Habe nur 4 Leitungen im Hausanschluss?
Hallo Zusammen, ich wollte in unserem alten Haus neue Leitungen legen und auch gleich die Elektrik auf den neusten Stand bringen. Digitaler Stromzähler, FI Schutzschalter( ist noch nicht vorhanden) und auf Magnetsicherungen ( es sind noch alte schwache Drehsicherungen drinnen) umstellen. Die alten Leitungen sind noch stellenweise Stoffummantelt und schon sehr spröde. Mein Problem war das der Durchlauferhitzer nicht mehr funktionierte und ich beim messen feststellte das eine Phase nicht mehr die volle Leistung bringt. Warum???? Also ran ans Werk und neu machen. Habe vor langer Zeit Elektriker gelernt und auch Hausinstallationen gemacht. Nun wollte ich den Zählerkasten anschliessen und stellte fest das im Hausübergabepunkt nur 4 Leitungen sind( Schwarz, Braun, Gelb-Grün und Blau). Dabei ist der Nullleiter( Blau) an einer Phase( Schwarz) angeschlossen und führt Strom. Das einzige Kabel ohne Strom ist die Erdung( Gelb-Grün). Ich weiß zwar noch das man ganz früher auch mal die Erdung( Gelb-Grün) und denn Nullleiter zusammen Anschloß, aber das war noch vor dem FI-Schalter. Ist das immer noch möglich? Oder was soll ich machen. Das Haus ist über 200 Jahre alt und wurde mal Anfang der 1960er umgebaut. Hoffe es kann einer Helfen. Vielen Dank.
8 Antworten
Ich zitiere mal aus der Fachliteratur "VDE 0100 und die Praxis" vom VDE Verlag:
"In Ausnahmefällen, wenn kein Neutralleiter benötigt wird und eine Verwechselung nicht zu erwarten ist, darf auch der blaue Leiter als Außenleiter verwendet werden."
Also selbst heute zulässige und auch übliche Praxis. Ich darf daran erinnern das die sogenannte Nullung, also ein Leiter für Betriebs- und Fehlerströme, auch heute noch zulässig ist wenn der Querschnitt des PEN mindestens 10mm² (Kupfer) oder 16mm² (Alu) beträgt. Im Hausanschlusskasten und bei der Zuleitung zur Unterverteilung ist das der Fall, oder vielmehr sollte der Fall sein. Diese Leitungen sollten gemäß der aktuellen TAB ausgelegt sein für 3x63A, und da sind mindestens 10mm² Leiter erforderlich. Diese TABs wirken natürlich nicht rückwirkend, aber in den meisten Fällen hat man auch damals schon 10mm² zu den UVs gelegt, auch wenn diese dann "nur" mit 3x35A abgesichert wurden.
Du hast hier keinen Neutralleiter sondern einen PEN, der wurde früher als Null bezeichnet. Der wurde bis vor ein paar Jahren dann in der Unterverteilung aufgetrennt in einen separaten Neutral- und Schutzleiter. Heute erfolgt die Auftrennung in der Regel bereits im Hausanschlusskasten.
In deinem Hausanschlusskasten hast du also folgendes:
-schwarz: L1
-braun: L2
-blau: L3
-grün/gelb: PEN
Diese Konstellation nennt sich TN-C, nach der Auftrennung des PEN in separate Schutz- und Neutralleiter nennt sich das TN-C-S.
Du musst also eine separate NYM-J 1x16mm² vom Hausanschlusskasten zur Potentialausgleichschiene im Keller legen. Von dort aus eine eben solche Leitung zur Unterverteilung.
Der Stromzähler ist, es sei denn es handelt sich um einen Unterzähler, übrigens Eigentum des Netzbetreibers und nicht Bestandteil der Kundenanlage. Die wechseln den auch alle paar Jahre aus wegen der Eichfristen die die Dinger haben. Im Endeffekt gehört alles ab dem Hausanschlusskasten (auch schon die Leitung zum Zähler) dem Kunden. Auch die Zählertafel auf der der Zähler montiert ist. Nur der Zähler selbst gehört NICHT dem Kunden.
Nicht ungewöhnlich.
Wenn du Elektriker bist/warst, sollte der Begriff "TN-C" (das liegt vermutlich derzeit vor) oder "TN-CS" (das hättest du nach der Sanierung der Hausinstallation) dir etwas sagen. :-)
(solltest sicherstellen, dass es nicht TT ist, bevor du dich jetzt wild ans Werk machst und das ganze "blind" auf TN-CS umbaust)
Vielen Dank für die Hilfe. Ist bei mir doch schon über 30 Jahre her und muß mich wieder reinarbeiten. Natürlich muß ich das abnehmen lassen, ist schon klar. Es war nix mehr verplombt, da wurde anscheinend schon rumgepfuscht. Der HAK ist im Haus. Der Strom kommt noch von einer Oberleitung mit 4 Drähten. Mein großes Problem ist das ich mir nach so vielen Jahren nicht mehr sicher bin und ich daher Eure Hilfe benötige.
Wenn Du am HAK meinst, ist das normal. Du kommst immer mit TN-C-Netz rein. Ab dem HAK gehst Du dann 5adrig zum Zähler.
Bedeutet am HAK konkret:
Eingangsseitig kommen L1/L2/L3/PEN an. Potentialausgleich des Hauses im ausreichenden Querschnitt zum HAK auf den PEN. L1/L2/L3 entsprechend 1:1 in den Standartfarben, vom PEN aus PE in gn/ge und N in blau zur Hauptverteilung. Somit hast Du ab dem HAK TN-S-Netz.
BEVOR du da aber selbst dran rumwerkelst, hole Dir einen Elektriker hinzu, den brauchst Du wegen der Abnahme usw sowieso. Lass Dir genau erklären, wie Zählerplätze auszusehen haben, was beim HAK entsprechend zu beachten ist usw. Du unterliegst den TAB deines Versorgungsnetzbetreibers und dieser gibt genaue Vorgaben, wie der HAK sowie die Zählerhauptverteilung auszusehen haben. Sonst gibt es keine Abnahme und keine Freigabe zur Versorgung und Du bekommst keinen Strom mehr, bis Du entsprechend umgebaut hast, so das es den Vorgaben entspricht.
Abgesehen davon unterliegt alles bis einschl. Zähler im Hoheitsgebiet des Versorgers und gehört verplompt. Da darfst Du nicht mal ne Schraube lösen und was aufmachen...
Nun wollte ich den Zählerkasten anschliessen und stellte fest das im Hausübergabepunkt nur 4 Leitungen sind( Schwarz, Braun, Gelb-Grün und Blau).
Klingt nach einem normalen Anschluss im TNC-System. L1, L2, L3, PEN
Solltest Dir als Elektriker eigentlich gut bekannt sein.
Dabei ist der Nullleiter( Blau) an einer Phase( Schwarz) angeschlossen und führt Strom.
Und an dieser Stelle rufst Du bitte einen Elektriker, der noch im Geschehen ist.