Hat die Psychotherapie meine Freundin krank gemacht?

5 Antworten

Hi Fabian,

ist ne vielschichtige Frage, die Du da stellst. Hoffe ich kann Dir auf verschiedenen Ebenen mal antworten...

Zunächst: Ja, es kommt immer auf die Mitarbeit von Patienten an. Aber bei 7 Jahren Therapie denke ich, dass Deine Freundin schon mitgearbeitet hat. Üblicherweise beschweren sich nämlich Patienten "dass die Therapie ja gar nichts bringt", wenn sie nicht mitarbeiten und brechen diese nach 2-4 Monaten ab. Viel eher als die Mitarbeit finde ich hier aber entscheidend, was Deine Freundin denn hat. Manche Erkrankungen gehen nicht "weg" in dem Sinne. Beispielsweise Persönlichkeitsstörungen bleiben ein Leben lang und eine Therapie hilft, den subjektiven Leidensdruck abzumildern. Anders ein Zwang oder eine Phobie zum Beispiel, da sind recht schnell große Erfolge zu sehen und Veränderungen. Zusätzlich kann - je nach schwere der Krankheit - auch nicht immer interventionell vorgegangen werden. Es gibt Phasen, da geht es Patienten gut und man kann mit ihnen Dinge aufarbeiten/ vertiefen/ reflektieren und dann gibt es wieder Phasen, da geht es ihnen schlecht und da muss man sie stabilisieren; da sind sie gar nicht im Stande an sich zu arbeiten, weil sie zu instabil sind --> das heißt: Therapie zielt oft nur Phasenweise auf grundsätzliche Veränderung ab und phasenweise darauf, die Situation erträglicher zu machen/ wieder einen Alltag hinzubekommen.

Jetzt kommt noch ne andere Perspektive rein: Du bist Angehöriger. Eine Therapie zielt nicht darauf ab, dass Patienten von ihren Angehörigen wieder gemocht werden. Oftmals gefällt Angehörigen nicht, was aus einer Therapie "rauskommt." oder welche Veränderung eine Therapie mit den Patienten macht. Das liegt auch daran (meine ich jetzt aber nicht persönlich gegen dich, sondern allgemein), dass die Angehörigen Teil des Problems sind. Zum Beispiel, dass die Patienten immer so "lieb" sind, was aber für die Patienten total das Problem ist, weil sie Konflikte immer nur "in sich hinein fressen". Und ein Erfolg der Therapie kann sein, dass die Patienten in Konflikten für sich einstehen - das finden Angehörige aber natürlich total doof.

Und jetzt kommt die Dritte Perspektive: Du bist selbst Betroffener. Hier geht es also nicht um das Wohl Deiner Freundin aus Deiner Sicht, sondern um Dich selbst. Du bist in einer Beziehung mit einer erkrankten Person und das macht etwas mit Dir selbst. Und Diagnosen aufgetischt zu bekommen und Dich für Therapiebedürftig zu verklären, das ist ja eine Kränkung offensichtlich für dich. Und jetzt würde ich Dir die Frage stellen wollen: wie grenzt du dich in solchen Situationen ab? Immer wenn deine Freundin sich als falsche Expertin aufspielt, scheinst du ja selbst mit irgendwelchen Artikeln der Contra-Experte werden zu wollen --> Ob das so schlau ist? Die Systemische Psychologie nennt das Schismogenese: wenn zwei sich immer gegenseitig übertreffen wollen. Dabei willst du sie ja gar nicht übertreffen, sondern du willst dass sie das lässt und dich abgrenzen, weil sie dir damit zu nah kommt/ zu sehr in deinen privaten Raum eindringt. Das kannst du ihr ja sagen, dass sie das zu respektieren hat, wenn sie mit dir in einer beziehung sein will.


OberlixoderNix 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 11:02

Ja das sie da was mitnimmt sehe ich und das ist auch das einzige an dem sie ihre Erfolge festmacht.

Ich kann halt nicht erkennen ob diese Therapeutin die richtige ist.

Ich finde es fraglich jemanden Psychopharmaka zu verschreiben wenn diese Person sich mit cannabis eine selbst Medikation betreibt und ich weiß das sie davon Kenntnis hat.

Ich meine an ihrer Situation hat sich nichts geändert l, ich bin nun knapp ein Jahr an ihrer Seite und habe versucht eine Basis zu schaffen damit sie sich auf sich konzentrieren kann.

Doch anstatt sich auf sich zu fokussieren sucht sie nun bei mir.

Ich werde gerade zu dem Problem, weil ich meine Standpunkt zu meiner Situation verdeutlicht habe.

Was mich erst dazu gebracht hat heute mit an euch zu wenden war das ich zum ersten Mal Kontakt zur Familie hatte und die meinen Eindruck bestätigt haben. Also sie sehen das ähnlich wie ich.

Das Ding an der Sache ist das wir seit kurzem ein Baby erwarten und wir dringend an dem Leben das jetzt geführt wird arbeiten müssen.

Deswegen versuche ich diese Familie zusammen zu halten und hatte hier auf antworten gehofft.

Selbstständig die Wohnung sauber halten, keinen Betreuer mehr der sich um die Finanzen kümmern muss.

Eine Tätigkeit oder Ausbildung, Studium ect. Erste Erfolge die sie bis jetzt nicht hatte.

Kein Drogen Umfeld mehr. Ein kleines leben.

Ich würde sie bei allem unterstützen und ich bin auch nicht gegen Hilfe wenn man ein leid hat.

Das ich nun Angst vor dieser ungewissen Zukunft habe macht es natürlich nicht leichter.

Sorry ich bin gerade in der Arbeit, ich werde nochmal auf deine Antwort und von anderen Mitgliedern eingehen wenn ich heute Feierabend habe.

Danke aber für ihre Mühe und Zeit. Das bedeutet mir viel.

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Weltwunderling  18.03.2023, 12:40
@OberlixoderNix

Hi Fabian... Uff, ey. Ich sag's ganz ehrlich: mit einem gemeinsamen Kind steht ihr vor einer riesigen Aufgabe. Wichtig ist natürlich Drogenfreiheit und stabiler Alltag und ich sag mal grundsätzlich funktionierende Routinen.

Ich denke Du (bzw ihr) werdet Hilfe brauchen. Kümmere Dich frühzeitig - Es ist nicht zu erwarten, dass deine Freundin in nächster Zeit besser "funktionier", immerhin arbeitet sie daran schon seit 7 Jahren. Es kann auch nicht Deine Aufgabe sein, ein Kind großzuziehen, gleichzeitig ein Haushalt zu führen, den Unterhalt für alle zu verdienen und Deine Partnerin zu stabilisieren... Ein Kind bringt ja bereits stabile Beziehungen mit "funktionierenden" Partnern an Grenzen. Und du solltest diese Hürde sehr ernst nehmen; wende Dich an die frühen Hilfen etc. und schau, dass Du Support an die Seite bekommst.

Unabhängig der Unterstützung für "operative Familienführung" brauchst Du vielleicht auch für Dich selbst einen Raum. Sei es eine Gruppe Angehöriger psychisch Erkrankter; Literatur zu dem Thema oder auch eine eigene Therapie, in der Du Dinge ansprechen und besprechen kannst, die Dich belasten. Denn: die belastung kommt und du wirst immer wieder vor dem Problem stehen, dass es Handlungsbedarf gibt, aber Du nicht handeln kannst, sondern nur sie --> damit wirst du gezwungen, den Problemen beim Nichtvorankommen zuzusehen und das wird dich belasten. Deshalb wäre es ratsam, hier schon präventiv zu arbeiten - denn wenn du selbst erst mal einen Punkt überschreitest, an dem Du nicht mehr kannst, wer kümmert sich dann um Familie und Partnerin - und vor allem: wer kümmert sich um Dich? Sieht mir aus, als wärest du eher alleine dann.

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Weltwunderling  18.03.2023, 12:40
@Weltwunderling

... und glaub nicht alle halbschlauen Online-Experten, die sind etwa genau so "Experten" wie Deine Freundin... auch, wenn ich mich damit selbst untergrabe.

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OberlixoderNix 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 12:51
@Weltwunderling

Danke für dein Feedback, ja das ist mir sehr bewusst deswegen Versuche jede Möglichkeit auszuschöpfen.

Ich bin ja jetzt schon an dem Punkt das ich arbeite, nach der Arbeit komme ich heim kümmere mich um sie, essen Haushalt und alles was so noch dazu kommt.

Nur die weitere Planung mit dem Kind kommt nicht in die Gänge weil wir uns einfach im Kreis drehen.

Schönen Tag , du hast mir schöne Anregungen gegeben. Das ist auf jedenfall ein guter Austausch und ich werde mir auf jedenfall Hilfe holen.

Danke LG Fabian

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Es kommt immer darauf an wie gut sie mut arbeitet wer da nur seine Zeit verbringt und denkt due Experten da machen das schon muss man jeden Enttäuschen man muss es selber wollen und Mitarbeiten, aber ich sag mal so ne Klinik würde einen denke ich mal bei 7 Jahren mehr innig vernichten.


OberlixoderNix 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 09:54

Ja davon gehe ich auch aus, ich befürchte das wenn sie mit Patienten mit ähnlichen Symptomen zusammen kommt verstärkt das nur ihre psychischen Probleme. Danke

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Graystorm  18.03.2023, 10:28
@OberlixoderNix

Das kommt drauf an wie stark sie swlber ist, es sind nicht immer die anderen Schuld.

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es hat sich an ihrem sozialen und wirtschaftlichen Zustand nichts geändert.

Wie kommst du darauf, dass das das Ziel einer Therapie wäre? Das Ziel ist, die psychischen Probleme zu beheben oder zumindest damit leben zu können. Das hat nichts mit ihrer sozialen, und schon gar nichts mit ihrer wirtschaftlichen Situation zu tun.

Doch das was sie aus der Therapie mit nimmt ist das sie alle Menschen in ihrem Umfeld analysiert und unteranderem mir eine psychische Krankheit also Therapie Bedarf erkennt. 

Ganz Unrecht hat sie damit auch nicht. Man könnte jedem Menschen irgendwas diagnostizieren. Entscheidend ist, ob ein Leidensdruck besteht und ob du dich oder Andere gefährdest.

Alles in allem klingt es aber so, als wäre deine Freundin dem Dunning-Kruger-Effekt zum Opfer gefallen.


OberlixoderNix 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 11:07

Wenn man außer seiner Therapie keine Erfolge hat also die Depression einen solange im Bett halt bis der Freund heim kommt und dann er der Fehler ist.

Ist das der Erfolg den eine Therapie verursachen sollte?

Ich finde jeder der ein leiden hat sollte sich Hilfe holen aber man nicht immer ist die Hilfe auch das richtige.

Ich habe mich bis dato so stabil gefühlt das ich ihr diesen Weg ermöglichen möchte.

Das mit dem Dunning Kruger Effekt finde ich sehr interessant. Danke dir für deine Antwort.

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Midnight1999  18.03.2023, 11:54
@OberlixoderNix
Wenn man außer seiner Therapie keine Erfolge hat also die Depression einen solange im Bett halt bis der Freund heim kommt und dann er der Fehler ist.

Das solltest du dann vielleicht auch sagen. Duh.

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OberlixoderNix 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 12:56
@Midnight1999

Ja das wird regelmäßig zum Thema, tendenziell entwickelt sie darauf Flucht Bedürfnisse

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Zum einen passt nicht jede Therapieform zu jedem Problem und zum anderen gehört zum Therapieerfolg auch die Mitarbeit des Patienten.

Dann ist da noch das Umfeld, das einen ausbremsen kann - und sei deren agieren noch so hilfsbereit gemeint.

nein, die Therapie hat deine Freundin nicht krank gemacht. Aber deine Freundin hat aus der Therapie nicht das rausgezogen was ihr hilft aus ihrer Krankheit wieder raus zu finden. Therapie macht einen nicht von alleine gesund, das ist harte Arbeit die man selbst leisten muss.