Interpretation der Fabel die Grille und die Nachtigall?
Hey, wir sollen die Fabel mit dem geschichtlichen Hintergrund der Aufklärung und des 18. Jahrhunderts interpretieren. Ich sitze jetzt bestimmt schon über eine Stunde dran und komme einfach zu nichts. Was ist die Moral dieser Fabel? Allein die versteh ich schon nicht..
„Ich versichre dich", sagte die Grille zu der Nachtigall, "dass es meinem Gesange gar nicht an Bewundrern fehlt." — "Nenne mir sie doch", sprach die Nachtigall. "Die arbeitsamen Schnitter ", versetzte die Grille, "hören mich mit vielem Vergnügen, und dass dieses die nützlichsten Leute in der menschlichen Republik sind, das wirst du doch nicht leugnen wollen?"
"Das will ich nicht leugnen", sagte die Nachtigall; "aber deswegen darfst du auf ihren Beifall nicht stolz sein. Ehrlichen Leuten, die alle ihre Gedanken bei der Arbeit haben, müssen ja wohl die feinern Empfindungen fehlen. Bilde dir also ja nichts eher auf dein Lied ein, als bis ihm der sorglose Schäfer, der selbst auf seiner Flöte sehr lieblich spielt, mit stillem Entzücken lauschet."
Schnitter = Helfer bei der Erntearbeit
(aus: Gotthold Ephraim Lessing, Fabeln (1759), an moderne Rechtschreibung angepasst)
1 Antwort
![](https://images.gutefrage.net/media/user/achwiegutdass/1574358121412_nmmslarge__0_0_805_805_f6c17b36c2bb2b9c3e2896d1de12a1af.jpg?v=1574358121000)
Nun ja...
Die Aufklärung ist nicht einheitlich, deren "Hintergrund" also auch nicht. Das gilt natürlich auch für "das 18. Jahrhundert"...
Wenn dein Lehrer wirklich kompetent wäre, hätte er euch Lessings Fabeltheorie genau erklärt.
Zwei Punkte sind da vorzugsweise zu beachten:
Eine Fabel soll nicht "weitläufig" sein, sondern stilistisch nüchtern und überhaupt "einfach" sein.
Gegenüber der einfachen antiken Fabel, auf die er sich thematisch immer wieder bezieht (Phaedrus, Aesopus), soll aber die Fabel ihre Moral nicht direkt formulieren, der Text soll die Reflexionsfähigkeit des Lesers ansprechen.
Vergleiche also die Situation, wie sie hier dargestellt wird, vorurteilslos, also ohne dem einen oder anderen Kontrahenten vor vorn herein recht zu geben. Denke logisch.