Hilfestellung auf dieser Plattform überhaupt möglich?
Ich finde es generell schlimm wie sich Kinder ihre Sozialisierung - und teilweise sogar ihre Erziehung - im Internet abholen. Und gerade hier auf GF haben wir oft genug Fragesteller, die Selbstbestätigung für das Ruinieren ihrer eigenen Gesundheit suchen. Sie wissen es ja nicht besser. Die Ratgeber manchmal auch nicht.
Social Media hat so vieles verändert in den letzten 10 Jahren. Mir kommt es wie zunehmend geistige Verwahrlosung der Heranwachsenden vor.
Die jetzige Elterngeneration hat dies nach meiner Beobachtung zum Teil gar nicht auf dem Schirm. Ich erwische mich regelmässig bei dem Gedanken, wie man es als Elternteil verantworten kann Minderjährige mit Ihrem Handy überhaupt allein zu lassen.
Wie beurteilt Ihr den Faktor Social Media bei der Identifizierung von Essstörungen ? Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile ?
Welche Mittel sollten Eltern wählen, damit das Thema nicht an Ihnen vorbeigeht ?
Und wie soll man sich hier auf GF als Ratgeber verhalten ? Ich stecke beruflich bedingt etwas tiefer als der Durchschnitt in der Materie, aber bin weit davon entfernt sagen zu können welcher Ratschlag für den Fragesteller überhaupt zielführend ist. Man kennt keine Details, und eine Reaktion / Interaktion erfolgt praktisch nie.
1 Antwort
Hallo Brunnenwasser,
wow, das sind ganz schön viele, ganz schön komplexe Fragen, aber ich versuchs mal:
Wie beurteilt Ihr den Faktor Social Media bei der Identifizierung von Essstörungen?
Social Media ist ein Faktor in einem sehr komplexen Gefüge. Problematisch ist, dass man nicht erkennen kann was echt ist und was nicht und der pausenlose Vergleich mit einer häufig fiktiven Welt, die im hier und jetzt nie zu erreichen ist. Da muss man schon einen sehr guten Selbstwert haben, dass einen das nicht ankratzt. Und Kindern/Jugendlichen fehlen häufig die Fähigkeiten sich davon abzugrenzen - fällt einem als Erwachsener ja schon irre schwer das blöde Handy mal liegen zu lassen.
Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile?
Wie bei vielem kommt es darauf an wie man es einsetzt und was man sich anschaut. Es gibt auch viel Positives in den sozialen Medien: Selbsthilfegruppen, Erfahrungsberichte, Unterstützer, .... es gibt aber eben auch sehr viel Selbstdarstellung, Körperbilder, Challenges, ... die in die andere Richtung gehen. Ich denke Fakt ist, dass wir die sozialen Medien nicht mehr weg bekommen und wir/Eltern den Kindern nur mit Medienkompetenz helfen können diesen Dschungel zu navigieren.
Welche Mittel sollten Eltern wählen, damit das Thema nicht an Ihnen vorbeigeht?
Ich denke, es fängt schon mit der Entscheidung an ab welchem Alter, in welchem Umfang und auf welchen Seiten lasse ich Kinder ins Internet. Weiß ich was sie sich anschauen, reden wir darüber, kann ich sie dabei unterstützen rauszufinden was ihnen gut tut und wann sie sich schlecht mit den Inhalten fühlen, wie kann ich die Kinder stärken auch mal abzuschalten. Kann ich mit ihnen darüber reden, dass nicht alles in den sozialen Medien echt ist, ... Medienkompetenz wird einfach mit eine der größten Erziehungsaufgaben sein, so wie Verkehrserziehung, Sexualkunde, etc.
Und wie soll man sich hier auf GF als Ratgeber verhalten?
Die Hilfestellung kann sich meines Erachtens erst mal nur auf die Weitergabe von Infos und vielleicht Erfahrungsberichte beschränken. Ihr habt hier keine Verantwortung "jemanden zu retten" oder weitergehend zu helfen. Und ihr könnte eure Community hier so gestalten, dass sie vielleicht weniger Wert auf Körperbilder und andere Äußerlichkeiten legt, dass sich alle willkommen fühlen und so weiter.
Das war jetzt ne Menge Text. Ich hoffe, es hat ein Bisschen weitergeholfen. Grüße,
Sabine