Habt ihr bestimmte Rituale, mit denen ihr schwere Einsätze verarbeitet ( Feuerwehr, Rettungsdienst,Polizei)?

10 Antworten

I denk mal es gibt so viele Varianten belastende Einsätze zu
verarbeiten, wies Kollegen gibt die in so eine Situation kommen.

Die einen Reden untereinander drüber. Die andern reden mit
dem Ehepartner/Lebenspartner. Dann gibt’s welche die wenden sich an ihre engsten Freunde. 

 Du kannst dir professionelle Hilfe holen, die dir normalerweise nach solchen Einsätzen schon von den Vorgesetzten, angeboten wird.  

Dann wiederum gibt’s welche die reden überhaupt nicht
darüber und verdrängt es. Was allerdings gefährlich is weil es jederzeit zu
viel werden kann und dich dann völlich überrennt. Dann geht’s da schlechter als davor.  

Ich zieh mich in solchen Situationen gerne zurück und  versuch mir selbst zu helfen. Lange Spaziergänge oder Fahrradtouren lenken ganz gut ab.  Doch Reden ist auch wichtig. Egal ob man sichs selber erzählt, der verstorbenen Oma oder sonst jemanden.

Ich hab einmal den Fehler gemacht es in mich reinzufressen und mir ja nichts anmerken zu lassen.  Als mich ein Kollege nach gut nem Jahr gezwungen hatte endlich darüber zu reden, hat nichts mehr gebracht. Der Einsatz verfolgt mich bis heute.

LG Anemone95 

Ganz einfach:

Im Moment der Situation ist der Patient als Patient wichtig.
Ist meine Arbeit getan, ist es mir egal was dann passiert.
Hart aber der beste Weg. 6 Jahre Rettungsdienst. In Berlin hat man keine Zeit zum nachdenken

Ich persönlich habe mehrere Mechanismen: bei Todesfällen in geschlossenen Gebäuden pflege ich ein Fenster zu öffnen, "um die Seele fliegen zu lassen", ich weiss gar nicht, woher dieses Ritual kommt, das mir oft auch von anderen begegnete.  Ein stilles Vaterunser bei kurzem stillen Zusammensein mit einem Toten nach der Todesfeststellung durch mich als NA gibt es ebenfalls. Verbunden mit einer kurzen Achtsamkeitsübung, mir den Raum einzuprägen, das "hier und jetzt" noch mal zu fühlen, zu registrieren, was ich fühle/höre/rieche. 

Ritual nach Rea, ob erfolgreich oder nicht: kurzes von mir initiiertes Briefing mit NEF- und RTW-Besatzung, was war gut, gab es verbesserungswürdiges (ohne Schuldzuweisungen) und ein Dankeschön an alle Beteiligten,  bevor man in den nächsten Einsatz geht....

Und wenn mir irgendein Patient mächtig auf den Zeiger gegangen ist, schimpfe ich nicht, sondern überlege: "möchte ich mit ihm tauschen?", meist möchte man es nicht........

Da gibt es,wie schon oftmals hier erwähnt, sehr viele Möglichkeiten.

Mir persönlich hilft nach solchen Einsätzen immer das Gespräch mit anderen beteiligten Kameraden.

Nach einem besonders tragischem Einsatz, habe ich sogar die Kirche besucht und anschließend mit unserem Pastor gesprochen. Nun bin ich absolut nicht der glaubenstreue Christ, aber das Gespräch war sehr beruhigend.

Gefährlich wird es dann , wenn Sarkasmus ins Spiel kommt. Kameraden die diese Masche als Bewältigung der Einsatzproblematik wählen, werden auf kurz oder lang daran zerbrechen.



Nein. Ich habe aber auf eigene Initiative eine Ausbildung in Psychologischer Erster Hilfe gemacht, was auch mir selbst hilft. So kann ich erkennen, wann es erforderlich ist, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was wiederum für weibliche Mitarbeiter einfacher ist als für die Jungs, denn die Jungs stehen schon unter dem Druck, stets den harten Kerl darzustellen.