Ist Antisemitismus das Zeichen einer Gesellschaft im Niedergang?
Es eine "Binsenweisheit", dass die Juden die "Kanarienvoegel in der Kohlemine“ der Geschichte sind.
Ueber viele Kulturen und Kontinente hinweg, wo Juden florierten, florierten auch die Gesellschaften um sie herum, und wo Juden verfolgt oder vertrieben wurden, war das ein Zeichen dafür, dass dunklere Maechte die Oberhand gewinnen die die Gesellschaft als Ganzes schwaechen und zerstoeren wollen. Spanien im Mittelalter, Nazideutschland, jetzt USA...?
Eure Meinung?
6 Antworten
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Ich sehe den Zusammenhang eher ein wenig anders herum.
Die juden wurden verfolgt weil irgendwas schief ging, und irgendwer musste es schuld sein und dafür „bestraft“ werden.
Und der Tenor „Gruppe X ist schuld daran das es dir gerade schlecht geht, und ICH werde etwas dagegen unternehmen. Wähl / Unterstütz / lieb mich!“ funktioniert halt für einen gewissen Zeitraum recht zuverlässig.
Menschen denen es gut geht, verfolgen in aller Regel keine Minderheiten.
Daher ja auch der Spruch der afd vor einiger Zeit „je schlechter es den deutschen geht um so besser für uns“. Und da kann es auch um lediglich gefühltes „schlecht gehen“ gehen.
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Ja, es ist ein Zeichen gesellschaftlichen Niedergangs. Und zwar für bestimmte Schichten der Gesellschaft, welche die Zusammenhänge nicht verstehen, nichts dagegen unternehmen können (strukturelle Diskriminierung) und die einen Sündenbock für ihre Situation brauchen. Dass Juden der Sündenbock waren und wieder sein sollen, ist nichts neues. Das Szenario wiederholt sich regelmässig in der Geschichte.
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In China heben Jahrtausende lang keine Juden gelebt und entsprechend gab es dort auch keine Judenfeindschaft. Dieses Land hatte niemals einen Niedergang erleben müssen, sondern ist im Grunde dieselbe Kultur wie vor Jahrtausenden geblieben.
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Es ist doch ganz klar, daß die Chinesen allgemein als Volk gelten, das im Unterschied zu Arabern oder westlichen Völkern eben NICHT für Antisemitismus bekannt sind. Somit ist Antisemitismus keineswegs universell und somit auch nicht „normal“, also keine dira nesessitas. Mir kaum verständlich, wie man diese Tatsachen als selbst „antisemitisch“ deuten kann.
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Sorry. ich wollte bei dir keinen Antisemitismus andeuten, habe wirklich nur nachgefragt weil deine Antwort doppeldeutig sein kann.
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Virtute me involvo. 😇
Nun ja, wer da selbst Antisemitismus hineindeutet, der projiziert damit gewöhnlich sein eigenes Empfinden. Der Mensch sieht, was er sehen will ...
(Das war wiederum nicht gegen dich gerichtet, aber gegen manche, die das vielleicht tatsächlich so tun wie du meinst. Glaube allerdings nicht, daß es davon viele gibt.)
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In China muss man wahrscheinlich Juden durch Uiguren ersetzen. Offenbar profitieren gewisse politische Systeme davon, kulturelle Minderheiten zum Feindbild zu stilisieren.
Der Wahnsinn ist da nicht ganz so weit fortgeschritten wie in deutschen Konzentrationslagern, aber man sieht Parallelen.
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Ja, die Diskriminierung der Uiguren ist eine wahrhafte Schande für den derzeitigen chinesischen Staat. Es ist unsere Pflicht als Menschen des Westens, hier den Finger auf diese moralische Wunde Chinas zu legen, da die chinesische Regierung dies selbst niemals tun würde.
Anderseits sollten wir aber auch bedenken, daß diese Diskriminierungspolitik keineswegs antisemitisch motiviert ist. Unsere Maßregelung Chinas sollte also einer gewissen Mäßigung unterliegen.
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Naja, dasss es in China wenig oder gar keinen Antisemitismus gibt, liegt doch daran, dass es da historisch keine Juden gibt. Die Parallelen zur NS Zeit sind aus meiner Sicht im Umgang mit den Uiguren aber auch z.B. im Umgang mit Systemkritikern offensichtlich.
Wie man mit China umgehen sollte, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wir sollten uns immer der Tatsache bewusst sein, dass China eine Diktatur ist, die unsere freiheitlichen Werte nicht teilt. Darüber, wie das von uns im Westen einzustufen ist oder wie wir damit umgehen sollten, gehen die Meinungen auseinander.
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„Naja, dasss es in China wenig oder gar keinen Antisemitismus gibt, liegt doch daran, dass es da historisch keine Juden gibt.“
Das würde ich nur teilweise unterstreichen. Es ist sicher richtig, dass Antisemitismus in Gesellschaften, in denen zahlreiche jüdische Menschen leben, häufiger in Erscheinung tritt als in solchen, wo nur wenige oder keine leben. Es ist dies aber ganz sicher nicht der einzige Grund für das weitestgehende Fehlen von Antisemitismus in China. Auch Mentalitäts- und Kulturfragen spielen hier ganz ohne Zweifel ihre Rollen.
Parallelen zur NS-Zeit kann ich allerdings in China nicht die geringsten sehen. Es fehlt hier jede antisemitische Motivation von Diskriminierungsmaßnahmen, fehlen entsprechende ideologische Unterfütterungen (z. B. in Form von Rassenlehren), fehlt die Exterritorialisierungspolitik des frühen Nationalsozialismus, fehlt ferner die völkerübergreifende Anmaßung des NS-Kampfes gegen den vermeintlichen „Völkerfeind“ uns so weiter und so fort.
Es gibt allerdings Parallelen zur Minderheitenpolitik der Sowjetunion, wo unter Stalin auch ganze Völkerschaften umgesiedelt oder ermordet worden sind – und zwar ohne jede eigentlich antisemitisch-ideologische Motivation, da es sich bei diesen Völkern eben nicht um Juden handelte. Allerdings ist die Politik Chinas gegenüber den Uiguren weniger brutal als die Politik der Bolschewiki mit den Minderheiten von damals – es gibt keine Vernichtungsabsichten und auch keine Umsiedlungen in großem, totalem Maßstab. China ist auch nicht mehr vollständig kommunistisch, sondern etwas aufgelockert im Vergleich zur ungleich grausameren UdSSR: Derselbe Totalitarismus der Sache nach zwar, aber in den Methoden nicht mehr ganz so schrecklich wenn du so willst. Damit will ich die chinesische Regierung und die Gefahr, die von dieser für die freie Welt potentiell ausgehen könnte, aber auch nicht verharmlosen. Es ist wichtig, daß wir in positiver, konstruktiver Weise auf unsere chinesischen Freunde einwirken, sie notfalls belehren mittels der verpflichtenden Richtlinien des jüdisch-christlichen westlichen Wertekanons und ermahnen, in der Uigurenpolitik etwas mehr Rücksicht walten zu lassen. Genau dies geschieht aber auch und somit bin ich zuversichtlich, daß wir auch in Zukunft weiterhin mit gutem Gewissen auf unseren konnektiven Dialog mit China blicken dürfen.
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Der moderne Antisemitismus ist die Krisenideologie des Kapitalismus.
Den Juden werden alle diejenigen Seiten des Kapitalismus zugeschrieben, die "unschön" sind, wie z.B. die Geldwirtschaft, die Profitorientierung und die Entfremdung. Weil nicht verstanden wird, dass diese Phänomene unzertrennlich zum Kapitalismus dazugehören. Und weil nicht verstanden wird, dass im Kapitalismus letztlich nicht etwa einzelne Menschen die Macht haben, nicht mal die "Kapitalistenklasse", sondern dass der Kapitalismus eine dingliche Herrschaftsform hat, in der die Zwangslogik des Kapitalverhältnisses (eingesetztes Geld muss sich immer verwerten) das tägliche Handeln und Verhalten aller Menschen bestimmt.
Stattdessen glaubt man, der Kapitalismus würde schön funktionieren und das allgemeine Glück befördern, wenn es da nicht einige Leute gäbe, die aus egoistischen Motiven Menschen ausbeuten, Kapital anhäufen und soziale Spalltungen hervorrufen. Und diese Menschen sind "die Juden", die aufgrund ihrer Intelligenz und Verschlagenheit die Menschen weltweit unterjochen.
Es wird also ein "guter" Kapitalismus der "hart arbeitenden Menschen" einem "raffenden" Kapitalismus gegenüber gestellt. Dass irgendjemand daran "schuld" sein muss, dass es Arbeitslose, sozial Deklassierte und eine auseinanderfallende Gesellschaft gibt, gehört zum Alltagsverstand der meisten Menschen.
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Danke fuer deinen interessanten Beitrag.
Meinst du dass der Kapitalismus in einer Krise ist und deshalb Antisemitismus aufkommt? Oder hatte er immer unschoene Seiten, die gern ignoriert werden, und nur in bestimmten Situationen hochkommen?
Siehst du Alternativen zum Kapitalismus?
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Das hört sich hochverstiegen und abwegig an. Es gab zahlreiche Lander, Völker, Stämme, die absolut nichts mit den Juden zu tun hatten und trotzdem eine erfolgreiche Kultur hatten.
Im Übrigen war die Bundesrepublik in den Jahren 1960 bis 2010 höchstgradig judenfreundlich - es sind über 1000 Milliarden € an Israel gegangen ohne dass bei uns das Paradies ausgebrochen wäre. Und Israel hat seit seiner Gründung harte und bittere Überlebenskämpfe gehabt. Also von wegen "göttliche Liebe und Schutz".
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Was? Es geht um Gesellschaften die Juden verfolgt oder vertrieben haben, nicht um ALLE Gesellschaften ever
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Das habe ich nirgends gesagt - du hast ein seltsames Leseverstaendnis.
Unterstuetzt das die Theorie oder willst du damit sagen dass Juden das Problem sind?