeit kommt man dann auch kaum noch raus. Sowohl weil die Unternehmen so jemand nicht möchten, als auch weil die Menschen sich schlecht wieder an so einen geregelten Tagesablauf gewöhnen können.

Und dann muss man natürlich auch mal Gesamtgesellschaftlich drüber nachdenken. Zum einen löst man mit Arbeit in der Regel Probleme, die irgendwer in der Gesellschaft hat. Ob nun Unternehmen oder einzelne Menschen. Es kommt also irgendwo der Gesellschaft zu Gute.

Weiter ist natürlich Geld ein Thema. Der Mensch muss eben von irgendwas leben und irgendwer muss die Zeche bezahlen. Das sind in der Regel nicht Lindner, Habeck und Scholz, sondern dass ist die arme Socke von nebenan, die irgendwann Abends nach einer 10-12 Stunden Schicht nachhause kommt und selbst immer weniger in der Tasche hat, weil eben auch Leute wie ein Arno Dübel durchgefüttert werden müssen.

Und natürlich werden von Steuergeldern auch viele, viele, viele andere Sachen bezahlt und Geld fehlt an allen Ecken und Stellen. Ob nun bzgl. Ausbau von Infrastruktur von Öffentlichen, generell in der Klimapolitik aber seit Ewigkeiten auch in Schulen, wo die Klassen immer größer werden, die Pisa Ergebnisse immer schlechter oder auch beim Ausbau von Telekommunikationsinfrastruktur. Wir haben noch große Flecken beim Breitbandausbau als auch beim Mobilfunk und wenn der Staat da nicht mit fördert, passiert da auch wenig.

Beim Thema Förderung geht es natürlich auch weiter. Es gibt etliche Bereiche, wo wir wirtschaftlich abgehangen wurden und quasi abhängig sind. Auch hier brauch es mehr Geld.

Mich frustriert zwar die Arbeit ungemein, von der Scheiße die da abgeht, über die Einschränkungen bzgl. der Freizeit. Nix desto trotz, das Leben eines Langzeitarbeitslosen möchte ich auch nicht führen.

Privatier, sprich von der Rendite leben können (oder ggf. Konzepte wie das BGE) und ggf. eine kleine Selbstständigkeit in Teilzeit, das wäre imo für mich das Ideal. Sich so einbringen, wie man es selbst am besten kann und die Arbeit nicht als Hauptlebensinhalt. Nicht leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben.

Daneben eben mehr Automatisierung und co. und zwar so, dass sie eben der Gesellschaft nutzt und nicht einigen Wenigen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Ich hatte so einen wertvollen Mitbürger, der es offensichtlich total cool fand dauerhaft arbeitslos zu sein bei mir im Haus. Manchmal fand der es auch noch lustig, mir irgendwelche Sprüche hinterher zu rufen, wenn ich zur Spätschicht gefahren bin.

Seit Leben bestand daraus, bei schönem Wetter auf dem Balkon zu sitzen und bei schlechten drinnen, sich von Billigfutter zu ernähren und eine selbstgestopfte Kippe nach der anderen zu rauchen, meist lief 24/7 die Glotze und ab und an kam ein Saufkumpel mit einer billigen Flasche Fusel vorbei.

Ich habe in der Zeit diverse Fernreisen unternommen, mir mehrere aufwendige Hobbys zugelegt, bin meist zwei mal jede Woche mit Freunden essen gewesen, habe so viel Zeit wie möglich auf dem Boot verbracht, habe Sprach- und Kochkurse besucht, Führerscheine und Zeugnisse gemacht, ausgiebige Motorradtouren abgeritten, war mit dem Zelt in ganz Europa unterwegs und habe tausende Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.

Das traurige war...: selbst wenn mein Nachbar sich auch vieles von dem hätte leisten können was ich so getrieben habe...: es wäre ihm gar nicht eingefallen, das auch zu tun. Weil das Interesse, sein Leben mit Sinn zu füllen gar nicht vorhanden war. Balkon, Selbstgestopfte und Glotze war alles, was er brauchte.

Lt. dem Kommentar vielleicht. Entspräche aber nicht der Realität.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin kein Jurist und gebe keine Rechtsberatung.

Aus Erfahrung sage ich dir, dass arbeitslos sein genauso beschissen ist, wie in einer Arbeit ausgebeutet zu werden. Nur gute Arbeit macht den Menschen glücklich. Deswegen sollten wir endlich für faire Entlohnung und Arbeitsbedingungen kämpfen. Vieles was in der Arbeit geschieht ist illegal.


Kbeacker  19.07.2024, 06:20

So ist es! 

Ich würde das auch so empfinden, wenn ich ausgebeutet werden würde. Die Menschen heutzutage wundern sich immer, warum es solche Leute wie oben gibt. Verurteilen das, aber vergessen dabei vollständig, dass diese Menschen das direktes Resultat aus schlechten Arbeitsbedingungen und unfairer Bezahlung sind.

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Natürlich nicht und das steht so auch nicht direkt in dem Kommentar.