Ich bin so schrecklich sensibel wenn es um Tiere geht?
Hallo,
folgendes:
Ich habe gerade ein wenig in Facebook gescrollt und leider ein Tiervideo gesehen, dass ein verletztes Kätzchen, kriechend auf den Boden zeigt. Eine Freundin setzt sich stark für Tierrechte ein und teilt - wie ein paar Andere - manchmal solche Videos um auf solche Leiden Aufmerksam zu machen.
Ich habe es vielleicht eine Sekunde gesehen und den Beitrag sofort "verborgen", aber das hat mich schon wieder so mitgenommen, dass ich nur am Heulen bin und kurzzeitig darüber nachgedacht habe, mein ganzes Profil zu löschen.
In den letzten Jahren hat sich diese Reaktion auf solche Sachen immer verschlimmert. Ich kann mir ja nicht einmal Tierfilme ansehen (außer Animationen oder Zeichentrick) - ich meide sie direkt - weil ich weiß, dass es darin Stellen geben wird, die mich in einen Wasserfall verwandeln werden.
Auch Dokus oder Werbungen von Tieren in Nöten die zum Spenden aufrufen, sind eine richtige Qual für mich.
Allein die Meldungen wie viele Tiere in Australien aktuell verbrennen... wenn ich daran denke, bricht es mir das Herz.
Ich würde so gerne jedem einzelnen Tier auf dieser Welt helfen, aber das geht natürlich nicht. Wenn mir Leute vorschlagen ich könnte doch ins Tierheim gehen und dort z. B. Hunde ausführen, ist das natürlich eine gute Idee. Aber allein wenn ich daran denke, dass diese Tiere allesamt ohne "Familie" sind und ich sie wieder zurücklassen muss ... ich könnte das nicht aushalten und würde wieder Rotz und Wasser heulen.
Ich bin so froh dass es Menschen gibt, die wenigstens dazu in der Lage sind, das zu machen, wozu ich anscheinend nicht fähig bin.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe einen an der Klatsche. Gibt es denn Leute die genauso krass auf so etwas reagieren? Oder vielleicht noch extremer?
6 Antworten
Gibt es denn Leute, die genauso krass auf so etwas reagieren?
Ja, gibt es - mich zum Beispiel. Je älter ich werde, desto unerträglicher wird für mich das Leid der Tiere - mehr als das Leid von Menschen, denn Menschen haben immer noch die Chance, ihr Leiden in irgendeiner Form abzumildern, sie können es verdrängen, akzeptieren, sich in Phantasien flüchten oder in den Glauben an einen Gott, der ihnen hilft oder an das Jenseits, wo das Paradies wartet.
Der Mensch kann seinen Verstand nutzen und Strategien entwickeln, um Not, Schmerz und Angst besser zu ertragen - ein Tier dagegen ist seinem Leiden hilflos ausgeliefert und es gibt keinen Trost, den man ihm vermitteln könnte und auch keine Einsicht in irgendeinen Sinn.
Was Menschen Tieren antun, ist so furchtbar, dass ich mir das nicht ansehen kann, ich schalte sofort den Fernseher aus, wenn ich mit solchen Bildern konfroniert werden und alle, die sich zumuten, sich mit dem Elend der Tiere auseinanderzusetzen, haben meine größte Hochachtung - ich selbst kann das nicht, Bilder von gequälten Tieren lassen mich dann nicht mehr los und verfolgen mich bis in die tiefste Seele.
Manchmal denke ich, wenn es wirklich stimmen sollte, dass wir mehrere Leben haben und wiedergeboren werden, dann war ich in meinem vorherigen Leben ein Tier und das Leiden der Tiere greift mich deshalb so stark an.
Trotzdem arbeite ich aber ehrenamtlich im Tierheim - das kann ich aber nur, weil ich nicht einfach mit den Hunden nur spazieren gehen sondern aktiv nach einem neues Zuhause für sie suche. Bei jedem Hund, den ich kenne, hefte ich kleine Zettel an den Zwinger auf denen seine Eigenarten stehen und alles, was ich über ihn weiß und natürlich meine Telefonnummer.
Immer wenn Menschen ins Tierheim kommen und nach einem neuen Hund suchen und natürlich völlig überfordert sind von den vielen Tieren, gehe ich auf sie zu, frage nach, wie sie leben, welche Art Hund sie sich vorstellen und stelle ihnen meine Schützlinge bzw Patenhunde vor, gehe mit ihnen zusammen spazieren und erzähle ihnen alles, was ich über die Hunde weiß. Da ich die Hunde gut kenne, kann ich sehr schnell beurteilen, wer zusammenpasst und wer nicht und die Leute sind mir immer unheimlich dankbar, dass jemand da ist, der sie begleitet und ihnen hilft, einen Hund erstmal kennenzulernen.
Und wenn dann eine Vermittlung klappt und der Hund nach mehreren Treffen in sein neues Zuhause abgeholt wird, dann sind das - trotz Abschiedsschmerz - die Glückstage, die ich im Tierheim erlebe und die mir die Kraft geben, weiterzumachen - einfach nur spazieren gehen und sonst nichts tun, könnte ich nicht, da würde ich verzweifeln.
Meine Schützlinge besuche ich dann natürlich auch manchmal, um zu sehen, wie es ihnen geht und die freuen sich dann immer ein Loch in den Bauch, wenn wir uns wiedersehen und mit einigen Familien sind über die Jahre richtige Freundschaften entstanden.
Vielleicht wäre das ja auch etwas für Dich, in Tierheimen werden immer ehrenamtlich Leute gesucht - geh doch mal hin, lerne die Hunde kennen und die Menschen und versuche sie zusammenzubringen - es hilft einem nämlich auch selbst und macht glücklich, wenn man dem Unglück und dem Leid etwas entgegensetzen kann - nämlich die Hoffnung.
Das ist wirklich toll, was du machst! :)
Du hast meinen vollen Respekt, ich denke ich sollte das wirklich machen.
Es ist bei mir ähnlich. Während andere gierig in den Fernseher starren bei einer Tierdoku wo ein Löwe grad ein Streifengnu erlegt, leide ich mit dem Tier und habe dann noch zusätzlich dieses Beschützergefühl.
Wahrscheinlich gibt es die, aber ist ja nichts schlimmes dran überempathisch zu sein, solange es dein Leben nicht ruiniert.
Ich würde es so lassen wie es ist, wirst vermutlich mal eine fürsorgliche Mama. :)
Dann meide diese Dinge halt, mache ich manchmal auch. Und Tieren im Tierheim kannst du auch durch Sach- oder Geldspenden helfen. Ausserdem würde ich dir ein veganes Leben empfehlen.