Ich bin Pseudologin, wie schaffe ich es mit dem Lügen aufzuhören?

7 Antworten

Hallo,

Du hast nicht nur erkannt, dass es ungünstig ist zu lügen, sondern Du hast auch mitgeteilt was Du mit dem Lügen bezweckst. Du willst Aufmerksamkeit von anderen und bist in Sorge, zu wenig geliebt und beachtet zu werden. Außerdem bist Du offenbar unsicher darüber, ob das, was Du ohne Lügen, Übertreiben und Tricksen als Mensch anzubieten hast, bei anderen gut (genug) ankommen wird.

Hast Du eine gute Freundin, der Du Dich anvertrauen kannst? und der gegenüber Du vielleicht gar nicht so viel Unwahres gesagt hast? und die Dich vielleicht auch von Deiner "normalen" Seite kennt? Dann verabrede Dich mit ihr, dass sie Dir ein Zeichen gibt, wenn Du mal wieder so richtig loslegen willst.

Vielleicht ist aber Deine Sorge unbegründet. Du bist ohne Verdrehen von Wahrheiten den anderen womöglich viel lieber als mit (was andere vielleicht aus Zuneigung zu Dir tolerieren und aus falsch verstandener Rücksicht nicht ansprechen). Die Entscheidung auzuhören kannst nur Du selbst treffen und nur Du kannst es auch lassen.

Schaffst Du es trotz guten Wollens nicht, kann Dir vielleicht ein Experte helfen, der Dich berät, es trotzdem zu schaffen.

Alles Gute!

Mir fallen spontan zwei Sachen dazu ein:

- Die Strafe des Luegners ist nicht, dass einem niemand mehr glaubt - das ist nur die unmittelbare, unausweichliche Folge. Die langfristige Auswirkung ist, dass man selbst niemandem mehr glauben kann.

- Staendiges Luegen bedeutet auch, dass man selbst weder weder Integritaet noch Vetrauenswuerdigkeit besitzt.

Bedenke die Folgen fuer Dich persoenlich und die Auswirkungen auf Dein Vertrauen zu anderen Menschen und dann entscheide einfach, wer und wie Du sein und von anderen gesehen und behandelt werden moechtest.

Den ersten und wichtigsten Schritt hast du bereits gemeistert: Die Erkenntnis! Du kannst schon mal stolz auf dich sein, dass du immerhin ehrlich zu dir selbst bist und den Willen hast etwas dagegen zu unternehmen. Natürlich geht so etwas nicht von heute auf morgen. Das sind lange antrainierte Verhaltensmuster, die du dir jetzt wieder abgewöhnen möchtest.

Es beginnt damit, dass man sich, auch wenn es einem wieder passiert ist, das zumindest im Nachhinein bewusst macht und sich, auch wenn es für die Situation schon zu spät ist, sich trotzdem überlegt: was hätte ich anders machen können?

Je öfter man das wiederholt, desto bewusster wird einem der Prozess des einstudierten Verhaltensmusters. Zuerst fällt es dir immer hinterher auf, irgendwann wird es dir schon währenddessen auffallen. Und wenn man jedes mal, sobald es passiert sich wieder und wieder bewusst macht, dass es erneut geschieht, dann schafft man irgendwann den Absprung aus diesem festgefahrenen Muster.

Je bewusster einem die Abläufe werden, umso eher kann man gezielt in den Prozess eingreifen. Außerdem solltest du keine Angst haben weniger im Mittelpunkt zu stehen, wenn du mit dem Lügen mal aufhörst.

Denn je mehr du lügst, desto mehr fällt es ja auch den Leuten in deiner Umgebung auf und wie du ja schon bemerkt hast, macht man sich damit auch nicht unbedingt beliebter.

Je authentischer und natürlicher du dich verhältst, desto positiver wird auch die Rückmeldung aus deiner Umgebung sein. Und die Leute, die sich nicht für dich interessieren, wenn du sie nicht anlügst, sind eh kein guter Umgang für dich.

So kannst du auch wunderbar herausfinden, welche Bekannten du auch tatsächlich zu deinen Freunden zählen kannst!

Mich würde wundern, wenn es einen einfachen Trick gäbe, den wir dir nennen können.

Wenn du es nicht alleine schaffst mit dem Lüen aufzuhören, dann vielleicht mit Hilfe eines Psychologen.

Vielleicht wäre auch eine gute Idee dir eine Lüge nach der anderen vorzunehmen und den belogenen die Wahrheit zu schreiben, um das Lügennetz Knoten für Knoten aufzudröseln.

Wäre ne Menge Arbeit und kaum machbar, ohne dass man derweil ab und an sogar noch neue Lügen bringt, aber mit der Zeit wirst du vielleicht immer besser darin.

Vielleicht auch ein Tagebuch machen, wo du schreibst wo du heute alles ehrlich warst.

Ich neige eher dazu, ständig die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem ist, deswegen kann ich mich weniger in dich hineinfühlen. Was ich dir aber sagen möchte- du hast ein Problem mit deinem Selbstbewustsein. Das kann man trainieren- schon lächerliche Übungen wie das morgentliche Selbstlob vorm Spiegel ( Mann, ich seh gut aus, ich bin toll, ich freue mich auf den Tag!) kann schon helfen. Sag dir ins Gesicht, dass du so wie du bist, völlig in Ordnung bist. Schließlich ist keiner perfekt, keiner kann oder weiß alles, jeder hat Schwächen und Stärken...

Mit der Lügerei: probiere- wenigstens bei unwichtigen Sachen- es ins Lächerliche zu ziehen. Etwa: ich kann Japanisch- ne- natürlich kann ich das nicht, aber ich habe schonmal Anime-Filme geguckt. Versuche, solche Lügen sofort zu negieren, vielleicht fällt es dir dann auch später leichter, komplett auf solche Aussagen zu verzichten.

Eine Stärke kannst du jedenfalls für dich verbuchen- du mußt ein unglaubliches Gedächtnis haben, damit du dir alles merken kannst, was du wem erzählt hast...und was ich noch toll finde- deine Selbsterkenntnis und den Willen zu Besserung- auch das ist etwas sehr wertvolles, darauf kannst du stolz sein.

Präge dir ganz fest ein, dass du wertvoll bist, auch ohne etwas, das du zusammenschwindeln mußt, weil es nicht der Wahrheit entspricht. Wer dich mögen will, der will dich authentisch, nicht jemanden, der "zusammengebastelt" ist. Und es ist auch nicht nötig, dass alle Welt einen mag- wie sollte das gehen? Dann wäre die ganze Menschheit gleich -wie langweilig!