Hochhaus Brand - Feuerwehr mit Luftkissen zum Rausspringen?

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Hallo chrubler,

in der Praxis wird das aus verschiedenen Gründen nicht funktionieren:

1.) müssten zunächst einmal ausreichend Sprungretter heran geschafft und aufgestellt werden. Das wiederum kostet Zeit und bindet vor allem Personal, welches dann nicht für andere Aufgaben (z.B. Aufbau Wasserversorgung, Innenangriff etc.) zur Verfügung steht

2.) sind Sprungretter nur für Fallhöhen aus ca. 16 Metern zugelassen, aber schon bei deutlich geringeren Höhen sind schwere Verletzungen wie Knochenbrüche etc. zu erwarten. Zudem muss man den Srungretter auch treffen - und das möglichst mittig - und das wird aus entsprechender Höhe schon arg schwierig.
Das sind auch zwei der Gründe, warum Sprungretter auch in D immer nur als allerletzter Ausweg eingesetzt werden.

3.) ist es wahrscheinlich nicht möglich, lückenlos ums Gebäude herum Sprungretter aufzustellen. Da gibt es dann Bäume und Büsche, Kellertreppen, Vordächer etc., die das verhindern.

4.) Ein Sprungretter kann immer nur von einer Person zur Zeit genutzt werden. Denn beim Aufprall wird das Luftkissen zusammen gedrückt und Luft entweicht. Vor dem nächsten Aufprall muss die Luft erst wieder aufgefüllt werden. Das dauert zwar nur wenige Sekunden - aber stell Dir einmal dutzende von panischen Menschen vor, die am Fenster stehen und um ihr Leben bangen. Die wirst Du kaum dazu bringen, zu warten, bis "der nächste" an der Reihe ist. In der Realität werden alle gleichzeitig (versuchen) zu springen und wahrscheinlich aufeinander landen... wenn dann noch jemand aus dem 20. Stock springt, dann dürfte es unten auf dem Kissen keinen einzigen überlebenden mehr geben...

5.) Bei einem Brand wie dem in London fallen spritze (Glasscherben, Holz, Metall etc.) und brennende Trümmerteile hinunter. Damit dürften die Luftkissen in kürzester Zeit durchlöchert und damit unbrauchbar sein.


Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

26Sammy112  03.04.2018, 12:30

Dieses Thema wurde kürzlich einmal wieder aktuell: Beim Brand eines mehrstöckigen Gebäudes in Leipzig sind am Freitag, 30. März zwei Personen vom Dach aus geschätzten 15 bis 20 Metern (oberhalb des 4. OG bei angenommenen 3 bis 4 Metern Geschosshöhe eines Altbaus) in einen Sprungretter der Feuerwehr gesprungen. Leider direkt nacheinander, so dass beide Personen bei dem Sprung schwer verletzt wurden (zum einen konnte das Sprungpolster die durch den Aufprall der ersten Person entwichene Luft nicht schnell genug wieder aufbauen - außerdem ist die zweite Person quasi auf die erste drauf gesprungen...). Hier im Clip ganz am Ende ab Sekunde 00:27 zu sehen... https://www.bild.de/video/clip/brand/brand-in-mehrfamilienhaus-in-leipzig-fordert-todesopfer-und-viele-verletzte-55248592.bild.html

Es ist einem Menschen mit Todesangst, dem der Allerwerteste langsam heiß wird und der durch den Rauch nicht mehr richtig atmen kann eben nicht zu vermitteln, dass er doch bitte noch 30 Sekunden warten soll, bis der erste Springer vom Kissen runter gezogen worden ist und das Kissen selbst wieder den notwendigen Luftdruck aufgebaut hat...

Zumindest haben sie das Kissen getroffen.

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Also die Sprungretter welche ich kenne sind auf 16 meter zugelassen alles drüber läuft Gefahr das eine Person beim rein Springen immernoch Bodenkontakt erlangt weil sie zu schnell runter kommt.

Jetzt kommen wir aber zu dem Hauptproblem:

1. Eine ganze Reihe von Springrettern (4x4 bis 8x8m) um das komplette Gebäude aufstellen ist unrealistisch ich bezweifle gar das die Lononer Feuerwehr genug solcher Sprungretter hat um das Gelände abzudecken.

2. Fallen auch schwere brennende Gegenstände runter das zerstört solche Sprungretter.

3. Muss man Rücken vorraus möglichst Mittig in den Sprungretter fallen sonst können schwerste Verletzungen auftreten welche im falle von HWS Verletzungen auch tödlich enden können!

4. Wenn alles voll mit Sprungrettern gestellt ist wie ermöglicht man dann den weiteren Zugriff auf das Gebäude zb für Löscharbeiten wie stellt man Drehleitern, Hubretter, Wasserwerfer usw?

Es gibt einfach Siturationen da kann man einfach nicht helfen und damit muss man sich abfinden.

Natürlich kann man sich überlegen was man hätte besser machen können aber da würde ich die Problematik eher bei der relativ neu aufgebrachten Isolierung aus relativ leicht Brennbarend Sandwitchplatten suchen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Maschinist /Servicetechniker für Feuerwehr Einsatzfahrzeuge

Hast du die Videos gesehen von dem Brand? Hast du da gesehen was von der Fassade alles brennend runter gefallen ist? Da hätten sich das Luftkissen ganz schnell von allein erledigt.

In Gebäude dieser Höhe gehören, wie in der deutschen Hochhausrichtlinie https://de.wikipedia.org/wiki/Hochhausrichtlinie vorgeschrieben, zwei von einander unabhängige Treppenhäuser. Die sollten grundsätzlich, leider erst ab 60m Höhe vorgeschrieben, als Sicherheitstreppenhäuser ausgeführt sein.

Außerdem gehören die WDVS (Wärmedämmverbundsystem) in denen brennbare Baustoffe verbaut werden bei solchen Gebäuden entgültig verboten. Aber da hat die Dämmlobby was dagegen und so wird weiter ohne Sinn und Verstand gedämmt.

Es gibt zwar Sprungretter die bis 60m zugelassen sind https://www.vetter.de/vetter_emergency/Rettungsprodukte/Sprungkissen/Sprungkissen+SP+60.html aber die sind bei Feuerwehren absolut unüblich. Üblich sind eher Srungretter der Größe SP 16. 

Und glaube mir selbst in so ein Polster ist der Sprung nicht ohne. Du kannst ja mal eine 8,5 x 6,5 Quadrat abstecken und dann aus dem 20 Stock schauen. Vertrauen erweckend ist anders.

http://www.bauordnungen.de/Muster-Hochhaus-Richtlinie.pdf

Salue

Im 2. Weltkrieg sprang ein Heckschütze aus einem US-Bomber aus 4400 Meter Höhe ohne Fallschirm ab. Im Heckstand hatte es nicht genug Platz, der Schütze musste den Fallschirm einige Meter weiter vorne im Rumpf plazieren. Die Seide brannte bereits, als er ihn nehmen wollte.

Er zog den Tod beim Aufprall dem Verbrennen im Flugzeug vor. Er landete auf dem Rücken auf einem Reisighaufen. Neben ein paar Prellungen und Kratzern hatte er nichts. Die Deutschen dachten zuerst er sei ein Agent, der den Fallschirm verbuddelt hätte. Erst als im Gefangenlager die anderen der Crew der B17 eingeliefert wurden, glaubten sie an das "Wunder".

Ein Reisighaufen von zum 3 Meter Dicke wirkt wie eine Knautschhzone. Das reicht aus, um einen von ca. 250 km/h "sanft" auf 0 herunterzubremsen. Das gilt auch für ein Sprungkissen. Allerdings, so gross dieses auch ist, aus grosser Höhe ist es sehr klein und man muss dieses dann auch in der Mitte treffen. Vorzugsweise trifft man den Rücken voran auf.

Es braucht also ganze Heerscharen von Schutzengeln um das zu überleben.

Tellensohn

Hallo,

aus einem brennenden Haus fliegen auch ständig irgendwelche schweren Sachen herunter. Vermute deshalb nicht... Einfach zu gefährlich. Zudem wird es ab einer bestimmten Höhe kritisch mit der Landung

Viele Grüße

Neo1991