Kann mir jemand "das Prinzip der Nützlichkeit" von jeremy Bentham erklären?

2 Antworten

Jeremy Bentham hat in der Ethik eine Nützlichkeitslehre aufgestellt (Utilitarismus). Beim Utilitarismus wird eine Handlung nach der Nützlichkeit ihrer Folgen bewertet (Konsequentialismus). Das Problem beim Utilitarismus liegt darin, als Kriterium für den Nutzen ein höheres Ziel zu benötigen, das nicht utilitaristisch aufgewiesen werden kann. Da nach Auffassung von Benham alle Menschen grundsätzlich gleichberechtigt sind, ist das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl erstrebenswert.

Jeremy Bentham nimmt als Ausgangspunkt: Menschen streben Glück/Lust/Befriedigung an und möchten Unangenehmes/Schmerz vermeiden. Die Menschen sind grundsätzlich gleichberechtigt („Jeder zählt für einen und keiner mehr als für einen."). Die grundlegende Orientierung und das Motiv ist für die einzelnen Individuen die eigene Lustbefriedigung. Auch die Interessen anderer Menschen werden berücksichtigt (Wohlwollen und eine Art Sozialprinzip), aufgrund der Vernunft (wohlverstandenes Eigeninteresse) und gegebenenfalls durch Sanktionen (Strafen bei Nichtbeachtung) nahegelegt.

Die Größe einer Lustbefriedigung wird im hedonistischen Kalkül aufgrund bestimmter Kriterien/relevanter Faktoren berechnet (in der theoretischen Annahme quantitativ berechnet, was aber auf praktische Schwierigkeiten stößt). Die Handlungsalternative mit dem höchsten Wert ist die richtige.

A) Zu den Grundlagen gehört, welche Kriterien (bzw. relevante Faktoren) zu berücksichtigen sind. Dies sind:

1) Intensität (intensity)

2) Dauer (duration)

3) Gewissheit/ Ungewissheit (certainty/incertainty), also Wahrscheinlichkeit des Eintretens der Folge

4) (zeitliche) Nähe/Ferne (propinquity/remoteness)

Nach diesen Merkmalen wird der Wert einer Freude bestimmt. Außerdem werden weitere Umstände herangezogen.

5) Fruchtbarkeit/Erfolgsträchtigkeit (fecundity): Zieht eine Freude weitere Befriedigungen nach sich?

6) Reinheit (purity): Wird die Freude durch einen damit verbundenen Schmerz getrübt?

7) Ausmaß/Verbreitung/Wirkungsradius (extent): Anzahl der Betroffenen

B) Dann folgt die Durchführung des hedonistischen Kalküls. Ein einzelner Mensch wägt klug die Vorteile und Nachteile von Handlungsalternativen ab und wählt diejenige, die bei der Berechnung in der Gesamtsumme am besten abschneidet.

Zu Bentham sollte man seine Verdienste zitieren, damit anschaulich wird, was sein "Utilitarismus" bei ihm selbst bewirkte:

"Bentham (1742 - 1832) gilt als Begründer des klassischen Utilitarismus. Er war einer der wichtigsten Sozialreformer Englands im 19. Jahrhundert und ein Vordenker des modernen Wohlfahrtsstaats. Seiner Zeit weit voraus forderte er allgemeine Wahlen, das Frauenstimmrecht, die Abschaffung der Todesstrafe, Tierrechte, die Legalisierung der Homosexualität und die Pressefreiheit. Er gilt als Vordenker des Feminismus, als Vorkämpfer der Demokratie, des Liberalismus und des Rechtsstaats." Wikipedia

Eigentlich wollte er zum Prinzip erheben, was viele im praktischen Leben tun, nämlich die Handlungen und Entscheidungen einer Analyse unterziehen, was sie bringen. Dabei war ihm wichtig, dass der Einzelne nicht nur sich selbst in Rechnung stellt, sondern, dass letztlich jeder am besten abschneidet, wenn er so entscheidet, dass das größte Wohl aller herauskommt. Auf einfacher Ebene der Lebenskalkulation ist das so etwas wie ein praktischer kantscher kategorische Imperativ, nur nicht so total ins Allgemeine abgehoben.

Bentham ist darum so wichtig, weil seine Gedanke in die volkswirtschaftliche Nutzentheorie (David Ricardo; Adam Smith: Wohlstand der Nationen) eingegangen ist.