IQ-Test oder dem psychologischen Gutachten vertrauen?
Hallo Leute,
würde mal gerne die eine oder andere Meinung zu dem folgenden Thema hören:
Ich war über 2 Jahre einmal wöchentlich bei einer Psychologin, die mir zum Abschluss in ihrem Gutachten eine Hochintelligenz diagnostiziert hat. Aufgrund meines bisherigen Werdegangs habe ich das aber so ohne weitere Bestätigung nicht hinnehmen bzw. glauben wollen und daraufhin einen IQ-Test bei Mensa gemacht. Dort erzielte ich allerdings nur einen leicht überdurchschnittlichen Wert, der sich noch nicht in die Kategorie "Hochintelligenz" einordnen lässt. Jetzt zu meiner Frage: wie kann es sein, dass die Einschätzungen so unterschiedlich sind und welche sollte ich schwerer gewichten? Einige würden mich jetzt fragen warum mir das denn so wichtig ist und mir sagen, dass der IQ nicht wirklich etwas über meine Qualitäten als Mensch aussagt. Das stimmt aber ich bin jemand, der einfach Zahlen und Fakten braucht um sich daran orientieren und sein Potenzial somit einschätzen zu können. Ich stehe kurz vor dem Studium und brauche dafür einfach ein gesundes Selbstbewusstsein. Naja, vielleicht kann ja jemand Licht ins Dunkle bringen und mir erklären wie Aussagen über meine Person so unterschiedlich ausfallen können. Ich bin verwirrter als vorher und weiß jetzt überhaupt nicht mehr wo ich stehe also genau das Gegenteil von dem was ich eigentlich wollte.
5 Antworten
Ein psychologisches Gutachten besitzt wohl mehr Aussagekraft als ein Intelligenztest. Einhundert Sitzungen haben mehr Gewicht als ein mehrstündiger Test. Hochintelligenz im weiteren Sinn umfasst auch mehr als nur den IQ. Wenn du damit psychologisch bewertest wird, weil du eben einige wesentliche Kriterien dafür erfüllst, ist das wohl ebenso aussagekräftig wie der Zahlenwert eines Tests.
Die Intelligenz hat einen schwankenden Wert. Bei einem Test spielen viele Faktoren eine Rolle und wird man im Zweifelsfall eher zu schlecht abschneiden können als ein zu positives Ergebnis bescheinigt bekommen. Es kann natürlich auch gut sein, dass die Psychologin dich als zu intelligent bewertet hat. Zumal ja manche auch vom Psychologen Hochintelligenz bescheinigt bekommen wollen.
Die Frage ist in der Tat, warum dir das so wichtig ist! Bei einer zweijährigen Therapie geht es doch um mehr als eine abschließende Bewertung Hochintelligenz ja / nein. Es wird ja auch noch mehr diagnostiziert worden sein, was zumindest Anhaltspunkte sein und auch etwa beim Selbstbewusstsein helfen können.
Für ein Studium ist Hochintelligenz auch nicht erforderlich! Da sind andere Dinge mindestens ebenso wichtig wie die Intelligenz.
Endlich mal eine Antwort mit der man arbeiten kann, danke.
Einige bilden sich viel drauf ein, wenn sie als "hochintelligent" gelten.
Falls ich mich nicht irre, du kannst dies googlen, soll der intelligenteste Mann "nur" ein einfacher Verkäufer gewesen sein. Was also nicht unbedingt dafür spricht, dass der Beruf die Intelligenz eines Menschen ausdrückt!
An deiner Stelle würde ich dem Mensa Ergebnis vertrauen. Heute ist schon etwas intelligenter als 110 mehr als früher ein klarer 160iger :-)
Erstens: Wie kommt deine Psychologin auf diese Einschätzung? Wie wurde das genau formuliert? "Hochintelligenz" ist eigentlich kein Fachterminus. "Hochbegabung" schon. Dieser Begriff ist aber in der Wissenschaft eng an statistische Kenngrößen geknüpft und kann deshalb ohne dedizierte Messung nicht einfach so in ein Gutachten geschrieben werden. Es braucht also einen Test. Die Schwelle zu "hoher Intelligenz" würde ich tiefer sehen als die Schwelle zur Hochbegabung. Wenn man den Mensatest mit seiner Standardabweichung hernimmt, vielleicht bei 115 aufwärts.
Zweitens: Intelligenztests können unterschiedlich sein. Der Mensatest ist unter den Intelligenztests eher der Discounter: Ein Gruppentest (manche Leute kommen mit so einer Situation nicht zurecht), Zeitdruck und der gleiche Test für alle Kandidaten und als ich meinen Test gemacht habe, war das in einer anderen Stadt in einem Gebäude, das ich nicht kannte, sodass es viele Störfaktoren gegeben haben könnte, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie nervösere Gesellen etwas stören könnten. Wenn man einen Test bei darauf spezialisierten Psychologen macht, ist man oft im Verhältnis 1:1 betreut, nach mehreren Sitzungen in einem vertrauten Umfeld und die Spezialisten können bei der Testauswahl etwas mehr auf die Besonderheiten des Kandidaten eingehen und den Test eher mal verschieben, wenn sie merken, der Kandidat ist heute nicht so auf der Höhe. Beim Mensatest hast du einen Termin und wenn du dich nicht so dolle fühlst, gehst du trotzdem hin, weil du ja 60 € dafür gelatzt hast. Ich würde also durchaus erwarten, dass der Mensatest tendenziell eher zu wenig misst. Grundsätzlich sollte er jedoch unter (häufig genug vorkommenden) idealen Bedingungen seine wissenschaftliche Validität rechtfertigen, schließlich arbeiten weltweit anerkannte Kognitionswissenschaftler:innen mit dem Verein zusammen und verlassen sich dabei auf eine Kohorte, die ganz wesentlich durch diesen Test ausgewählt wurde.
Du bist nicht der einzige Mensch, der schon mehrere Intelligenztests gemacht hat. Üblicherweise wird dann der Test mit dem höchsten Ergebnis "gewertet". Mit solchen Tests ist es wie bei einem Sprint: Wenn deine Bestzeit für 100 m bei 9,8 Sekunden ist, hast du zwar grundsätzlich das Potential zu so einer Leistung, aber du hast keine Garantie, dass dir das beim nächsten Wettkampf wieder gelingt. Und die Intelligenz ist definiert als Begabung, sprich Potential, welches nicht immer optimal rauskommt.
Einige würden mich jetzt fragen warum mir das denn so wichtig ist und mir sagen, dass der IQ nicht wirklich etwas über meine Qualitäten als Mensch aussagt.
Als jemand, der sich intensiv mit der Thematik beschäftigt hat, muss ich sagen, dass ich bisher beobachtet habe, dass die Rolle der Intelligenz als Persönlichkeitsmerkmal von Leuten, die weniger Wert auf Bildung legen, eher unterschätzt wird und von Leuten, die viel Wert auf Bildung legen eher überschätzt wird. Über diesen Punkt könnte ich jetzt Romane schreiben (wenn ich es nicht schon getan habe). Fakt ist jedoch: Mir hat das Wissen um meine Intelligenz ebenfalls dabei geholfen, mich selbstbewusst in ein Studium zu wagen. Von demher sind deine Motive absolut legitim. Häng' dich dabei aber bitte nicht an dieser bescheuerten "Hochbegabung" auf. Die Top 2-3 % der Leute gelten als hochbegabt. Über 50% der Leute (und da weiß man noch nichtmal sicher, ob es die "top" Leute auf der Intelligenzskala sind) erlangen eine Hochschulreife, d.h. ihnen wird offiziell zugetraut, ein Studium erfolgreich abzuschließen. Im Grunde reicht ein leicht überdurchschnittlicher IQ vollkommen aus für ein erfolgreiches Studium. Um es aber wirklich zu schaffen, muss halt mehr zusammenkommen als nur dieser IQ. Du solltest halt auch gesund sein, ein förderliches Umfeld haben, intrinsisch motiviert und an deinem Studienfach interessiert sein, etc.
ja, ganz, ganz grobe Faustregel vielleicht. Man kann auch versuchen, mit einer LKW-Waage die Zutaten für einen Blechkuchen abzuwiegen.
Wenn deine Psychologin keinen IQ test gemacht hat dann vertraue dem test. Man kann einen IQ nicht schätzen und auch erfahrene Therapeuten vertun sich da ganz schön. Möglicherweise hast du einen sehr grossen wortschatz und wirkst daher besonders intelligent.
Naja ich denke, dass Psychologen darauf ausgebildet wurden Gedankengänge zu analysieren, zu hinterfragen und sich nicht vom Schein blenden zu lassen bzw. vom eventuell großen Wortschatz, dann könnte ja jeder eine Praxis aufmachen. Wobei ich sagen würde, dass meiner jetzt nicht unbedingt aussergewöhnlich groß ist okay wir lassen das mal so stehen. Trotzdem danke für deine fachliche Einschätzung. Die hat mich auf jeden Fall sehr weitergebracht. Weiß jetzt genau so viel wie vorher.
Also uns wird im.studium gesagt: schaetze intelligenz nienals sondern mache wenn das relevant iat immer einen iq test.
Guten Morgen,
vertrauen würde ich weder dem Gutachten noch dem Test, sondern in erster Linie mir selber und meinen eigenen Erfahrungen. Hier ist eine Tabelle in englischer Sprache, welche die ungefähren Fähigkeiten die mit einer gewissen Intelligenz einhergehen einordnet: https://paulcooijmans.com/intelligence/iq_ranges.html
"Hochintelligenz" kann vieles bedeuten; ein IQ von 120 ist definitiv überdurchschnittlich, und das in allen Ländern der Welt, aber im Regelfall spricht man erst ab einem IQ von 130 von Hochintelligenz. Wo da die Schwelle gesetzt wird ist eigentlich recht willkürlich, da diese auch von der Umgebung abhängt. So wäre ein durchschnittlich intelligenter Deutscher (IQ 100) in vielen afrikanischen Staaten, wo der durchschnittliche Intelligenzquotient teilweise bei unter 70 liegt, "hochintelligent", in Japan aber nur leicht unter dem Durchschnitt.
Auch ist ein IQ kein verlässliches Maß für Begabung, welche wesentlich mehr beinhaltet als reine IQ-Intelligenz; man kann künstlerisch begabt sein ohne kopfrechnen zu können, oder auch ein quadrilinguales Sprachtalent sein aber daran scheitern, sich die Schuhe vernünftig zu binden, und so fort. Die höchste Intelligenz nützt im übrigen nichts, wenn man sich ihrer nicht bedienen kann.
Zuletzt ist hier noch wichtig, das Alter und die zeitlichen Schwankungen der Intelligenz mit einzuberechnen. Intelligenztests im Kindes- und Jugendalter sind allerhöchstens Indikatoren, aber selten bis nie verlässliche Bewertungen oder gar Beweise einer gewissen Intelligenz, da sie unter anderem das Alter als Faktor mit einberechnen und somit bei frühreifen Kindern oft zu enorm hohen Ergebnissen kommen. Es gibt einige Prominente, die aufgrund von herausragenden Intelligenztests im Kindesalter berühmt geworden sind und von diesem Ruhm zehren mussten, ehe sich im Erwachsenenalter der wahre IQ-Wert herausstellte, der dann natürlich weniger spektakulär war, womit meist auch die Berühmtheit abschwächte. Zeitlichen Schwankungen sind wir ebenfalls alle unterworfen; man versuche zum Beispiel mal abends, hungrig, ermattet und ermüdet, einen IQ-Test zu machen und dann in aller früh, nach einem ausgewogenen Frühstück und einem guten Schlaf, und wird sehen, wie schwer die Werte doch von der Tagesform abhängen ... teilweise kann es sich hier um Dekaden an Unterschieden handeln! Alkohol senkt laut dem Autor der oben verlinkten Internetseite den IQ ebenfalls um bis zu ungefähr fünfundzwanzig Punkte ...
Ich wünsche einen angenehmen Sonntag!
Als Faustregel gilt:
IQ > 125 > für MINT-Fächer geeignet
IQ > 115 für Geisteswissenschaften geeignet
IQ > 105 für Pseudowissenschaften geeignet
Dabei aber die differenzierenden Faktoren (spatial, verbal usw.) einmal außer Acht gelassen. Wie gesagt, grobe Faustregel!