Haben Asperger Autisten durchschnittlich einen eher höhern IQ als nicht Asperger Autisten?
6 Antworten
Asperger-Autismus ist verbunden mit einem durchschnittlich höheren IQ als die meisten anderen Autismus-Spektrum-Störungen. Generell ist von Autismus bekannt, dass es zwar unabhängig von der Intelligenzentwicklung verläuft, oft aber mit Intelligenzminderung (IQ < 70) als zusätzliche Einschränkung einhergeht. Manche Formen des Autismus sind, so die genaue Beschreibung, aber auch mit "normaler bis hoher Intelligenz" ausgestattet. Sehr gerne wird dabei auch auf einzelne Inselbegabungen verwiesen, die bei Autisten oft den Eindruck einer hohen allgemeinen Intelligenz vermitteln lassen. Und genau bei diesen Inselbegabungen liegt die Crux. Diese sind häufig extrem hoch, sodass davon berichtet wird, dass in unterschiedlichen IQ-Tests die Ergebnisse ganz erheblich voneinander abweichen können - etwas, das man bei der nicht-autistischen Bevölkerung nicht in dem Maß kennt.
Generell würde ich jedoch sagen, dass der IQ bei Menschen mit Autismus, egal welcher Form, eher der normalen Verteilung entspricht. Machen wir uns nix vor, wenn in der Bevölkerung etwas mehr als 15 % der Menschen überdurchschnittlich intelligent sind, würde das auch etwa für Autisten gelten. Der Unterschied ist der, dass der Intelligenztest Teil der Untersuchungen ist, die bei einer entsprechenden Diagnose gemacht werden und somit weiß eigentlich jeder Autist um seinen IQ, während in der Gesamtbevölkerung fast niemand seinen IQ kennt. Und nun hast du folgenden Effekt: Die einen Autisten, die diagnostiziert extrem hohe IQs haben und die anderen Autisten, deren Inselbegabungen vielleicht einen extrem hohen IQ suggerieren (der aber dann im Test gar nicht sooo weit über dem Durchschnitt liegt). Damit entsteht der Eindruck, dass Menschen mit diesem Syndrom durchschnittlich saumäßig intelligent sein müssen.
Man darf aber nicht darüber hinwegsehen, dass sie trotz normaler oder hoher Intelligenz oft Probleme im Alltag haben. Ein "stell' dich nicht so an, du kannst das doch durch deine Intelligenz locker wettmachen" wäre völlig falsch.
Das hängt davon ab, wie man "überdurchschnittlich" definiert. Man könnte es auch naiv als alles definieren, was den Erwartungswert übersteigt, was bei einer legitimerweise angenommenen Normalverteilung 50 Prozent der Referenzgruppe entspricht. Die wissenschaftliche Statistik fasst unter "durchschnittlich" eine Streubreite um den Erwartungswert herum zusammen und erst, was außerhalb dieser Streubreite liegt, als "über-" oder "unterdurchschnittlich" (je nach Richtung). Und da sind wir dann bei 15 Prozent.
Bei Wechseler-IQ Tests sind das allerdings keine 15%, sondern 15IQ-Punkte als eine Standardabweichung (SD) definiert. Im Bereich des arithmetischen Mittels plus/ minus 1 SD liegen i.d.R. 95,5% der Messwerte. Woher beziehst du deine Quelle?
Ich bin selbst beruflich als Prozessspezialist mit Abschlüssen als Ingenieur und Naturwissenschaftler und Zusatzqualifikationen als REFA-Prozessdatenmanager sehr bewandert mit Statistik und weiß, wie viel Prozent der Grundgesamtheit bei einer Normalverteilung innerhalb von plusminus einer Standardabweichung liegen, es sind dies nämlich 68,3. 95,5 Prozent ist der Anteil, der von plusminus zwei Standardabweichungen begrenzt wird.
Ja, 15 Prozent war ein bisschen grob gesagt und kann bei Laien, die Probleme mit dem Unterschied zwischen "Prozent" und "IQ" haben, zugegebenermaßen zu Verwechslungen führen. In der Tat wären 15,85 Prozent genauer. Aber bei dem vorhandenen Messunschärfen bei Intelligenztests spielt das keine allzu große Rolle.
Nein, nicht zwingend. Manche Autisten haben nur einen IQ von 70 und darunter (Autismus und Down-Syndrom kommt gar nicht so selten als Doppeldiagnose vor), manche haben einen durchschnittlichen IQ und manche sind hochbegab bzw. wirklich sehr intelligent. Also: Es ist genau so unterschiedlich wie bei Nicht-Autisten auch.
Es geht aber um Asperger Autismus. Das Unterscheidungskriterium von Frühkindlichem Autismus und Asperger ist genau die Intelligenz. Bei der Diagnose Asperger wird geprüft, ob der Betroffene mindestens eine durchschnittliche Intelligenz hat, ansonsten wird es nicht mehr als Asperger deklariert.
Es hat eben Klick gemacht. Der Fragesteller fragte, ob Asperger-Autisten im Schnitt intelligenter sind als z.B Kanner-Autisten. Ich hab das "nicht Asperger Autisten" echt überlesen und dachte, es ginge um (Asperger-)Autisten vs. neurotypische Leute/Nicht-Autisten. Upps. Dann stimmt es natürlich, was du in deinem Kommentar hier geschrieben hast.
Wobei die Unterformen nicht mehr unterschieden werden, da sie zu sehr ineinander übergehen und selten nicht klar abgegrenzt werden können, aber na ja. ...
Ich habe die Frage auch erst falsch verstanden. Dass es nun offiziell keine Unterformen mehr gibt ist natürlich auch richtig. Aber in der Praxis wird das trotzdem noch unterschieden.
Hallihallöchen.
Ich arbeite im Forschungsseminar zu Autismus-Spektrum-Störungen bei meinem Dozenten. Durch dieses und mein Psychologie-Studium kann ich dir das folgende dazu sagen:
Es lassen sich statistische Aussagen auf die Referenzpopulation von AutistInnen anhand von arithmetischen Mittel und Standardabweichung (SD) treffen. Die durch Forschung getroffenen Aussagen lassen sich annähernd interferenzstatistisch generalisieren. Dass das arithmetische Mittel +/- 1SD nicht für alle AutistInnen zutrifft ist klar. Es gibt auch welche die extremere Werte erzielen (4,5%). Innerhalb von dem Bereich der den Mittelwert mit plus/ minus einer SD umfasst liegen 95,5% der AutistInnen.
Das bedeutet konkret: Von 200 AutistInnen haben i.d.R. 191 AutistInnen einen IQ-Wert nach Wechsel-IQ Test von 85-115. Das ist exakt die annähernde Standardnormalverteilung, wie auch bei neurotypischen Individuen :).
AutistInnen haben im Schnitt also keinen höheren IQ, als auch alle anderen nicht-AutistInnen. Ebenso wenig besteht eine andere Verteilung an IQ-Werten. Es gibt also nicht nur hochintelligente und intelligenzgeminderte (das sind nur 4,5%).
Liebe Grüße,
Vivian
Ich würde sagen, tendenziell schon. Das hängt damit zusammen, dass Asperger Autisten sich oftmals dazu zu neigen Dinge zu ordnen, kategorisieren und vergleichen. Die meisten mögen Zahlen und Logik. Genau sowas kommt in klassischen IQ-Tests vor. Dazu wird die Diagnose Asperger nur gestellt, wenn mindestens eine durchschnittliche Intelligenz, also 100 oder drüber, angenommen werden kann. Hat ein Autist eine geminderte Intelligenz, wird die Diagnose Asperger im Normalfall nicht gestellt.
In der Regel haben Asperger-Autisten einen durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen IQ. Es gibt aber genug Menschen, die eine andere Form von Autismus haben und keine unterdurchschnittliche Intelligenz haben. Dabei spricht man von hochfunktionalem Autismus.
Die Annahme, dass 15% der Menschen überdurchschnittlich intelligent wären ist leider falsch.