In der Evolution können Gene enthalten sein, die ihrem Träger unter bestimmten Bedingungen schaden. Wie kann man dies erläutern?

2 Antworten

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Wenn du meinst, warum sich in der Evolution manchmal Merkmale durchsetzten, die für den betreffenden Organismus nachteilig sind, gibt es dafür eine mehr oder weniger einfache Erklärung. 

Evolution bedeutet, dass sich Merkmale, die die Vermehrungsfähigkeit eines Lebewesens erhöhen, nach und nach gegenüber anderen Merkmalen durchsetzen. Das Überleben des einzelnen Individuums spielt hier erst mal keine Rolle. Nur ist es so, dass überlebensfähige Organismen sich in der Regel häufiger fortpflanzen als andere. Soll heißen: Eine schnelle Gazelle wird weniger wahrscheinlich gefressen als eine lahme und kann sich deswegen häufiger fortpflanzen. Dadurch gibt es in der nächsten Generation mehr schnelle Gazellen als langsame.

Es gibt aber auch z.B. die sexuelle Selektion, bei der die Überlebensfähigkeit nicht über den Nachwuchs bestimmt, sondern nur die äußere Erscheinung und das Balzverhalten. So sind z.B. Paradiesvögel zu ihren bunten Federn und ihrem Kopfschmuck gekommen, die die Aufmerksamkeit von Räubern erregen und sie beim Fliegen behindern. Die Weibchen finden diese Merkmale anziehend und paaren sich deshalb nur mit Männchen, die sie aufweisen. Dass die hübschen Männchen auch anfälliger für Fressfeinde und ziemlich unbeholfen sind, spielt hier kaum eine Rolle.

Es gibt auch Spinnenweibchen, die bei der Geburt ihres Nachwuchses sterben und dann von ihm aufgefressen werden. Schlecht für die Mutter, gut für die Kinder. Diese Spinnen haben dann eine größere Chance zu Überleben als andere, da sie sich gleich nach ihrer Geburt richtig sattfressen können. Und sie selbst bringen für ihren eigenen Nachwuchs dann das gleiche Opfer. Somit kann sich dann ein Verhalten positiv auf die Fortpflanzungsfähigkeit der nächsten Generation auswirken. Das ganze nennt man Verwandtenselektion. Darunter fällt auch selbstloser Einsatz für nahe Verwandte, die keine direkten Nachkommen sind. Deren genetische Ausstattung ist dann größtenteils identisch, sodass auch eine solche nachteilige Selbstlosigkeit in der nächsten Generation verbreitet werden kann. Hier könnte man z.B. die unfruchtbaren Arbeiterinnen in Insektenstaaten nennen, die für das Überleben der fruchtbaren Königin garantieren, die dann die nächste Generation der Insekten hervorbringt.

Beantwortet das deine Frage?


HK25HK 
Beitragsersteller
 28.08.2015, 06:46

Damit erklärt sich wirklich einiges :) Ich bedanke mich vielmals, super Antwort !

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Die Evolution schafft blind immer wieder Gen-Mutationen, von denen die meisten für den Träger schädlich sind, nur ganz selten ist mal eine gute (also umweltadäquate) Mutation dabei (das ist dann wie ein Euro-Jackpot).

Aber die Evolution hat viiiiiiiel Zeit, sie lässt die schlechten Individuen sterben oder verpasst ihnen zumindest eine schlechtere Reproduktionschance.

Dadurch kommen die Spezies' voran. Solche mit häufigem Generationswechsel schneller (Bakterien), solche mit seltnerem (Säugetiere) verändern sich nicht ganz so schnell. Deshalb gibt es zwischen den Menschen von vor 4000 Jahren und heute kaum Unterschiede, bei so alten Bakterienstämmen aber sehr wohl.

Aber auch die Spezies', die sich seltener reproduzieren, entwickeln sich weiter. Wie gesagt, die Evolution hat viel Zeit und sitzt die Jahrmillionen, die für sie ja nur Wimpernschläge sind, lässig auf einer Backe ab.

P.S. Wie schreibt man eigentlich den Plural von Spezies?


HK25HK 
Beitragsersteller
 28.08.2015, 13:32

Ich glaube Spezies müsste richtig sein :)

Vieeelen lieeben Dank :))

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