Hat der Vorwurf des Äpfel-Birnen-Vergleich zugenommen?
Mir fällt auf, dass Diskussionen sehr schnell mit dem Vorwurf abgewürgt werden, man würde Äpfel mit Birnen vergleichen, und auch der Vorwurf des "Whataboutism" ist neuerdings sehr beliebt. Hat die Fähigkeit zu argumentieren abgenommen oder woran liegt das?
9 Antworten
Man kann alles miteinander vergleichen, auch Äpfel und Birnen, nur gleichsetzen kann man es nicht in allen Fällen. Dies Argument treibt jeden, der die Diskussion nur "killen" möchte, in die Flucht.
Den Whataboutism, für den wir früher nur keinen Namen hatten, halte ich aber für einen oftmals berechtigten Vorwurf. Wer dessen geziehen wird, sollte sich seine Argumente doch mal erneut betrachten.
Wer den Vorwurf mit den Äpfeln und Birnen durchführt, unterliegt aber häufig dieser Verwechslung. Und die Antwort ist eben, sie/ihn darauf aufmerksam zu machen und damit den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Genau das meine ich, die sprachlichen Fähigkeiten scheinen abgenommen zu haben.
Die Frage ist aber: bei wem?
Wer Dinge vergleicht, indem man sie gleichsetzt, obwohl sie nicht gleichzusetzen sind, hat entweder keine Argumente (mehr) oder seine sprachlichen Fähigkeiten reichen nicht aus, dies zu erkennen.
Wie kann man denn Dinge vergleichen, indem man sie gleichsetzt? Entweder man vergleicht Dinge oder setzt sie gleich.
Nach meinem Gefühl dient das Argument immer öfter als Ausrede, um die Validität einer die eigene Meinung schwächenden Aussage zu diskreditieren, es gibt allerdings auch immer noch die Fälle, in denen die Vergleiche tatsächlich grob unpassend sind.
Du kannst nur Sachen, die einen gleichen Standard im Hinsicht auf den Vergleich haben, vergleichen, alles andere wird die Milchmädchenrechnung.
Beliebt z.B bei Veganern der Flächenvergleich Tierproduktion/Getreideproduktion, wobei Getreide auf Weideflächen nicht wächst. Da vergleicht man Äpfel mit Birnen und kapiert das auch nicht.
Also nicht nur fehlende Argumentation sonder auch einfach mangelndes Wissen führt zu solchem Geschwafel
Die Technik des Whataboutism gab es auch schon früher (und wer etwas Latein kann, kennt vielleicht das "tu-quoque-Argument", das ähnlich gelagert ist, also das "du-auch-Argument"). Nur ist es heute üblich, lieber englische Fremdwörter zu nutzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tu_quoque
Auch gab es schon früher "Incels", aber niemand davon nannte sich so.
Der Begriff ist erst vor kurzem populär geworden.
Ein typischer Fall (für tu quoque) ist das Schülerargument nach folgendem Muster.
Peter hat seine Hausaufgaben nicht gemacht, der Lehrer weist ihn darauf hin.
"Aber der Hannes hat sie ja auch nicht gemacht." wehrt sich Peter, als ob dies nun
eine valide Entschuldigung wäre.
Eine andere (noch passendere) Form wäre: "Als Sie noch ein Schüler waren, haben Sie die Hausaufgaben bestimmt auch mal vergessen." :)
Man streitet die eigene Verantwortung nicht ab, weist aber darauf hin, dass andere eben auch ähnliche Fehler gemacht hatten. Das ist aber keine positive Bewältigung des Problems, eher ein Ablenkungsmanöver.
Wenn der Lehrer aber nur den Peter wegen nicht gemachter Hausaufgaben ermahnt, den Hannes aber nicht, hat der Peter finde ich alles Recht, auf den Hannes bzw. das Messen mit zweierlei Maß des Lehrers zu verweisen. Und, falls Peter bereits groß genug ist, den Lehrer bei Nichteinsicht notfalls auch zu verprügeln :-)
Joa wobei die Tatsache, dass man das macht, mehr zugenommen hat als der Vorwurf selbst.
Vergleichen ist auch nicht das selbe wie gleichsetzen.