Goldberg Depressionstest?

2 Antworten

Hallo,

der klassische Goldberg-Test ist ein Screening-Test. Das heißt, er soll möglichst alle depressiven Menschen finden und möglichst keine depressiven Menschen übersehen (hohe Sensitivität). Der Preis einer hohen Sensitivität ist aber eine niedrige Spezifität, das heißt: Es werden auch viele Menschen gefunden, die keine Depressionen haben. Es kommt also zu vielen falsch-positiven Urteilen durch diesen Test.

Am Ende ist das aber vollkommen egal. Wenn es dir schlecht geht, geht es dir schlecht. Dann solltest du dir Hilfe suchen. Du brauchst keine rechtfertigende Diagnose dazu, du brauchst keinen Internet-Test. Die Diagnose wird von Fachmenschen vergeben. Das einzige Merkmal, das du brauchst, um Hilfe zu bekommen, ist, dass es dir nicht gut geht. Ob das dann eine Depression ist oder etwas anderes, ist später nur (für den Therapeuten) wichtig, um die richtigen Therapiebausteine zu wählen. Und dafür, dass man bei der Krankenkasse etwas abrechnen kann.

Liebe Grüße von einer Psychologin und alles Gute!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie

Nachname781 
Beitragsersteller
 10.09.2024, 19:09

Aber kann ich das selber nicht irgendwie rausfinden, ohne zum Psychologen zu gehen?

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ZionsDaughter  10.09.2024, 19:11
@Nachname781

Natürlich kannst du es rausfinden. Wenn du permanent traurig bist, ein niedriges Selbstwertgefühl hast, kaum Energie hast und nicht mehr so wirklich Freude verspürst, wird man das "Kind" von fachmännischer Seite aus wahrscheinlich Depression nennen. Aber was bringt dir das?

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Nachname781 
Beitragsersteller
 10.09.2024, 19:12
@ZionsDaughter

Ich will’s einfach nur wissen und schauen, was ich dann dagegen machen kann

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ZionsDaughter  10.09.2024, 19:14
@Nachname781

Dazu brauchst du keine Diagnose. Du kannst es auch Stimmungstief nennen, dunkles Loch oder Sinnkrise. Das wird weder deinen momentanen Zustand ändern noch die Möglichkeiten, wie du aus diesem Zustand wieder herauskommst. Du kannst all diese Namen googeln und schauen, was andere Menschen dazu schon für Erfahrungen gemacht haben und wie sie aus diesem Zustand rausgekommen sind - mit oder ohne therapeutische Hilfe. Du bist nicht darauf angewiesen, sicher zu wissen, ob dein Zustand nun von einer bestimmten Berufsgruppe "Depression" genannt werden würde oder nicht.

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Nachname781 
Beitragsersteller
 10.09.2024, 19:15
@ZionsDaughter

Und wie finde ich es bei einem Trauma oder einer Angststörung raus?

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ZionsDaughter  10.09.2024, 19:17
@Nachname781

Da gilt das gleiche wie für den Begriff "Depression" ;)
Wenn du so vielfältige Symptome hast, dass du dir über all diese Dinge Gedanken machst, dann erscheint es mir als sinnig, dass du dir Unterstützung dabei holst. Wenn es dir nicht gut geht, ist es egal, wie das Kind heißt, es geht am Ende ja nur darum, dass es dir eines Tages wieder besser geht. Oder nicht?
All diese Begriffe - "Depression", "Angststörung", "Traumafolgestörung" - sind künstliche Begriffe, die künstlich getrennt wurden. Es sind austauschbare Begriffe, auf die sich aber nun mal eine Berufsgruppe zur Kommunikation untereinander geeinigt hat. Nicht mehr, nicht weniger.

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ZionsDaughter  10.09.2024, 19:20
@Nachname781

Es ist ein bisschen wie eine eigene Sprache, eine eigene Fachsprache eben. Aber du musst die Sprache nicht sprechen, um Wege zu finden, wie es dir wieder besser gehen kann. Andere Menschen, die ähnliches durchhaben wie du, haben vielleicht andere Worte und eine andere Sprache für sich gefunden.

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Nachname781 
Beitragsersteller
 10.09.2024, 19:20
@ZionsDaughter

Kennst du Wege, die wirklich was bringen? Oder sind es die, die man auch online finden kann?

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ZionsDaughter  10.09.2024, 19:24
@Nachname781

Ja, ich kenne Wege, ich bin Psychologin und arbeite als Therapeutin. Aber meine Antwort wird dich nicht zufrieden machen: Diese Wege lassen sich nicht in einer Kommentarspalte erläutern.
Es gibt vieles im Internet, was du ausprobieren kannst und vieles, was Symptome aller Art mildern kann. Es gibt Achtsamkeitsübungen, Tagebücher, Motivationstrainings, spirituelle Übungen, rezeptfreie Präparate usw. ... Aber nicht alles passt für jeden. Da ich dich nicht kenne, kann ich dir da leider nicht sagen, was für dich persönlich helfen könnte. Du musst dich selbst auf den Weg machen und ausprobieren. Ich empfehle nochmals therapeutische Unterstützung dabei.

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Selbsttests sind nie objektiv.

Ich finde, das muss immer ein Dritter auch beurteilen.