Haben euch die (sehr oft falsche) Einschätzungen / Urteile z.B Lehrern nachhaltig verunsichert / beeinträchtigt?
Viele meiner Bekannten haben solche Erfahrungen gemacht und ich selber auch. Einige Schüler auf Grund vom Aussehen oder Verhalten einfach grundlos favorisiert wurden, während andere abgewiesen. Wenn jemand als 'guter Schüler' abgestempelt wird, dann kann diese Person so ziemlich alles machen, die Lehrer sind nachsichtig. Falls aber ein 'hoffnungsloser' Fall sich bessern versucht und seine Leistungen auch besser werden, wird es immer noch als ein 'one time wonder' angesehen und diese Person erhält überhaupt keine Ermutigung oder Lob für die bessere Leistung..
Habt ihr sowas auch erfahren?
4 Antworten
Was Das betrifft, bin ich eigentlich von Lehrern in Ruhe gelassen worden. Fehlurteile gab es in dieser Hinsicht nicht. Ich war eine sehr ruhige, zurückhaltende Schülerin und traute mich trotz meines guten Wissens nicht, im Unterricht richtig mitzumachen. Das wurde von den Lehrern erkannt und man versuchte es mir auf geschickte Weise leichter zu machen. Erst ab der 8. Klasse ca, wurde ich selbstbewusster und traute mir mehr zu. Dann konnte ich mein Potenzial erfolgreich ausschöpfen.
Was du schilderst, gibt es tatsächlich immer wieder. Lehrer sind auch nur Menschen und urteilen in vieler Hinsicht nach eigenem Ermessen und Vorlieben. Schüler die ihnen sympathisch und vom Wesen her ähnlich sind, werden mitunter bevorteilt. Während Schüler die unauffällig sind und desinteressiert wirken, entsprechend beurteilt werden.
Ja, diese Gejammer liest man hier öfter von Schülern, die glauben, dass sie für den Lehrer in der Schule sind und für den Lehrer lernen. So funktioniert das eben nicht und diese Neiddebatte bringt niemanden weiter und auch keine besseren Noten. Schlechtere Schüler meinen immer, dass der Lehrer Schuld ist, fühlen sich schlecht bewertet. Und die guten Schüler werden dann gemobbt, dabei hängen die sich einfach reib und lernen und liefern ab.
die (sehr oft falsche) Einschätzungen
die sehr oft gar nicht mal falsch sind, sondern werden durch das Verhalten und die Leistungen der jeweiligen Schüler schon im laufenden Unterricht immer wieder bestätigt.
Wenn ein Lehrer über einen längeren Zeitraum von einem Schüler einen Eindruck gewinnt, der sich immer und immer wieder bestätigt und dann auf einmal eine einzelne Leistung mal anders ist, wird sich der Eindruck nicht sofort ändern. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn!
Wiederholen sich diese Leistungen, dann wird auch ein Lehrer seine Einschätzung und seinen Eindruck anpassen.
Habt ihr sowas auch erfahren?
Dass sich Schüler ungerecht behandelt fühlen? Ja.
Dass Lehrer Schüler ungerecht behandelt haben? Nein. Denn bei sachlicher Betrachtung hatten die Lehrer damals wirklich recht mit ihren Reaktionen. Nur wollten das die Schüler nicht immer wahr haben.
Also meine Grundschullehrerin wollte mich damals zur Sonderschule schicken, weil ich es von der Intelligenz her nicht packen würde, so ihr Fazit. Heute habe ich übrigens ein Studium abgeschlossen.
Sie meinte, nach 30 Jahren Erfahrung als Lehrerin wüsste sie das ganz genau.
Du wirst es dir vermutlich schwer vorstellen können, aber ich kenne genau den umgekehrten Fall. In der Grundschule hatten wir in Mathe am Anfang der Stunde immer so ein Spiel, wo die Lehrer Aufgaben gestellt haben. Die offiziellen Spielregeln lauteten: Wer sich meldet (!) und die Aufgabe sehr gut (!) löst, ist in dieser Stunde Mathe-König oder -Königin. Wir hatten dafür richtig eine Krone gehabt, die der-/diejenige dann aufsetzen durfte für den Rest der Stunde. In der Realität sah es so aus, dass die Lehrer erstmal einen der schwächsten Schüler aufgerufen haben, um den mit viel viel Nachsicht und Hilfestellungen durch die Aufgabe zu boxen und ihn dann mit viel Halligalli zum Mathe-König zu küren. Da hat sich der jeweilige Schüler dann zwar wie Bolle gefreut, ihn aber nachhaltig besser in Mathe gemacht hat ihn das meiner Meinung nach nicht. Und nur wenn der Schüler sich so dämlich angestellt hat, dass die ganze Stunde herumzugehen drohte, ohne dass er zur richtigen Lösung kommt, wurde einer von den sich ununterbrochen meldenden Schülern drangenommen, und wenn der dann die richtige Lösung gesagt, hieß es nur „Ja ist richtig“, nix Krone.
Ich wollte diese Krone haben, aber egal wieviel ich mich gemeldet habe, egal wie schnell ich auf die richtige Lösung kam, egal wie gut ich war - keine Krone für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das ein dauerhaftes Trauma bei mir ausgelöst hat, oder vielleicht erkenne ich das Muster einfach nur sehr häufig wieder: Wer schlecht ist / Ärger macht / jammert, bekommt Hilfe, Unterstützung, Nachsicht, Empathie; wer gut ist, sich an Regeln hält und versucht, seine Probleme selbst zu lösen, bei dem ist es „ja klar“.
Wer schlecht ist / Ärger macht / jammert, bekommt Hilfe, Unterstützung, Nachsicht, Empathie; wer gut ist, sich an Regeln hält und versucht, seine Probleme selbst zu lösen, bei dem ist es „ja klar“.
Es gab bei uns auch immer Lehrer, die haben bewusst die dran genommen, die schlecht waren und sich sonst nie gemeldet haben, eben weil sie nicht wollten, dass die nur ihre Zeit absitzen.