Ich kann langsam nicht mehr. Was soll ich noch dagegen tun?

6 Antworten

Nur welcher Betrieb will mich denn später, wenn ich eine Ausbildung in einer "besonderen Einrichtung" gemacht habe? Die meisten Betriebe kaufen sich ja aus der Schwerbehindertenquote auch raus, weil es sich für sie finanziell mehr rechnet und sie "Behinderte" halt nicht haben wollen (es fehlt die Aufklärung)

Das wird wohl wirklich ein bisschen mit Glück zutun haben ob du da einen Betrieb findest.

Es kann doch nicht sein, dass es nichts gibt, was einem hilft ohne einen gleich automatisch in eine Einrichtung einzuweisen. Ich bin ja "nur" psychisch krank und dadurch aktuell leider nicht belastbar und nicht geistig.

Deutschland ist da nicht so weit mit. Auch im Jahre 2022 nicht. Es gibt nur bestimmte Ressourcen und wenn die nicht passen - wird es schwer.

Es ist einfach so deprimierend, in Deutschland will dich niemand wenn du krank bist.

Die Ironie daran ist: auch wenn du gesund bist haben viele Betriebe noch etliche Bewerber die sie nicht wollen.

Und da ich noch unter 25 bin, hätte ich ja für eine mögliche "Übergangszeit" nicht mal Anspruch auf Hartz IV und wovon bitte lebt man dann?

Geld der Eltern, wenn die auch Hartz 4 Empfänger sind: Deutschland go brrrr. Von nichts.

Aber das will ich eigentlich auch gar nicht. Werde dieses Jahr 23 und hab noch nichts erreicht außer meinem Abitur.

Das ist doch schon mal ein sehr guter Anfang.

Was soll ich noch tun?

Wäre es eine Option das du auf regulärem Wege eine Arbeit findest die dir gefällt? Eventuell eine Umschulung oder einen Job wo du nicht viel mit Menschen zutun hast im allgemeinen?


janole281099 
Beitragsersteller
 05.05.2022, 20:58

Danke schön auch Dir für deine Antwort.

Das wird wohl wirklich ein bisschen mit Glück zutun haben ob du da einen Betrieb findest

In Deutschland gibt es 145.000 Betriebe die die Schwerbehindertenquote erfüllen müssten, es tun aber nur ca. 35.000 Betriebe. Die anderen "kaufen sich frei", also ja schwierig.

Die Ironie daran ist: auch wenn du gesund bist haben viele Betriebe noch etliche Bewerber die sie nicht wollen.

Ja und das trotz des hohen Fachkräftemangels. Das ist mMn das größte Paradoxon daran.

Wäre es eine Option das du auf regulärem Wege eine Arbeit findest die dir gefällt?

Das wäre die Option, die ich aktuell anstrebe, aber Depressionen verdecken einem häufig die eigenen Interessen und Stärken, das ist das Problem. Ich glaube nämlich selbst auch, dass ich schon seit der Kindheit Depressionen habe, aber da ist die Diagnostik schwer wegen Pubertät und ähnlichem.

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>> Da würde es mir psychisch nicht besser gehen.

Wie kannst du das wissen, ohne es probiert zu haben?

Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, trotzdem halte ich eine Ausbildung in einer geeigneten Einrichtung für sinnvoll.

Du schreibst selbst, du hast beruflich schon zig Sachen angefangen und musstest abbrechen. Deine Therapie schlägt nicht richtig an. Wie lange möchtest du denn so in der Schwebe weiterleben? Du merkst doch selbst wie es dich runterzieht.
Die angebotene Chance eine Ausbildung in einer geeigneten Atmosphäre zu machen ist doch gut und bringt dich ein Stück weiter. Sehe es nicht so negativ


janole281099 
Beitragsersteller
 05.05.2022, 21:00

Danke schön erstmal.

In Deutschland gibt es 145.000 Betriebe die die Schwerbehindertenquote erfüllen müssten, es tun aber nur ca. 35.000 Betriebe. Die anderen "kaufen sich frei", also ja schwierig

Vor dem Hintergrund und deiner Argumentation: Würde ich dann nicht nach der Ausbildung auch "in der Schwebe weiterleben"?

Wie das System der Behindertenwerkstätten Inklusion verhindert und niemand etwas daran ändert - JOBinklusive

Lies dir das mal durch. Das beschreibt meines Erachtens das deutsche System sehr gut und treffend

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Wenn Du ein reguläres Abitur hast, könntest Du auch studieren. Sollte ein Studium an einer Präsenzhochschule nicht möglich sein, würde aber vermutlich doch ein Fernstudium infrage kommen (z.B. an der Fernuniversität Hagen). Da Du beruflich vielleicht Probleme hättest, in einem Team zu arbeiten, solltest Du vor einem Studium mit Hilfe der Arbeitsagentur abklären, welche akademischen Berufe auch in Einzelarbeit ausgeübt werden könnten (z.B. manche Informatikberufe). Willst und kannst Du dir ein Studium nicht zumuten, dann gibt es doch anspruchsvolle nichtakademische Berufe (z.B. Übersetzerin), die dir einen eigenen Berufsweg eröffnen. Du hast recht, wenn Du dich dagegen wehrst, in einer beschäftigungstherapeutischen Werkstatt zu landen. Du kannst mehr leisten! Eine befriedigende berufliche Tätigkeit würde dem eigenen Leben mehr Sinn und Ziel verleihen und dir außerdem helfen, langsam aus der Depression herauszufinden. Noch ein kleiner Tipp, was die Depression betrifft: Es hat sich nach meiner Erfahrung (bin selbst Therapeut) bei Depressionen oft bewährt, sich etwa eine Stunde pro Tag (kann auch mehr sein) in der freien Natur körperlich zu betätigen. Das muss kein "Leistungssport" sein. Wandern, joggen, Rad fahren (vor allem durch den Frühlingswald) vermittelt eine lebenspositive Perspektive und die körperliche Anstrengung hilft, die schwermütige Ich-Zentrierung zu lockern. Ich wünsche dir alles Gute für eine positive Zukunft!


janole281099 
Beitragsersteller
 05.05.2022, 20:54

Erstmal danke schön für deine Antwort.

Es hat sich nach meiner Erfahrung (bin selbst Therapeut) bei Depressionen oft bewährt, sich etwa eine Stunde pro Tag (kann auch mehr sein) in der freien Natur körperlich zu betätigen

Leider kollidiert da meine Angststörung sehr mit, weshalb jeder Versuch mich großartig alleine zu Fuß draußen zu bewegen mit einem großen Deprimiert-Sein endet.

Eine befriedigende berufliche Tätigkeit würde dem eigenen Leben mehr Sinn und Ziel verleihen und dir außerdem helfen, langsam aus der Depression herauszufinden

Danke schön, genauso sehe ich das auch. Die Frage ist halt eben leider immer wie eine befriedigende berufliche Tätigkeit definiert ist, die Stärken oder doch die Interessen?

Da Du beruflich vielleicht Probleme hättest, in einem Team zu arbeiten

Interessanterweise hatte ich das bei der zweiten Hälfte meines BFDs (habe aus persönlichen Gründen nach einem halben Jahr gewechselt) in einer Grundschule eigentlich gar nicht, weil ich da ein Team hatte, was meine Arbeit mit den Kindern sehr geschätzt hat. Mit meiner dortigen Praxisanleiterin hab ich bis jetzt Kontakt.

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Entschuldige, ich bin müde und hab evtl. nicht alles gut aufgenommen.

Aber du hast dein Abitur. Willst du nicht erstmal studieren? Geht studieren nicht?

Du bist intelligent. Beim Studium könntest du dich doch mehr auf den Wissenserwerb konzentrieren, und hast ja noch viel die Wahl, wieviel Kontakt du zu anderen Studenten haben möchtest.

M.W. gibt es z.B. im IT-Bereich doch Asperger-typische Arbeitsplätze.

Manchmal haben auch Behörden was für Menschen mit chronischen Depressionen in Petto, zumindest kam eine Bekannte von mir so unter.

Und mit einer leichten Aspi...-Störung bist du doch nicht schwerbehindert, oder?


janole281099 
Beitragsersteller
 05.05.2022, 21:05
Du bist intelligent. Beim Studium könntest du dich doch mehr auf den Wissenserwerb konzentrieren, und hast ja noch viel die Wahl, wieviel Kontakt du zu anderen Studenten haben möchtest.

Erstmal danke schön für das Kompliment und das ist tatsächlich auch ein Argument, das mir auch oft in den Kopf kam. Und ich hab während des Studiums noch Zeit, meine berufliche Perspektive selbst zu prägen.

M.W. gibt es z.B. im IT-Bereich doch Asperger-typische Arbeitsplätze

Ich möchte dich damit NICHT PERSÖNLICH angreifen, weil das ist leider eine typisch deutsche Sichtweise. Aber jeder Asperger ist unterschiedlich, wie alle Menschen und nicht jedem liegt der IT-Bereich. Ich verstehe von der IT ungefähr soviel, wie von Arabisch.

Manchmal haben auch Behörden was für Menschen mit chronischen Depressionen in Petto, zumindest kam eine Bekannte von mir so unter.

Danke schön für die Anregung!

Und mit einer leichten Aspi...-Störung bist du doch nicht schwerbehindert, oder?

Nein, aber im Sinne des Systems scheinbar irgendwie schon.

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Mirarmor  05.05.2022, 21:12
@janole281099

Das mit dem IT-Bereich war jetzt nur das Beispiel, das mir mal unterkam, aber evtl. gibt es noch andere Arbeitgeber, die gern Menschen mit Asperger einstellen?

Aber ja, versuch doch, ein passendes Studium zu finden. Es gibt ja sogar Fernstudiums, bei denen man wenig mit anderen zu tun hat, aber die könnten teuer sein.

Im Übrigen fand ich nicht, dass ich dir ein Kompliment gemacht hatte. Ich habe nur aufgegriffen, was du über dich selbst geschrieben hast. ;)

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