Herkunft des Wortes Hep/Hepp

2 Antworten

Herkunft und Bedeutung des Ausdrucks sind noch nicht abschließend geklärt.

Er ist jedenfalls älter als die Hep-Hep-Unruhen. Gegen einen Bezug zu Kreuzzügen gibt es aber Einwände.

Plausibler sind Deutungen als Abkürzung für „Hebräer“ oder als aus einem Lockruf für Ziegen hergeleitet (mit einer judenfeindlichen Vorstellung, Juden hätten einen Ziegenbart als Hintergrund).

Daniel Gerson, Hepp-Hepp. In: Handwörterbuch des Antisemitismus :Judenfeinschaft in Geschichte und Gegenwart. Herausgegeben von Wolfgang Benz. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin : De Gruyter Saur, 2010, S. 116 - 117:

„Hepp-Hepp ist ein antisemitischer Hetz- und Spottruf, der den Hepp-Hepp-Krawallen von 1819 den Namen gegeben hat.

Die Herkunft und Bedeutung des Ausdrucks ist bis heute nicht definitiv geklärt. Wurde früher der Begriff im Deutschen zumeist mit einem „p“ geschrieben, hat sich nun die Schreibweise mit einem doppelten „p“ durchgesetzt. Es ist für Würzburg belegt, dass der Begriff schon vor seinem „Siegeszug“ in den pogromartigen Ausschreitungen, die 1819 neben Deutschland u. a. auch Dänemark, Österreich und Polen erfassten, gegen Juden verwendet wurden. Zudem existieren Belege, dass der Begriff seit dem Dreißigjährigen Krieg als judenfeindliche Parole gebräuchlich war.

Zeitgenössische Interpretationen des Begriffs gingen zumeist davon aus, dass sich „Hep“ von „Hierosolyma est perdita“ [Jerusalem ist verloren] ableiten lasse. Rheinische Kreuzfahrer hätten diesen Ausspruch schon bei den Kreuzzügen im Mittelalter gerufen. Angeblich existiere auch eine jüdische „Antwort“ auf diesen Schlachtruf. Die Juden hätten mit „Jep“ der Abkürzung für „Jesus est perditus“ geantwortet. Diese Deutung wird jedoch durch neuere Forschung in Frage gestellt, da der Ruf der Kreuzfahrer „Hierosolyma sund perdita“ gelautet habe. Zudem ist zweifelhaft, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts ungebildete so viele auch ungebildete Menschen die Bedeutung dieser lateinischen Parole aus dem Mittelalter noch gekannt hätten.

Weitere eher unwahrscheinliche, zeitgenössische Erklärungen wollten im Begriff „Hep“, die Abkürzung von „Hebräer, Edelleute, Potentaten“ sehen, gegen die sich der Unmut damals gerichtet hätte. Jüdischerseits wollte man in den drei Anfangsbuchstaben sogar die Namen der legendären Feinde des jüdischen Volkes „Haman, Esau und Pharao“ erkennen.

Da im Hebräischen „Hab“ der Aufforderung „Gib!“ entspricht, meinten einzelne jüdische Zeitzeugen, im Schlachtruf „Hepp“ eine Anspielung auf dieses Wort zu erkennen. Diese Assoziation dürfte jedoch nichtjüdischen Tätern sicherlich fremd gewesen sein.

Fundierter scheint die Interpretation des Schlacht- und Spottrufs als Abkürzung für „Hebräer“ zu sein. Eine Verwendung von „Hepp“ als Abkürzung für diese Bezeichnung der Juden ist um 1819 mehrfach belegt. Ebenfalls eine gewisse Plausibilität hat die These, dass der Begriff ein weiteres Bedeutungsfeld des Ausdrucks „Hep“ aus dem Umgang mit Vieh, speziell mit Ziegen, darstellen könne. Im Grimmschen Wörterbuch von 1877 wird „Hepp“ als Lockruf der Hirten für die Ziegen beschrieben. Da Juden in der damaligen antisemitischen Vorstellungswelt über einen Ziegenbart verfügten, ließ sich damit eine Verbindung zum Hetz-und Spottruf herstellen. Zudem ist „Heppe“ die mittel- und oberdeutsche Bezeichnung für „Ziege“. Im frühen 19. Jahrhundert war „Hepp“ als Aufforderung für Zugtiere, sich in Bewegung zu setzen, allgemein gebräuchlich, und noch heute wird der Begriff für Dressurakte im Zirkus zur Anfeuerung bei der Demonstration von Kunststücken verwendet. Im Odenwald gab es eine sogenannte Judenpolka, bei der sich die Tänzer ein rhythmisches „Hepp“ zuriefen.

Im Umfeld der pogromartigen Ausschreitungen von 1819 waren die „Hepp-Hepp“-Rufe der eindeutig erkennbare Schlachtruf, um die Menschen zu judenfeindlichen Protesten zu mobilisieren. Die Behörden wussten das, wenn dieser Ruf ertönte, oder wenn er in schriftlicher Form auftrat, Unruhen drohten. Sie waren deshalb an der Unterdrückung des Rufes interessiert und versuchten auch, seine Bedeutung zu ergründen, um der Motivation der Täter auf die Spur zu kommen. Die Verwendung des Ausdrucks wurde beispielsweise in Hamburg 1819 unter Strafe gestellt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das Losungswort bei antisemitischen Ausschreitungen populär. Danach 1880/1881 sollte der Ausdruck noch im Umfeld des Berliner Antisemitismusstreits sowie den Ritualmordbeschuldigungen von Xanthen und Konitz an der Wende zum 20. Jahrhundert Verwendung finden.“

Meines Wissens kommt "Hepp" von einem Lockruf für Ziegen und ist sprachlich deutlich älter.