Gibt es Situationen wo du dich verstellst?
9 Antworten
Ich verstelle mich niemals,
lieber BrainFog,
ich bin ICH und authentisch! Und dazu stehe ich, mit allen Ecken und Kanten!
Nur ein einziges Mal in meinem Ĺeben habe ich mich verstellt und zwar so, dass nicht einmal meine liebe Mama mich erkannt hat.
Ich war 15 Jahre alt und war über meine Nase todunglücklich. Mit 9 Jahren stürzte ich in der Schule einmal über einen Schulranzen. Die Nase tat höllisch weh, aber ich sagte nichts, sondern hielt es aus. Zwei Jahre später h a t t e ich dann ein hübsches Nässe gehabt, denn ich stellte mit Entsetzen fest, dass ich einen Höcker an meiner Nase hatte. Es störte mich ungemein, über alle Maßen und es kam mir vor, jemand anderes, eine hässliche und böse Hexe zu sein, zumindest dachte ich, von meiner Umwelt damals so wahrgenommen zu werden. Aber seltsamerweise fiel den Anderen mein furchtbar großer Höcker gar nicht auf und alle sagten, dass man die kleine Unebenheit doch kaum sehe! Was mich fast wahnsinnig machte, weil ich selbst meine Nase so abgrundhässlich fand!
Da hatte ich eines Nachmittags, als ich mich wieder einmal im Spiegel betrachtet und mich überaus hässlich empfunden hatte, die Eingebung, mich zu verstellen und in die Person einer anderen Frau hinenzuschlüpfen! So machte ich mich denn vor dem Badezimmerspiegel daran, zunächst mit dem dunkelroten Cremerouge, das ich sonst immer für meine Wangen verwendete, meine Nase in einen wahrlich roten Zinken zu verwandeln, wie man ihn gemeinhin bei Trinkern findet. Auch meine Wangen bekamen die dreifache Dosis Rouge ab. Meine Augenlider pinselte ich dick mit einer dunklen silbernen Farbe ein, sodass die Augenpartie um Jahrzehnte älter aussah!
Dann setzte ich mir eine der Perücken meiner Mama auf, die sie schon lange nicht mehr trug, band dazu meine schulterlangen Haare im Nacken gut zusammen und holte noch ein Tuch, das ich mir um den Hals legte.
Und schließlich ging ich zu Mamas Kleiderschrank und entschied mich für das gediegene Pepita-Kostüm, zog dann noch eine übergroße Strumpfhos von Mama an und holte dann vom Sofa im Wohnzimmer zwei Kissen, das eine stopfte ich vorne am Bauch und das andere hinten am Rücken in die Strumpfhose hinein. Dann zog ich den Kostümrock an und stellte zufrieden fest, dass die beiden Kissen sehr gut und fest saßen. Oben hatte ich einen von Mamas riesigen BHs angezogen und mir die großen Körbchen dazu mit Stofftaschentüchern ausgestopft.
Als ich schließlich fertig war, stellte ich voller Bewunderung fest, dass mir aus dem großen Spiegel in der Diele eine ältere und kauzige, korpulente Frau entgegensah, die mit mir überhaupt nichts mehr zu tun hatte!
Und in diesem Aufzug, lieber BrainFog, mit Tante Minas altem Stock, der mütterlichen Tante von Mama, die einst bei uns gewohnt hatte, und einer uralten Handtasche machte ich mich auf den Weg hinab von unserem Haldenberg in unser Städtle, wo Mama ihr Modehaus hatte, das ich nun besuchen wollte.
Wie erwartet, erkannte mich Mama nicht. Nachdem sie mich freundlich begrüßt hatte, antwortete ich ihr auf sächsisch, das ich sehr gut konnte, da ich dies von meiner Freundin, Oma-Johanna, die aus Sachsen stammte, im Ohr hatte und den Dialekt perfekt nachmachen konnte. "Ah, wie ich höre, sind Sie nicht von hier!" Es entspann sich ein sehr freundliches Gespräch, das darin endete, dass Mama mich zu den Kleidern Größe 46 führte und mir einige zum Anprobieren vorschlug, mit denen ich in der Umkleidekabine verschwand.
Doch ich probierte die Kleider nicht an und zog mich nicht um, sondern, wie von fremder Hand gesteuert, zog ich mich aus, Schicht für Schicht, zuerst die Jacke des Kostüms aus, dann die Bluse und schließlich den BH, der die Stofftaschentücher enthielt. Nun trat ich vor den Spiegel in der Umkleidekabine, setzte die Brille ab und begann, mich langsam abzuschminken!
Und wenn ich mir diesen Augenblick ins Gedächtnis zurückrufe, lieber BrainFog, so ist es mir, als sei es eben erst gewesen, dass ich voller Erstaunen beim Abtragen der Schminkschicht entdeckt hatte, dass mir dort ein junges Mädchen entgegnblickt mit wunderschöner ebenmäßiger Haut und feinen und schönen Gesichtszügen, ein so hübsches Mädchen, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte!
Als ich dieses Mädchen dort im Spiegel betrachtete, stellte ich fassungslos fest, dass ich selbst, ich Regilindis, dieses schöne Mädchen war, das sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt hatte! Und mit einem Mal, ich spüre es noch heute, merkte ich: Ich bin ja gar nicht hässlich! Im Gegenteil, ich bin ein hübsches, ein bildschönes junges Mädchen! Ich schaute mich ungläubig im Spiegel an, schaute an mir herunter, befreite mich von den Kissen und wurde zu einer schlanken, wohlgeformten jungen Frau! Ich konnte es kaum glauben!
Und so trat ich nun in den Laden hinaus und meiner Mutter entgegen! Diese stutzte zunächst, begriff aber sofort und rief mir entgegen: "Ja Schatzele, D u bist es! Das ist ja unglaublich! Ich war fest davon überzeugt, dass es Oma-Johannas Freundin aus Sachsen ist!" Dann nahm mich Mama in den Arm und streichelte mein Gesicht!
Und ich, lieber BrainFog, habe mich seither nie mehr verstellt. Sondern habe mich ab diesem Erlebnis zu mir bekannt! Auch wenn ich manchen im Leben nicht als die liebe Regilindis begegnet war, weil mir ihr Verhalten zu seicht und zu oberflächlich erschien, ich habe es ausgehalten und habe mich zu mir und meinen Werten und meiner Identität bekannt und habe die Ablehnung ertragen, die ich für mein eigenwilliges Verhalten erhielt, weil ich mich nicht verbiegen lassen wollte, sondern mir die Freiheit nahm, mich zu meinem eigenen Willen zu bekennen!
So ist es auch bei Gutefage! Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, vor allem beteilige ich mich nicht daran, gegen mir völlig unbekannte User zu arbeiten und gegen diese eine Antipathie pflegen zu sollen und zu intrigieren, nur weil es hier scheinbar verschiedene Lager gibt, die sich bekriegen! Sollen sie ihren internen Gutefrage-Krieg führen, aber ohne mich. Das ist nicht meine Welt!
Seit Ende Mai folge ich hier bei GF meinem Herzen und meiner inneren Stimme und fahre gut damit, denn die Stimme meines Herzens hat mich zu mehreren wunderbaren Menschen geführt, die zu treffen ich nicht erwartet hatte und was für mein Leben nicht nur eine Bereicherung ist, sondern was ich als Geschenk empfinde! Und dafür bin ich sehr dankbar! Und deshalb komme ich diesen Menschen in aller Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und Offenheit entgegen, so, wie ich es in meinem Leben außerhalb der Anonymität des Internets zu tun pflege!
So kannst auch Du, lieber BrainFog, davon überzeugt sein, dass ich Dir als eine authentische Persönlichkeit gegenübertrete! Jenseits jeglichen Verstellens und jenseits einer Maske, wie sie manche Menschen tragen!
Danke!
Regilindis
Vielen Dank für den Stern, lieber BrainFog! Auch wenn ich mich umständehalber erst eine Woche später bedanke, habe ich mich darüber gefreut!
Ja, oft. Sobald ich aus der eigenen Wohnung raus gehe. Nur enge Freunde und mein Mann kennen mich, so wie ich bin.
Ansonsten bin ich die gut gepflegte, ruhige und erfolgreiche Frau, die ihre Mitarbeiter führt und im neuen Dorf (nicht Heimatdorf, bin umgezogen) einen sehr guten Ruf hat. Ich genieße es, von vielen bewundert zu werden für mein Wissen.^^
Aber da steckt auch sehr viel Arbeit dahinter sich das wissen und die Kompetenz aufzubauen. Also einfach zugeflogen ist mir das nicht.
Schule/ Arbeit, wenn man halt "perfekt" wirken muss, um im Leben weiterzukommen
Bei Freunden, Familie oder im Alltag privat gar nicht. Wenn die Leute sagen, ich bin komisch, isses halt so. Da verstelle ich mich dann nicht, nur um "besser zu sein" (weil das bin ja dann auch nicht ich)
Ja, z.B. wenn mir eine Person falsch vorkommt und sie nicht ihre wahre Seite zeigt.
Dann zeige ich auch nicht meine wahre Seite, und bin sehr vorsichtig.
Jeden Tag im Kundenkontakt. Ich tu so als wäre ich lieb.
"In der Schule/Arbejt muss man perfekt sein" 😄