Heinrich und der Papst?

1 Antwort

Woran entzündete sich der Konflikt zwischen Königs und Papsttum
Da ging es um nichts anderes als um die Macht, genauer um die Frage, wer denn nun das letzte Wort im Reich hat Papst oder Kaiser. Der Streit entbrannte deshalb, weil der Papst plötzlich den Anspruch erhob, der oberste herr zu sein, das letzte Wort zu haben und über dem Kaiser zu stehen.

Warum will der König das Recht der investitur auf keinen Fall preisgeben
Zu der damaligen Zeit waren die entsprechenden kirchlichen Posten mit sehr viel Macht und Privilegien ausgestattet. Da kommt es dann schon drauf an, wer seine Gefolgsleute und Abhängigen dort postiert, der Kaiser/König oder der Papst. Das ist auch heute noch so, egal ob in Wirtschaft oder Politik, dass der Chef gerne auf den leitenden Posten seine Leute sitzen hat und nicht die Leute eines Konkurrenten um die Macht.
Auswirkungen des Kirchenbann auf Heinrich 4.
Der Kirchenbann hatte damals sehr große Auswirkungen. Die Lehnsherren. also die Reichsfürsten waren dadurch nicht mehr an den Treueeid und die Gehorsamspflicht gegenüber dem König/Kaiser gebunden, womit ihm die Basis seiner Macht entzogen wurde. Dadurch, dass er für vogelfrei erklärt wurde, durfte er auch ohne Strafe getötet werden.

Welche Bedeutung hat der bußgang nach canossa
Der Papst musste Heinrich verzeihen und den Kirchenbann zurücknehmen, womit sein Manöver, Heinrich auszubremsen, kläglich gescheitert war. Heinrich gewann dadurch erstmal Zeit und konnte abwarten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, gegen den Papst zurückzuschlagen, was er dann ja auch tat und seine alte Macht weitgehend wieder herstellen konnte.

Warum ist der Ģang nach canossa ein klugen Schachzug von Heinrich gewesen
Weil er den Papst in einen großen Zielkonflikt brachte. Als Machtpolitiker durfte der Papst auf keinen Fall den Kirchenbann zurücknehmen, um nicht sein Gesicht zu verlieren und Heinrich zurück an die Macht zu verhelfen. Gleichzeitig war er aber auch der Beichtvater Heinrichs und war als geistliches Oberhaupt verpflichtet, einem reuigen Sünder zu vergeben. Hätte er dem offensichtlich bußfertigen Heinrich nicht verziehen, was er beileibe nicht gerne und freiwillig tat und sich auch mit allen möglichen Tricks drum drücken wollte, hätte er gegen eine der wichtigsten Grundlage der Geistlichkeit verstoßen und wäre als Vertreter Christi völlig unglaubwürdig geworden, womit er sich selber seine Legitimation entzogen hätte und selber alle Macht verloren hätte. Das wusste heinrich genau und deshalb hat er den Papst absichtlich in diese Lage gebracht, wohl wissend, dass der gar nicht anders kann, als ihm zu verzeihen. Und die Burg von Canossa lag nun mal strategisch so günstig, dass sich der Papst auch nicht durch einen Hintereingang aus dem Staub machen konnte, um ein Treffen zu verhindern. Er hätte, um abzuhauen, am vor dem Tor wartenden Heinrich vorbei gemusst.


Maja248 
Beitragsersteller
 23.10.2017, 18:16

vielen Dank für die ausführliche antwort:)