Ich wähle die AfD, bin ich deswegen ein Nazi?
Ich sage AfD an die Macht! 😉
5 Antworten
Als Außenstehende wie mich ist es wichtig, das in Deutschland eine deutliche Differenzierung stattfindet, denn die Bezeichnung der AfD als 'Nazi-Partei' ist eine starke Übertreibung und verfälscht die historische Dimension des Nationalsozialismus deutlich.
Dennoch ist es unbestreitbar, dass die Partei in ihrer Rhetorik und in Teilen ihres Programms Elemente aufweist, die an die Ideologie der Nationalsozialisten erinnern. Durch den Populismus der AFD, unter anderem der bekannte Ausspruch "Mahnmal der Schande", wird absichtlich provoziert um dann wieder etwas zurückzurudern. Es werden beabsichtigt gewisse Begriffe genannt, die aus gutem Grund völlig unangebracht sind um somit die in Deutschland angewandte Erinnerungskultur in den Köpfen der deutschen Bevölkerung zu hinterfragen und somit auch Fragen aufwirft welche die sogenannte "Willkommenskultur" betrifft. Diese Parallelen führen dazu, dass viele Bürger die AfD als eine Gefahr für die Demokratie empfinden. Es ist wichtig, die Ängste dieser Menschen ernst zu nehmen, ohne dabei alle AfD-Anhänger über einen Kamm zu scheren. Eine differenzierte Betrachtungsweise ist unerlässlich, um die Ursachen für den Erfolg der Partei zu verstehen und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Nur durch einen konstruktiven Dialog kann man die demokratische Debatte stärken und extremistischen Tendenzen entgegenwirken, das gilt für beide Lager!
LG aus Tel Aviv
Danke für den Einwurf, auf den ich gerne reagieren möchte.
Zunächst möchte ich meine Eindrücke zu der Reaktion auf die differenzierte Betrachtung der AfD-Thematik teilen. Die Antwort enthält wichtige Punkte, die durchaus Raum zur Reflexion bieten, allerdings sehe ich in einigen Aspekten auch Anlass zur Kritik.
Erstens fällt auf, dass die Antwort durch den Vergleich mit der CDU/CSU in den 1970er- bis 2000er-Jahren möglicherweise eine Relativierung der gegenwärtigen Rhetorik und der Aussagen der AfD impliziert. Ein solcher Vergleich könnte den Eindruck erwecken, dass die AfD-Positionen eine bloße Fortführung konservativer Aussagen seien, was wiederum die Schärfe und die spezifischen Ziele der AfD verharmlosen könnte.
Zweitens sticht die Methode des „Whataboutism“ hervor:
Die Kritik an der AfD wird durch Verweise auf Fehler anderer Parteien relativiert, beispielsweise durch die Erwähnung der „Grünen“ und des „Framings“ der Medien. Diese Form der Gegenargumentation lenkt meiner Ansicht nach unnötig von der Diskussion ab und kann den konstruktiven Dialog, den die Ausgangsaussage fordert, erschweren. Die Ausgangsfrage bleibt dabei weitgehend unbeantwortet.
Zudem erscheint mir die Kritik an den Medien hier unverhältnismäßig. Auch wenn Medien durchaus einen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung haben, ist es in einer demokratischen Gesellschaft wichtig, dass die Positionen der AfD kritisch betrachtet und hinterfragt werden dürfen, insbesondere wenn sie oft die Grenzen des politisch Akzeptierten verschieben. Der wiederkehrende Verweis auf „Framing“ lenkt von den inhaltlichen Themen ab und könnte suggerieren, dass die Verantwortung eher bei den Medien als bei der Partei selbst liegt.
Ich hoffe, dass meine Rückmeldung als Impuls zur weiteren Reflexion dienen kann.
Danke für diese nette Diskussionsgrundlage, schön hier auch mal sachlich einen Austausch hinlegen zu können.
LG aus Tel Aviv
Erstens fällt auf, dass die Antwort durch den Vergleich mit der CDU/CSU in den 1970er- bis 2000er-Jahren möglicherweise eine Relativierung der gegenwärtigen Rhetorik und der Aussagen der AfD impliziert.
Es handelt sich dabei um keine Relativierung und selbst mit eigenen Worten artikuliert habe, dass ich scharfe/populistische Äußerungen nicht gutheiße.
Warum die Rückschau und der Vergleich mit der früheren CDU/CSU? Weil durch ihren Richtungswandel (vor allem unter der Ära Merkels) überhaupt erst der Boden bereitet wurde, dass die AfD entstehen und sich rechts positionieren konnte.
Es gibt nicht grundlos viele ehemalige CDU'ler in der AfD, zu denen auch Gauland gehört. Wenn man sich die damalige Rhetorik vergegenwärtigt, wird man u.a. eine Übernahme feststellen als auch Aussagen, die selbst die AfD übertrumpfen.
Der Vergleich soll nicht Äußerungen aus den Reihen der AfD relativieren, sondern aufzeigen, dass vieles gar nicht so alt oder neu ist wie viele immer meinen. Da steckt eher mehr DNA der alten(!) CDU drin (samt ehemalige CDU'ler in der AfD).
Zweitens sticht die Methode des „Whataboutism“ hervor:
Es handelt sich nicht um „Whataboutism,” sondern um den Wegbereiter der AfD. Egal ob Lucke, Gauland, Petry, Stabatty oder Henkel, allesamt neben dutzend anderen ehemalige CDU'ler. Darunter vor allem jene, denen die WU bereits damals zu gemäßigt war. Und dieser CDU-CSU Drall sich im Programm niederschlägt.
Viele gehen gehen immer gleich auf das Dritte Reich und die NSDAP zurück, weil es mit „Nazi” beim Deutschen anders klingelt. Nichtsdestotrotz haben sich in der AfD die „radikaleren” durchgesetzt, während Lucke und Co. gegangen sind. Durch die Radikalen, gab es auch extremere wie Poggenburg und Kalbitz.
Zudem erscheint mir die Kritik an den Medien hier unverhältnismäßig. Auch wenn Medien durchaus einen Einfluss (...)
Es ist nicht unverhältnismäßig und besonders mit Blick auf den ÖRR eher systematisch. Und Framing deshalb so deutlich benannt, weil es sich schwarz auf weiß u.a. im Framing-Manuel der ARD nachlesen lässt. Zwar grundsätzlich und nicht nur in Bezug auf die AfD gilt. Aber ja, Framing gehört zum Geschäft.
Darüberhinaus so Sendungen wie „Die 100,” wo selbst Teilnehmer der Sendung sagen, wie valide Aussagen weggeschnitten wurden. Alternativ wiederverwendetes Bildmaterial aus dem Archiv, um Teilnehmer einer anderen Demo als „Rechts/Rechtsextrem” darzustellen. Hinzukommen wiederholt falsche Infografiken (u.a. Balkendiagramme) oder so ein KI-Murks wie bei Monitor.
Der wiederkehrende Verweis auf „Framing“ lenkt von den inhaltlichen Themen ab und könnte suggerieren
Es war und ist nach wie vor nicht meine Intension vom Thema abzulenken oder die AfD gar als Opfer hinzustellen. Nein, keineswegs! Im Grunde hier eher noch zur Demontage beitrage, wie man der AfD das Wasser abgraben kann/könnte. Stattdessen liefert man ein Programm, für die, die ohnehin nicht die AfD wählen. Die AfD und „Rechten” bedankt sich, weil sie es gut ausschlachten können.
Das gilt sowohl für die AfD, für „Rechte/Konservative” an sich und selbst jetzt im US Wahlkampf als Trump im McDonalds für 15 Minuten kurz Pommes frittiert. Und die Gegenseite nicht versteht, dass die eher Wasser auf die Mühle kippen. Im ÖRR redet man primär über die AfD und jene halt andere Kanäle bespielt.
ist es in einer demokratischen Gesellschaft wichtig, dass die Positionen der AfD kritisch betrachtet und hinterfragt werden dürfen, insbesondere wenn sie oft die Grenzen des politisch Akzeptierten verschieben.
Da bin ich bei dir und ja, natürlich darf, soll und muss man die AfD kritisch hinterfragen und betrachten. Und was die Verschiebung von Grenzen angeht, kommen wir wieder zum Anfang zurück. Sprich, wann, wie weit und in welche Richtung haben sich Grenzen schon vorher verschoben? Wenn es heißt, ein verschieben nach rechts, wie weit ist man ggf. vorher schon nach links gerückt?
Und nein, auch damit nicht suggerieren möchte, die AfD sei die Mitte und alle anderen sind links oder zu links. Hier gar nicht abspreche, dass es radikale Positionen in der AfD gibt. Ich stelle mir dennoch die Frage, wie viel davon ist wirklich so weit rechts oder wird bloß heute als weit rechts und mehr gesehen. Daher auch der anfängliche Vergleich mit einstigen Positionen der CDU/CSU.
LG aus Bogotá.
Nein, nicht deswegen.
Aber du verhilfst damit einer Partei zu Macht, in der erwiesenermaßen sehr viele Mitglieder Nazis sind.
Die Ausrede "Davon haben wir ja nichts gewusst!" zieht nicht mehr.
Nein wähle die auch und nicht wegen rechts.Grüne haben genug schaden verursacht Energie Wirtschaft Sicherheit
Nicht zwangsläufig, Sie sympathisieren allerdings mit einer als rechtsextrem eingestuften "Partei".
Schwer zu sagen. Kommt auf deine Einstellungen an. Aber wenigstens hinterfragst du deine Entscheidung. Das ist schon mal gut.
Dann schau dir mal die CDU/CSU der 1970er- bis Anfang der 2000er-Jahre an. Sowohl deren damalige Programmatik, frühere Wahlplakate sowie Reden von Merkel, Koch, Merz, Stoiber, Strauß und weiteren Politikern jener Zeit teils kein Deut besser waren.
Ich stelle die populistischen Aussagen von Politikern der AfD nicht in Abrede. Einiges davon problemlos als aufgewärmter „CDU/CSU-Sprech” durchgeht. Nach heutigem Maßstab, würde man die damalige CDU/CSU wohl gar rechts der AfD einordnen.
Derlei „Parallelen” werden jedoch auch z.T. herbei gedichtet, wie Anfang des Jahres durch die zusammengesponnene Wannsee 2.0 Konferenz. Mehrere Artikelumschreibungen und Gerichtsurteile später, blieb nicht mehr viel von über.
Und selbst wenn dieses Treffen so schlimm und schrecklich war, kann und sollte man schon hinterfragen, warum die anwesenden CDU'ler nicht im gleichen Maße im „Schussfeld” waren. Die eine ganz böse, die andere „war blöde, war halt so.”
Auch das ständige Framing der Medien, in dem ständig ein „die populistische” davor gesetzt wird. Bei den Grünen heißt es ja auch nicht „die pädophilen Grünen,” nur weil es in deren Reihen solche Gestalten gab und wohl weiter geben wird.
Ich würde letzteres weder gutheißen noch selber so verwenden. Mir missfällt auch mit welcher Rhetorik sich Politiker und Mitglieder der AfD artikulieren. Allerdings dürfte einiges kalkuliert sein, weil man weiß, wie die Medien darauf anspringen.
Ich habe inzwischen mehr Bedenken vor Äußerungen wie Habecks Allmachtsphantasie eines zentralisierten Systems, vor NGOs als „Trusted Flagger,” wo man zugibt, auch nicht-strafrelevante Inhalte zu löschen.
Inzwischen werden Gesetze auf den Weg gebracht und Werkzeuge installiert, mehr beunruhigen sollten, als eine AfD die inzwischen seit knapp 10 Jahren das Flüchtlingsthema mit scharfer/populistischer Rhetorik anspricht.
Und mindestens genauso lange kommt nicht viel mehr als „AfD, pöse Nazis” oder „wir stellen sie inhaltlich.” Es passiert jedoch nichts oder zu wenig. Ach doch, Schippen oben drauf, wie die Story mit den Pässen im Auswärtigen Amt.
Zu guter Letzt mit dir überwiegend d'accord gehen würde. Allen voran mit Blick auf die fehlende Differenzierung. Ebenso ein Danke für deine sachliche Antwort, ohne wie manch andere stumpf im Gossenjargon wild um dich zu schlagen.
LG medmonk