Gibt es überhaupt "seriöse" Menschen und "unseriöse" Menschen, "seriöse" Wissenschaftler und "unseriöse" Wissenschaftler?

5 Antworten

Nehmen wir mal als Beispiel den angeblich "seriösen" Wissenschaftler. Woran macht sich fest, dass ein Wissenschaftler "seriös" ist?

Es gibt so etwas wie eine anerkannte gute wissenschaftliche Praxis. Dazu gehört unter anderem:

  • Die eigenen Thesen müssen in den Kontext des bekannten und belegten Wissens eingepasst werden. Wissen, das nach besten Standards belegt ist, einfach für falsch zu erklären weil es nicht mit der eigenen These vereinbar ist, ist keine gute wissenschaftliche Praxis.
  • Die Methodik, die zu den Forschungsergebnissen führt, wird eindeutig beschrieben. So, dass irgend jemand anderes die gleiche Arbeit ausführen und damit zum gleichen Ergebnis kommen kann.
  • Bevor man eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, wird sie von anderen Wissenschaftlern des passenden Fachgebiets auf Nachvollziehbarkeit geprüft. Etwas ungeprüftes in einem populärwissenschaftlichen Verlag zu veröffentlichen, weil es einer ordentlichen Prüfung eines Fachjournals evtl. nicht standhalten würde, ist keine gute wissenschaftliche Praxis.
  • Im eigenen Fachgebiet bleiben. Es ist keine gute wissenschaftliche Praxis, wenn ein Quantenmechaniker plötzlich eine Abhandlung über die psychologische Wirkung von Plakatwerbung veröffentlicht.
  • Klar bekennen, ob irgendwelche privaten Interessen (z.B. finanzielle) hinter einer Veröffentlichung stehen.

Nicht umsonst sind regelmäßig Jahre der Arbeit nötig, um eine einzelne wissenschaftliche Veröffentlichung von 10-15 Seiten zu erstellen.

Wer sich an diese Regeln hält, betreibt nach aktuellem internationalem Verständnis eine gute, seriöse Wissenschaft.

Es gibt aber auch Wissenschaftler, die sich nicht daran halten.

  • Die notfalls sogar die grundlegensten Naturgesetze als falsch bezeichnen (explizit oder implizit), damit ihre Thesen irgendwie sinnvoll erscheinen.
  • Die gar nicht beschreiben, mit welchen Methoden sie zu ihren Thesen gekommen sind, sodass es niemand nachvollziehen kann.
  • Die merken, dass sie ihre Thesen in Fachjournalen nicht veröffentlicht bekommen und stattdessen lieber in irgendwelchen Talkshows als "Experten" auftreten, weil dort keine Prüfung stattfindet.
  • Und/oder die irgendwelche "offenen Briefe von Wissenschaftlern" unterschreiben und verbreiten, obwohl sie vom fraglichen Fachgebiet überhaupt keine Ahnung haben.
  • Die sehr einseitig im Sinne eines Auftraggebers argumentieren und anschließend nicht erklären, dass es diesen Auftraggeber gibt.

Das ist eben keine seriöse Wissenschaft.

Ist ein "seriöser" Wissenschaftler überhaupt vorstellbar angesichts der Tatsache, dass ein Wissenschaftler ja auch nur ein Mensch ist mit allen Fehlern und Schwächen des Menschseins wie z.B. begrenzter Verstand, Eitelkeit, Rechthaberei, Ideologie, Geldgier, Geltungssucht etc.?

Selbstverständlich sind Wissenschaftler Menschen und damit fehlbar.

Die Regeln über gute wissenschaftliche Praxis dienen gerade dem Zweck, diese Fehler möglichst zu kompensieren. Beispielsweise sollte es bei der Prüfung einer Veröffentlichung auffallen, wenn sich jemand aufgrund eines frühen Denkfehlers in seiner Argumentationskette verrannt hat oder aufgrund einer Ideologie tendenziös argumentiert. Oder dadurch, dass finanzielle Interessen klar benannt (oder eben ausgeschlossen) werden, sodass jeder Leser den Kontext kennt.


Quaeror  12.09.2022, 18:59

Die Frage ist ob unseriöse Fakenews verbreiter als Wissenschaftler gelten. Da gibt es genug angeblich seriöse, die einfach ihr Fach (z.B. die Statistik ) nicht beherrschen und darum unseriös sind, obwohl sie diese Regeln einhalten.

Nun der Unterschied ist hierbei wie er seine Forschung betreibt.

Wenn mir also ein Flat Earther zb Beweise liefern will und hierfür aber erstmal grundsätzliche physikalische Gegegbenheiten als Lüge darstellen muss damit seine These hinhaut, ist das schlicht unseriös.

Oder wenn Quellen falsch oder garnicht genutzt werden.

Wenn das Ergebnis maßgeblich von außen beeinflusst wird, weil ein Konzern die Arbeit finanziert.

Das sind alles Punkte die nichts mit der Kompetenz und Fähigkeiten des Wissenschaftlers zu tun haben. Wenn also jemand seriöse Forschung betreibt und sich am Ende irrt ist das völlig in Ordnung und gehört dazu.

Der Unterschied ist eben hierbei dass andere diese Forschung eben auch kontrollieren und wieder nachstellen können UM solche Fehler überhaupt entdecken zu können

naja ne ein unseriöser wissenschaftler ist gar kein wissenschaftler, den sollte man gar nicht erst so nennen sondern nur labersack oder so

Nehmen wir mal als Beispiel den angeblich "seriösen" Wissenschaftler. Woran macht sich fest, dass ein Wissenschaftler "seriös" ist

es gibt viele millionen wissenschaftler und institute auf der welt, sie werden von unterschiedlichsten interessen finanziert, von staaten oder privat, forschen in alle erdenklichen richtungen.

Wenn es jetzt, wie zb beim Klimawandel, eine ganz eindeutige Wahrheit gibt, der 99,9% aller wissenschaftler des themengebietes zustimmen, auf die alle hinweise hindeuten, ist das der KONSENS.

Wenn dann ein einzelner Wissenschaftler irgend einen Unsinn darüber erzählt, absichtlich manipulativ framing betreibt weil er persönlich davon profitiert, ist das mehr als unseriös.

Alles was einem unfassbar überwältigenden, wissenschaftlichen Kosens widerspricht ist unseriös.

 Ist ein "seriöser" Wissenschaftler überhaupt vorstellbar angesichts der Tatsache, dass ein Wissenschaftler ja auch nur ein Mensch ist mit allen Fehlern und Schwächen des Menschseins wie z.B. begrenzter Verstand, Eitelkeit, Rechthaberei, Ideologie, Geldgier, Geltungssucht etc.?

ja, wieso sollte er nicht?


Schwuttcke 
Beitragsersteller
 12.09.2022, 16:01

"eindeutige Wahrheit"

Wer wie Du davon ausgeht, dass es in den Wissenschaften "Wahrheiten" gibt, noch dazu "eindeutige Wahrheiten" (gibt es auch uneindeutige Wahrheiten?), muss wohl auch an die Existenz "seriöser Wissenschaftler" glauben :-)

ulrich1919  12.09.2022, 18:12
@Schwuttcke
(gibt es auch uneindeutige Wahrheiten?)

Jawohl; das gibt es; zum Beispiel in der Medizin und Psychologie. Die Aussagen beruhen auf Statistik mit großen Anzahlen Probanden und das heißt zwangsläufig, dass die Aussagen ,,wahr" sind aber nicht für alle Betroffenen.

Aussage: Wer Raucht, hat erhöhtes Risiko auf Krebs.

Es gibt da Ausnahmen, was in folgenden Witz dokumentiert wird:

Mein Onkel hat seit15 Jahre Lebensalter lebenslänglich geraucht und ist 92 Jahre alt und mein jüngerer Bruder hat nie geraucht und ist nach 3 Tagen gestorben.

Ja, gibt es. Das sind aber keine Schubladen in dem Sinne, dass man entweder in der einen oder in der anderen steckt. Das sind eher zwei Enden einer Achse, auf der es auch alle Zwischenstufen gibt.

Natürlich gibt es seriöse Wissenschaftler und seriöse Wissenschaft und die ist sogar recht einfach zu erkennen. Wissenschaftliches Arbeiten/Forschen ist an Regeln gebunden. Sie muß systhematisch sein und nachprüfbare Ergebnisse liefern.

Gerade die Reproduzierbarkeit der Forschungsarbeit ist ein eindeutiger Schlüssel und dadurch läßt sich auch die Mystik von der Wissenschaft unterscheiden vor allem auch in der Kontroverse.