Habe ich Depressionen oder bin ich ein normaler Teenager?

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Hallo Eunoia,

so wie Du Dich beschreibst, bist Du sicher weit davon entfernt, eine "normaler Teenager" zu sein! Obwohl Tests im Internet gewissen Vorlagen liefern, wäre es gut, zu Deinem Arzt zu gehen, um eine gesicherte Diagnose zu bekommen. Sollte er bei Dir eindeutig Depressionen feststellen, wird er mit Dir über entsprechende Behandlungswege sprechen und Dich evtl. an einen Facharzt/Therapeuten überweisen.

Du schreibst, dass Du einen Selbsthass entwickelt hast. Obwohl vermutlich eine Therapie notwendig sein wird, um wirksam dagegen vorzugehen, kannst Du einige dafür tun, um nach und nach mehr Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Denke bitte an eines: Der Feind eines ausgeglichenen Selbstvertrauens ist meistens in uns selbst selbst zu finden, sozusagen eine innere Stimme, die uns verurteilt und kritisiert. Man muss begreifen, dass uns dieser innere Kritiker keinen Gefallen tut! Im Gegenteil: Er kann die Ursache dafür sein, dass man sich selbst ablehnt und sich unbewusst seiner Selbstachtung beraubt.

Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn man diesen Kritiker nicht über seinen Selbstwert bestimmen lässt, sondern wieder selbst die Regie übernimmt! Das ist sicher leichter gesagt als getan. Wie aber kann das gelingen?

Wenn Dich wieder einmal Deine innere Stimme verurteilt, warum dies dann widerstandslos annehmen, ohne es erst einmal zu hinterfragen bzw. infrage zu stellen? Statt sich also selber zu sagen: "Ich mache immer alles falsch", oder "Das schaffe ich nie", könntest Du Dir klar machen, dass Fehler und Schwächen kein Grund sind, sich zu schämen oder sich zu verurteilen (denn wer macht keine Fehler?). Besser ist es, für seine Fehler und Schwächen Verständnis aufzubringen und sich selbst anzunehmen!

Willst Du Deine Selbstachtung aufbauen, dann lerne es, gut zu Dir selbst zu sein! Versuche immer so mit Dir umzugehen, wie mit einem guten Freund: liebevoll, geduldig und verständnisvoll!

Solltest Du jedoch immer wieder Selbstvorwürfe machen und zu kritisch mit Dir umgehen, streust Du eigentlich nur Salz in Deine Wunden! Ohne es zu wollen, machst Du es Dir nur unnötig schwer! Besser ist es, Deinen inneren Kritiker möglichst klein zu halten und Dich nicht von unerbittlicher Selbstkritik herunterziehen zu lassen!

Was ebenfalls einer gesunden Selbstachtung entgegen läuft, ist, wenn Du Dich immer wieder mit anderen vergleichst, oder Dich an dem Idealbild misst, das Du von Dir selbst hast. Dieses Idealbild stammt meistens nicht von einem selbst, sondern von Menschen, die einen im Laufe des Lebens geformt haben: z.B. die Eltern, Lehrer oder Gleichaltrige. Also haben sich wahrscheinlich andere das Bild, dem Du möglicherweise hinterherläufst, für Dich ausgedacht. Wäre es nicht viel besser, zu dem zu werden, der Du sein möchtest?

Manchmal sind es auch recht kleine und einfache Dinge, die Dir zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen können: Du kannst z. B. mit einem Lächeln innerhalb kürzester Zeit Deine Gefühle positiv beeinflussen. Das funktioniert selbst dann, wenn Dir überhaupt nicht nach Lachen zumute ist. Das kommt daher, weil unsere Gefühle sehr eng mit unserem Körper verbunden sind!

Daher kann auch die Körperhaltung mitbestimmend dafür sein, ob Du Dich klein und mickrig oder selbstbewusst fühlst. Eine aufrechte, gerade Haltung z.B. vermittelt ein anders Gefühl, als wenn Du mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern umherläufst.

Ein weiterer Tipp ist die richtige Atemtechnik. Sobald Du hektisch und aufgeregt bist, wird Deine Atmung automatisch flacher. Wenn Du ganz bewusst darauf achtest, immer dann, wenn Du erregt bist, langsam tief ein- und auszuatmen, wirst gelassener und damit auch sicherer werden.

Falls Du mal wieder in einem seelischen Tief steckst, kann körperliche Bewegung wahre Wunder wirken! Fahre Fahrrad, gehe joggen oder mache einfach nur einen Spaziergang! Ganz bestimmt wirst Du Dich hinterher besser und ausgeglichener fühlen. Es bringt Dich nicht weiter, wenn Du Dich verkriechst und negativen, selbstzerstörerischen Gedanken nachhängst! Werde aktiv und setze Dich in Bewegung!

Und zum Schluss noch ein letzter Tipp: Für andere da zu sein und sich selbstlos für jemanden einzusetzen, erzeugt ein positives Lebensgefühl und lenkt einen von schlechten Gedanken ab! Das Bewusstsein, etwas Wertvolles und Sinnvolles geleistet zu haben, macht Dich zufrieden und hebt letztendlich auch Dein Selbstbewusstsein!

Wenn Du an Gott glaubst, dann denke daran, dass die Bibel in vielem, was sie uns sagt, ebenfalls zu einem ausgeglichenerem Selbstwertgefühl beiträgt. Du kennst doch sicher den Satz aus der Bibel: " Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wie dieser Text zeigt, brauchen wir ein gewisses Maß an Eigenliebe, um psychisch gesund und stabil sein.

Es ist auch ein schöner Gedanke, dass Gott Dich persönlich für wichtig hält! Ein Bibelschreiber, der berühmte König David von Israel, brachte das einmal wie folgt zum Ausdruck:" Du weißt, wann ich mich setze und wann ich aufstehe. Aus der Ferne erkennst du meine Gedanken. Ob ich unterwegs bin oder mich hinlege, du beobachtest mich. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut." (Psalm 139:2,3).

Gott hatte sich also mit den Einzelheiten im Leben Davids befasst. Sein Interesse ging sogar so weit, dass er sich sogar mit den innersten Gedanken Davids beschäftigte. Ein solches persönliches Interesse hat Gott auch heute an jedem einzelnen von uns. Wie bei David, so blickt er auch auf Dich und Dein Leben und zeigt so sein persönliches Interesse an Dir!

Wie Du siehst, kann man einiges dafür tun, um innerlich etwas ausgeglichener zu werden! Du kannst sicher nicht von heute auf morgen gleich alles eins zu eins umsetzen. Doch je mehr Du an Dir arbeitest, umso mehr wirst Du Dich in eine positive Richtung verändern.

Ich wünsche Dir vor allem, dass Du Hilfen findest, damit Du eines Tages wieder ein fröhlicher und ausgeglichener junger Mensch sein kannst! Alles Gute und viel Kraft!

LG Philipp


Philipp59  12.11.2019, 07:43

Vielen Dank für den Stern! :-)

LG Philipp

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Ich habe schon alle möglichen Depressions-Teste im Internet gemacht, welche alle sagen, dass ich an starken Depressionen leide. Außerdem glaube ich nicht, dass ich einfach an einer depressiven Phase leide. Ich habe mich seit Jahren nicht mehr glücklich gefühlt.

Wenn du die Vermutung auf Depressionen hast solltest du zum Arzt. Diese Tests ersetzen keine Diagnose, sie bieten lediglich einen Anhaltspunkt.

Gut möglich, dass du an Depressionen leidest. Lass dazu einfach einen Test beim Arzt machen. Das kostet normalerweise nichts und du kannst es auch alleine machen, wenn du deine Eltern nicht dabei haben willst.

Zu der Frage wegen deines Bruders: Ja, Depressionen sind indirekt vererbbar. Wenn deine Eltern Depressionen haben oder die Veranlagung dazu, dann ist es bei dir und deinem Bruder ebenso wahrscheinlicher.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin wegen Depressionen/Angststörung in Therapie + Recherche

dein Selbsthass ist Grund genug eine Therapie zu machen!

was ist denn mit deinen Eltern, du bist ja wohl nicht alleine so oft umgezogen?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – hab Psychologie studiert