Gibt es Menschen ohne Gewissen?

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Hallo binima,

Römer 2 Einheitsübersetzung 14 Wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. 15 Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich - 16 an jenem Tag, an dem Gott, wie ich es in meinem Evangelium verkündige, das, was im Menschen verborgen ist, durch Jesus Christus richten wird.

Entgegen dem, was manche sagen, ist es nicht so, dass man sich das Gewissen erwerben muss. Gott selbst hat es in unser Herz geschrieben, jeder Mensch, egal wo er auf die Welt gekommen ist, hat bereits ein Gewissen. Auch Naturvölker, die erst vor Jahren oder auch kürzlich entdeckt wurden, die kennen bereits Gesetze, die davon zeugen, dass sie ein Gewissen haben müssen. Sie wissen, dass Mord verkehrt ist, Lügen, Diebstahl usw. verkehrt sind!

Allerdings sollte man berücksichtigen, dass das Gewissen abstumpfen kann, es kann soweit kommen, dass man schlimme Dinge vollkommen normal empfindet, dann reagiert es auch nicht mehr.

Gruß Alfred


asteppert  25.08.2011, 22:08

Hallo binima,

vielen Dank dass du die Antwort so bewertet hast.

Schön, dass ich dir helfen konnte.

Gruß Alfred

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Es gibt Menschen, die ihr Gewissen quasi ausgelagert haben. Wenn es zu einer Situation kommt, in der sie sich für eine bestimmte Handlungsweise entscheiden müssen, und eigentlich auch mit sich ringen müssten, um diese Entscheidung zu treffen, greifen sie auf einen festen, starren Regelkatalog zurück.

Ihr "Gewissen" ist dann irgendein heiliger Text, irgendeine Ideologie. Egal, was gerade los ist, welcher Konflikt gerade anliegt: der Text/die Ideologie hat die Antwort!

Menschen, die ein wirkliches Gewissen haben, müssen selber nachdenken und sich oft richtig viel Mühe geben. Das Resultat eines solchen Denkprozesses lohnt sich aber fast immer. Für den Denkenden und für die eventuell sonst noch Betroffenen auch.

Ein starres, ausgelagter "Instant-Gewissen" ist qualitativ mit einer Tütensuppe zu vergleichen. Ein sich immer weiterentwickelndes echtes Gewissen gleicht dann eher einem köstlichen Menü, zu dem man auch Freunde einladen kann, und ist aus meiner Sicht immer vorzuziehen.


frank1968  25.08.2011, 15:31

......und da ich gerade die Antwort von PeVau gelesen habe: da steht genau das, was ich sonst noch hätte schreiben wollen.

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Wenn Gewissen das Bewusstsein über Gut und Böse des eigenen Handelns ist, so ist Gewissen ohne Moral nicht möglich. Denn die Moral ist der Referenzwert, mit dem das eigene Handeln abgeglichen wird.

Handelt man gegen die eigene Moral, dann hat man auch ein schlechtes Gewissen.

Da es keine Menschen ohne Moral gibt, gibt es auch niemanden ohne Gewissen. Es stellt sich lediglich die Frage, w i e die Moral des Einzelnen aussieht, welche Werte und Normen ihm wichtig sind.

So kann es kommen, dass ein einzelner Mensch gegen die allgemein gültige Moral der Gesellschaft handelt, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil seine eigene Moral eine andere ist. Das passiert z. B. häufig dann, wenn Moralvorstellungen nur noch tradiert sind und nichts mehr mit der Lebenswirklichkeit zu tun haben.

Unsere Sozialisierung prägt auch unser Gewissen. Wir lernen Gut und Böse zu unterscheiden und wir haben eine natürliche Hemmschwelle, die wir eigentlich nicht überschreiten wollen. Wer es doch tut, wird beim ersten Mal noch ein ziemlich schlechtes Gewissen haben aber je häufiger wir diese Hemmschwelle überschreiten, desto weniger wird sich unser Gewissen melden. Das heißt aber nicht, dass unser Gewissen nicht mehr da ist. Wir wissen immer und zu jeder Zeit, was Recht oder Unrecht ist. Wir können es aber durch Ignoranz überlisten bzw. können wir uns einreden, dass es in einem bestimmten Moment nicht anders ging. Somit sind wir (vor uns selbst) entschuldigt.

Gewissen ist ein Produkt der Erziehung. Gewissen ist demnach die Summe von Werte die vermittelt wurden. Ein Beispiel: Kindersoldaten. Können auf die grausamste Art und Weise töten, ohne sich eine Schuld bewusst zu sein. Funktionieren in der Tat wie Maschinen. Werden sie aus der alten Umgebung rausgenommen, erleben sie, dass Kindheit auch was anderes sein kann. Sie geraten dann in ein Konflikt mit sich selbst, den sie versuchen zu überwinden, indem sie den Dialog mit der Außenwelt meiden. Ihnen wird dann bewusst, dass sie kein Recht hatten, Leben zu nehmen, weil andere Werte vermittelt wurden.