Insulinresistenz Diabetis Typ 2, was passiert beim Sport?
Hi,
ich habe seit kurzem die Diagnose Diabetis Typ II. Bei mir ist die Bauchspeicheldrüse zum Glück noch in Ordnung. Ich habe mich ein wenig in die Materie eingelesen und verstehe, dass meine Zellen eine Insulinresistenz aufgebaut haben. Sie akzeptieren das Insulin nicht mehr als "Schlüssel" oder "Türöffner" so dass der Zucker mit dem Insulin nicht oder nur schlecht aus dem Blut in die Zellen gelagert werden kann.
Heute hatte ich vor dem Essen schon 128 mg. 2 Stunden nach dem Essen (Vollkornpizza) 178mg. Ich habe dann ein wenig Ausdauersport und Kraftsport für ca. 45 Minuten gemacht und der Zuckerwert lag dann bei 85mg.
Eigentlich klar, weil Zucker in den Muskeln gebraucht wird und verbraucht wird. Aber jetzt habe ich folgende Frage... Wenn doch die Zellen weitgehend gegen Insulin resistenz sind, wie kann der Sport dann wirken? Wird die Resistenz kurzzeitig abgebaut? Verstehe ich nicht, ist aber vielleicht auch schon eine sehr detailierte Expertenfrage (oder ganz einfach und ich komme nicht drauf)
4 Antworten
Angenommen der Blutzuckerspiegel steigt bei Bewegungsmangel, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses Hormon "befiehlt" den Muskelzellen, den Zucker aus dem Blut aufzunehmen und intern zu speichern. Somit sinkt der Blutzuckerspiegel.
Bei Diabetes Typ II reagieren die Muskelzellen kaum noch auf diesen Befehl. Es wird dann eine immer grössere Menge an Insulin nötig (der Feldwebel muss immer lauter schreien, um die Soldaten aus dem Bett zu holen).
Eine alternative Senkung des Blutzuckerspiegels erfolgt auch durch die Leber. Die Leber wandelt den Zucker in Fett um, kann aber später das Fett wieder in Glykose zurückwandeln. Auch das Gehirn verbraucht Glykose.
Die Muskelzellen haben neben den passiven Rezeptoren, die durch Insulin aktiviert werden, aber auch aktive Rezeptoren für die Zuckeraufnahme, die sie selbst beeinflussen können, also ganz ohne den Feldwebel (das Insulin). Das passiert vor allem dann, wenn die Muskeln bei Bewegung viel Glykose benötigen, und die Zuckerspeicher leer sind. Die Soldaten steigen sozusagen freiwillig aus dem Bett, weil sie Hunger haben.
Das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber so in etwa kann man erklären, warum sich ein Diabetiker Typ II möglichst oft bewegen sollte. In vielen Fällen wird auf diese Weise eine Insulingabe von aussen unnötig. Was der Pharmaindustrie jedoch weniger gefällt.
Das mit den aktiven und passiven Rezeptoren war mir nicht bekannt. Klingt für mich logisch und ist meines Erachtens ein wichtiger Teil zum verstehen, wie das ganze läuft. Schade, dass man diese wichtige Info nicht leicht recherchieren kann, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt.
Herzlichen Dank daher
Im linken Bild ist der gesunde Normalzustand dargestellt.
Im mittleren Bild ist die überholte etablierte Vorstellung vom Zellverhungern, das durch Insulingaben verhindert wird.
Rechts ist die modernste Vorstellung: Die Insulinresistenz kommt dadurch, dass die Zellen überfüllt sind mit Glucose. Deswegen kann auch Insulin immer schwerer weitere Glucose reindrücken.
Wenn aber die Glucose in der Zelle schlicht verbraucht wird, kann neue Glucose in die Zelle eindringen.
Dafür gibt es Metformin
Diabetis gibt es nicht.
Sport und viel Bewegung sensibilisiert die Rezeptoren für die Glukoseaufnahme, deshalb ist Sport und viel Bewegung hilfreich + wirksam gegen die Insulinresistenz.
Da deine Bauchspeicheldrüse ( bzw. der endokrine Teil mit den Inselzellen/Betazellen) und damit die Insulinproduktion noch in Ordnung ist, könntest du die Symptome deiner Erkrankung wieder rückgängig machen, indem du für Normalgewicht sorgst, ggfs. dementsprechend konsequent die Ernährung umstellst und dich regelmäßig viel bewegst/Sport machst.
Ich kenne einige Leute, die dadurch wieder normale BZ~Werte hatten und kein Antidiabetikum wie Metformin o.ä. mehr schlucken mussten.
Falls das dein Ziel ist… auch um spätere Folgeschäden zu vermeiden ... wünsche ich dir ganz viel Erfolg dabei..✊🏻✊🏻✊🏻...lG