"Innewohnende Tendenz.." was bedeutet das?

3 Antworten

In "Das Prinzip der Nützlichkeit" führt Bentham unter Punkt 6 aus:

"6. Man kann also von einer Handlung sagen, sie entspreche dem Prinzip der Nützlichkeit oder - der Kürze halber - der Nützlichkeit (das heißt in bezug auf die Gemeinschaft insgesamt), wenn die ihr innewohnende Tendenz, das Glück der Gemeinschaft zu vermehren, größer ist als irgendeine andere ihr innewohnende Tendenz, es zu vermindern." Und er erläutert dann in Punkt 7

"7. Von einer Maßnahme der Regierung (die nichts anderes ist als eine von einer einzelnen oder von mehreren Personen ausgeführte einzelne Handlungsweise) kann man sagen, sie entspreche dem Prinzip der Nützlichkeit oder sei von diesem geboten, wenn in analoger Weise die ihr innewohnende Tendenz, das Glück der Gemeinschaft zu vermehren, größer ist als irgendeine andere ihr innewohnende Tendenz, es zu vermindern."

Am besten verstehtst Du das, wenn Du eine Handlung wie ein Medikament siehst. Medikamente haben "erstrebte Wirkungen" und "nicht erstrebte Nebenwirkungen". Was von beidem überwiegt, hängt von der Konstitution des Patienten ab und den anderen Medikamenten, die er auch noch nimmt. Nach Bentham gibt es also kaum eine Handlung, die nur eine Wirkung ausübt. Fast alle Handlungen haben auch unerwünschte Nebenwirkungen und so muss man abwägen, was überwiegt.

"Man kann also von einer Handlung sagen, sie entspreche dem Prinzip der Nützlichkeit [...], wenn die ihr innewohnende Tendenz, das Glück der Gemeinschaft zu vermehren, größer ist als irgendeine andere ihr innewohnende Tendenz, es zu vermindern."

Damit ist wahrscheinlich gemeint, dass man bei einer Handlung erst dann von einer nützlichen spricht, wenn sie tendenziell eher glücksvermehrend als -vermindernd ist.

Ich kenne den zwar nicht, aber bevor keiner antwortet würde ich vermuten, dass persönliche Neigungen gemeint sind, falls von Menschen die Rede ist. Persönliche Neigungen sind nützlich, um sich von anderen abgrenzen zu können.
Das wort "innewohnend" sagt uns außerdem, dass es nicht von außen beeinflusst wurde. Wenn es nicht von außen beeinflusst wurde (quasi angeboren ist), dann stehen die Chancen auch schlecht, diese innewohnende Tendenz überhaupt von außen steuern zu können.

Hat der keine Beispiele gebracht?
Unter einer innewohnenden Tendenz könnte ich mir zum Beispiel ein Kind vorstellen, welches dazu tendiert, alles in den Mund zu nehmen, weil es die Welt erschmecken will. Das ist zwar jetzt nicht individuell, aber trotzdem eine Tendenz und innewohnend ^^


Suboptimierer  03.12.2013, 18:56

Oder ob man schwul ist oder nicht könnte auch eine innewohnende Tendenz sein.

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halfbaked0806 
Beitragsersteller
 03.12.2013, 18:58

Ok danke für die antwort :)

Er hat kein beispiel genannt. aber die Textstelle ist : "Man kann also von einer Handlung sagen, sie entspreche dem Prinzip der Nützlichkeit [...], wenn die ihr innewohnende Tendenz, das Glück der Gemeinschaft zu vermehren, größer ist als irgendeine andere ihr innewohnende Tendenz, es zu vermindern."

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Suboptimierer  03.12.2013, 19:28
@halfbaked0806

Tja da wird wohl Glück der Gemeinschaft mit Nützlichkeit gleichgesetzt.

Außerdem wirkt der Text so auf mich, als bestünde ein innerer Kampf. Ein Teil will das Glück der Gemeinschaft vermindern (was wohl mit persönlichem Nutzen in Verbindung steht), ein anderer will das Glück mehren. Wenn die Tendenz zum Mehren des Glücks der Gemeinschaft größer ist, ist eine Tat eine nützliche.

Vielleicht kann man das mit Sport in Verbindung bringen. Wenn man beim Handball darauf verzichtet, aufs Tor zu werfen und den Ball zu einem besser positionierten Mitspieler passt, der das Tor wirft, wird das Glück in der Gemeinschaft erhöht und somit der Nutzen.

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halfbaked0806 
Beitragsersteller
 03.12.2013, 19:35
@Suboptimierer

Okay, danke für die schnelle antwort. ich glaub ich hab jetzt verstanden was er damit meint :)

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