Hätte Russland die DDR freigegeben, wenn Deutschland 1992 Russland keine humanitäre Hilfe geleistet hätte?

iQhaenschenkl  24.01.2022, 05:36

Ist Dir der Zeitablauf der Wiedervereinigung nicht bekannt?

guterfrager401 
Beitragsersteller
 24.01.2022, 05:38

wenn brd sich nicht vorher bereit erklärt hätte!

4 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Die Humanitäre Hilfe hatte mit den Abläufen bzgl. der DDR nichts gemein. Zu dem Zeitpunkt der Widervereinigung war Russland noch ein Teil der UdSSR.

Gorbatschow war 1990 Generalsekretär des Zentralen Kommitees der KPdSU, sowie Vorsitzender des Präsidiums des obersten Sowjets und somit Staatsoberhaupt der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken).

Gorbi führte als sehr junger Chef der UdSSR einen neuen Politikstil ein, nämlich Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung). Er gab zu, dass die Sowjetunion im 2. Weltkrieg ein Massaker an Polen begangen hatte (Massaker von Katyn) und dass es einen Nichtangriffspakt zwischen den Sowjets und dem Deutschen Reich gegeben hatte, was bis 1986 immer strikt geleugnet worden war. Oppositionelle der UdSSR wurden rehabilitiert und durften aus der Verbannung wieder nach Moskau zurückkehren.

Gorbi stellte bei seiner Rede vor der UN 1988 Abrüstungen in Aussicht, was das Ende des kalten Krieges einläutete. Er wollte ein entspannteres Verhältnis zwischen Ost und West. Und er wollte den Sozialismus reformieren und demokratischere Verhältnisse etablieren. Das Problem dabei war, dass durch die öffentlichen Debatten die schlechten Lebensbedingungen des sowjetischen Volkes und die angespannte Lage der Wirtschaft offen Zutage traten, was letztlich dazu führte, dass sich die Staaten der Sowjetunion begannen, sich von dieser loszulösen. Die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland machten den Anfang. Sie sind übrigens auch die einzigen 3 der 15 Länder der ehemaligen UdSSR, die der NATO angehören.

Etwa Zeitgleich (vielleicht kurz vorher) gab Gorbi seinen Segen zur Wiedervereinigung, weil die Gruppen und Parteien, die sich für eine Wiedervereinigung ausgesprochen hatten, die Mehrheit in der im März 1990 erstmals frei gewählten Volkskammer der DDR erhielten. U.a. für diese Zusage an die Deutschen erhielt Gorbi noch im selben Jahr den Friedensnobelpreis.

Was er allerdings nicht einkalkuliert hatte war, dass der Wegfall der DDR als wirtschaftlicher Leistungserbringer an die Sowjetunion ein riesiges Loch in der Wertschöpfungskette der UdSSR riss. Dies sorgte für innere Spannungen innerhalb der Sowjetunion und führte dann letztlich zur Auflösung des Staatenbundes zum 31.12.1991. Zwar war der kalte Krieg beendet, aber dies war eine sehr gefährliche Zeit, da man nicht wusste, wer nun die Gewalt über die sowjetischen Atomraketen erhielt.

Soviel erstmal zur geschichtlichen Korrektur Deiner Frage. Die Auflösung der UdSSR führte in Russland dazu, dass die Wirtschaft schlecht lief. Zwar versuchte Boris Jelzin, Teile der Wirtschaft zu privatisieren, allerdings konnte das nicht verhindern, dass es eine Währungskrise gab. In Folge dessen ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP; ein wichtiger Messwert der Wirtschaft) immer weiter zurück, so dass 1994 bereits 4280 Produktionsbetriebe vorübergehend stillgelegt werden mussten, weil keine Löhne mehr gezahlt werden konnten. Die Inflation stieg stark an und die Bevölkerung verarmte. 1998 wurde Russland zahlungsunfähig.

Auf welche Ereignisse beziehst Du Dich 1992 mit der humanitären Hilfe?

sind zwei verschiedene Dinge

"die DDR freigegeben,"

Gorbatschow hat auf Proteste von Menschen reagiert und wollte die Rüstungsspirale abbrechen, die Russland wirtschaftlich geschadet hat und die erfür sehr gefährlich hielt (Atomwaffen, mehrfacher overkill). Reagan hat selbst zugegeben, das er die Rüstung vorantrieb, um die Russen "totzurüsten" (aus sicherer Entfernung). Damals klang das in den medien hier aber ganz anders.

"humanitäre Hilfe"

"Humanitäre Hilfe"? Nachdem Jelzinn von USA massiv unterstützt wurde, hat er Förderrechte für Rohstoffe billig an US Firmen gerkauft, Russland hatte kaum was davon. Viele Oligarchen haben das Chaos genutzt und wurden von 'uns' unterstützt, wenn ihre Deals für uns vorteilhaft waren. Russland ging es erst einmal schlecht nach dem Ende der SU.

Es gibt also von Kapitalisten nie etwas umsonst, auch keine "humanitäre Hilfe".

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/deutsche-einheit/wiedervereinigung/michail-gorbatschow-friedliche-revolution-bedeutung-100.html

Hier noch einmal die Zeitabläufe unter Gorbatschow. Ohne Hilfe der BRD für den Kasernenbau in Russland, wäre die Rote Armee in der DDR verblieben. Was dann alles passieren könnte, ist allerdings Spekulation?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung