Gibt es im Judentum die "Hölle"?

8 Antworten

Es gibt auch im Judentum unterschiedliche Vorstellungen über das Leben nach dem Tod. Ich beziehe mich auch auf diese Quelle, möchte aber auch ein paar andere Aspekte als die schon genannten herausstellen.

https://www.myjewishlearning.com/article/heaven-and-hell-in-jewish-tradition/

"While in traditional Jewish thought the subjects of heaven and hell were treated extensively, most modern Jewish thinkers have shied away from this topic, preferring to follow the biblical model, which focuses on life on earth."

D.h. im modernen Judentum ist der Gedanke an ein Leben nach dem Tod nicht so präsent und zentral wie im Christentum. Im traditionellen Judentum spricht man von Sheol.

Dies ist eine Art Unterwelt.

"there is generally no concept of judgment or reward and punishment attached to it. In fact, the more pessimistic books of the Bible, such as Ecclesiastes and Job, insist that all of the dead go down to Sheol, whether good or evil, rich or poor, slave or free man."

Sheol ähnelt damit nicht so sehr der Hölle (Ort der Bestrafung im Christentum), sondern eher z.B. der Unterwelt der Germanen (auch dorthin kamen alle, sogar Göttersohn Balder; nur, wer im Krieg ehrenhaft gefallen war, kam nach Walhall - ok, das ist nun off-topic).

Der Gedanke an eine Bestrafung (Feuersee usw.) erscheint zuerst im Kontext der sog. "apokalyptischen" Schriften. Die erste apokalyptische Schrift, die wir kennen, ist das Äthiopische Henochbuch.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopisches_Henochbuch

Es ist älter als das Buch Daniel. Auch die (noch jüngere) Offenbarung des Johannes greift Themen aus dem Henochbuch auf.

Gehinnom ist ein Tal (eine schmale Schlucht) ganz in der Nähe von Jerusalem. Was man kaum als "jenseitigen" Ort bezeichnen könnte. In der rabbinischen Literatur wird dies mitunter als ein Ort der Strafe interpretiert, aber wie erwähnt gibt es auch im Judentum sehr unterschiedliche Vorstellungen.

So zum Beispiel: "Maimonides führt in seiner Abhandlung zu Kapitel 10 (Perek Helek) des Mischnatraktates Sanhedrin allerdings aus, dass es sich bei den Erzählungen bezüglich der Gehenna in der rabbinischen Literatur um pädagogisch motivierte Erfindungen handle, welche die als noch unreif angesehene Menschheit zur Einhaltung der Gebote der Tora anhalten sollten.[11] Tatsächlich gebe es, gemäß der jüdischen Religion, keine Gehenna in Form einer Hölle, sondern nur eine Vernichtung der Seele als schlimmste Strafe für die Ungerechten."

Gehinnom: Eine jüdische Hölle

„Nur wirklich rechtschaffene Seelen steigen direkt in den Garten Eden auf, sagen die Weisen. Der Durchschnittsmensch steigt zu einem Ort der Bestrafung und/oder Läuterung hinab, der allgemein als Gehinnom bezeichnet wird.

Der Name leitet sich von einem Tal (Gei Hinnom) südlich von Jerusalem ab, das einst von den heidnischen Völkern Kanaans für Kinderopfer genutzt wurde (2. Könige 23:10). Manche sehen Gehinnom als einen Ort der Folter und Strafe, des Feuers und des Schwefels. Andere stellen es sich weniger streng vor, als einen Ort, an dem man die Taten seines Lebens überprüft und für vergangene Missetaten Buße tut.

Die Strafe der Seele in Gehinnom ist in der Regel auf eine 12-monatige Läuterungszeit begrenzt, bevor sie ihren Platz in Olam Ha-Ba einnimmt (siehe: Mischna Eduyot 2:10 und Schabbat 33b). Diese 12-monatige Begrenzung spiegelt sich im einjährigen Trauerzyklus und dem Beten des Kaddisch (dem Gedenkgebet für die Toten) wider.

Nur die ganz und gar Bösen steigen am Ende dieses Jahres nicht in den Garten Eden auf. Die Quellen sind sich uneins darüber, was mit diesen Seelen am Ende ihrer anfänglichen Zeit der Reinigung geschieht. Einige sagen, dass die Bösen völlig vernichtet werden und aufhören zu existieren, während andere an eine ewige Verdammnis glauben (Maimonides, Mischna Tora, Gesetz der Reue, 3:5-6).“

Quelle:

https://www.google.de/amp/s/www.myjewishlearning.com/article/heaven-and-hell-in-jewish-tradition/amp/

Woher ich das weiß:Recherche

Nein, gibt's nicht.

Jedoch durch so einige Stellen in Torah, Talmud, Tanach, Kabala und Sohar kann man davon ausgehen, daß es sich um einen Ort handelt, an dem G-tt nicht existiert.

Es ist den Juden vorbehalten, welche im Leben besonders böse bzw sündig waren und ohne Sündenvergebung starben. Dazu könnten auch "fromme" Juden zählen, die es mit ihrer Frömmigkeit nicht besonders ernst meinten. Also alle Pflichten ausübten aber nicht mit dem Herzen dabei waren.

Es steht ja als Mizwa in Schmah Israel geschrieben: Und du sollst lieben den Ewigen deinem G-tt mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, und mit deinem ganzen Vermögen (Kraft)" (5. Mose 6,5). Ohne all dieser Liebe ist jedes Opfer und jeder eingehaltenen Mizwa so, als wäre sie wie eine Sünde begangen worden.

Genau wegen diesem Mangel wurde das Opfer von Kain von Gtt nicht anerkannt, so daß er in seinem Neid seinen Bruder ermordete.

Allerdings wissen wir nichts von der Gnade und Liebe G-ttes, daß wir sagen könnten, der oder der Jude landet zur Läuterung im Scho'el. Allerdings besteht die Gefahr bei Frommen weit höher als bei säkularen Juden, an diesem gttlosen Ort geläutert zu werden. Fakt ist jedoch, ausnahmslos jeder Jude kommt in den "Himmel", außer er beging die unvergebbaren Sünde der Gtteslästerung, wie z.B. dass er Christ wurde. Dieser Mensch bleibt ewig tot, also weder Hölle noch Scho'el, einfach nur tot.

Ewiges Leben können aber auch Noachiden bekommen, eng an der Seite von Juden, ggf auch andere Nichtjuden, die zu den Gerechten der Völker gehören, also jüdisches Leben retteten in Notzeiten, in der Juden um ihr Leben bangen mußten, im Laufe der letzten 3400 Jahre.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.

Hallo Trinity005,

weder im Judentum noch im wahren Christentum gibt es eine Hölle! In vielen Bibelübersetzungen erscheint zwar sowohl im AT also auch im NT mehrfach das Wort "Hölle", doch wird damit nicht den eigentlichen Sinn der zugrundeliegenden Wörter aus den ursprünglichen Texten der Bibel wiedergegeben. Das hat viel zur Verwirrung beigetragen und lässt noch immer viele Menschen an die Hölle glauben. Doch die wirkliche Aussage der Bibel ist eine andere!

Dazu muss man folgendes wissen: In den hebräischen Ursprungstexten des AT findet man z. B. das Wort "Scheol" und im NT das Wort adäquate Wort „Hades“. Diese Wörter werden zwar oft mit "Totenreich" oder "Hölle" übersetzt, doch vermitteln diese nicht die wirkliche Bedeutung der beiden Begriffe aus den biblischen Ursprachen!

In der Encyclopædia Britannica (1971, Bd. 11, S. 276) heißt über das hebräische Ursprungswort : „Der Scheol war irgendwo ‚unter‘ der Erde. Die Toten empfanden dort weder Schmerz noch Freude. Mit dem Scheol war weder eine Belohnung der Gerechten noch eine Bestrafung der Bösen verbunden. Gute und Schlechte, Tyrannen und Heilige, Könige und Weise, Israeliten und Heiden — alle schliefen zusammen, ohne voneinander zu wissen.“ Damit ist der Scheol einfach das Grab der Menschen. Dies ist in Übereinstimmung mit vielen weiteren Aussagen des Alten Testaments.

Ein Beispiel dazu ist das, was in Prediger 9:5,10 zu lesen ist, wo es heißt: Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, aber die Toten wissen gar nichts, auch bekommen sie keine Belohnung mehr, weil jede Erinnerung an sie in Vergessenheit geraten ist. Alles, was du tun kannst, das tu mit deiner ganzen Kraft, denn es gibt weder Tun noch Planen noch Wissen noch Weisheit im Grab, dort, wohin du gehst."

Dazu folgende Überlegung: Wenn die Toten "nichts mehr wissen", können sie auch keine Qualen empfinden, nicht wahr? Somit ist der Tod eindeutig ein Zustand der Nichtexistenz!

Die Lehre von einem Ort feuriger Qualen stammt also nicht aus Bibel sondern hat in babylonischen und assyrischen Überlieferungen ihren Ursprung, wonach das Totenreich einen Ort darstellt, der von mächtigen Göttern und Dämonen bewohnt wird.

Manche kirchliche Lehrer und auch Bibelübersetzer wurden durch die griechische Mythologie des "Hades" - die griechische Entsprechung des Wortes "Scheol" - beeinflusst, der angeblich ein Ort sei, an dem die Toten weiterleben würden und der von dem gleichnamigen Gott beherrscht werde. Hier liegen die eigentlichen Ursprünge der Höllenlehre.

Die Gesamtaussage der Bibel über den Tod ist immer die gleiche: Der Tod ist ein Zustand ohne jegliches Bewusstsein und damit die Nichtexistenz. In diesem Zustand werden die Toten jedoch nicht für immer verbleiben, da Gott in der Lage ist, sich an das Lebensmuster jedes Einzelnen zu erinnern und ihn eines Tages (in der Bibel Auferstehung genannt) zum Leben zurückbringt, indem er ihn neu erschaffen wird.

Durch die Lehre von einer Feuerhölle, in der der Teufel Menschen für immer quält, hat man sich von der klaren Lehre der Bibel leider weit entfernt. Jahrhunderte lang und bis auf den heutigen Tag hat man mit dieser Lehre unter den Gläubigen Angst und Schrecken verbreitet.

Kirchliche Lehrer haben sich auch keine Gedanken darüber gemacht, welches Bild von Gott sie damit ihren Anhängern vermitteln. Wie könnte ein Gott, von dem gesagt wird, dass er "Liebe ist" , Menschen für ein relativ kurzes sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren dann für immer bestrafen (1. Johannes 4:8)?

Und außerdem: In welcher Relation steht eine ewige Bestrafung zu einem zeitlich begrenzten Leben in Sünde? Und würde Gott wohl seinen Hauptgegner, Satan den Teufel, dazu gebrauchen, seinen Willen ausführen zu lassen und auf diese Weise eng mit ihm zusammenarbeiten?

Außerdem: Kein normal denkender und normal fühlender Mensch käme je auf die Idee, jemandem auch nur für kurze Zeit Qualen durch ein Feuer zuzufügen! Das Rechtssystem einiger Länder sieht für die schlimmsten Verbrecher "lediglich" die Bestrafung durch den Tod vor, niemals jedoch eine Bestrafung durch Qualen irgendeiner Art.

Gott solch ein Handeln zu unterstellen, gehört mit zu den schlimmsten Gotteslästerungen, die je begangen wurden. Das macht aus ihm einen rachsüchtigen und äußerst grausamen Gott, mit dem man am liebsten nichts zu tun haben möchte.

Wie gegensätzlich ist doch das Bild, das die Bibel in Wirklichkeit von Gott zeichnet! Sie beschreibt ihn beispielsweise als einen Gott "barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit" (2. Mose 34:6).

Oder wie es in einem anderen Bibeltext heißt: "Der FELS, vollkommen ist sein Tun, denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; Gerecht und gerade ist er" (5. Mose 32:4). Denkst Du nicht auch, dass es viel leichter ist, an einen solchen Gott zu glauben und ihn zu lieben?

LG Philipp


TiniHonda  18.01.2024, 17:32

Widerspricht aber allen Menschen mit Nahtoderfahrungen, dass es nach dem Tod „nichts“ gibt. Oder?

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Philipp59  20.01.2024, 06:38
@TiniHonda

Hallo TiniHonda,

ich kann verstehen, dass Du bei diesem Thema die sog. Nahtoderfahrungen ins Spiel brinst. Was hat es tatsächlich damit auf sich?

Es gibt verschiedene Theorien und Hypothesen zur Erklärung von Nahtoderfahrungen, und einige Menschen neigen dazu, sie nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema immer noch im Gange ist und dass es keine einheitliche Erklärung gibt. Dennoch möchte ich dir einen Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung geben.

Viele Forscher haben versucht, Nahtoderfahrungen durch neurologische und biochemische Prozesse zu erklären. Eine Theorie besagt, dass Sauerstoffmangel im Gehirn während eines lebensbedrohlichen Ereignisses zu außergewöhnlichen Erfahrungen führen könnte. Es gibt jedoch auch Berichte über Nahtoderfahrungen bei Menschen, deren Gehirnaktivität vollständig zum Erliegen gekommen war. Diese Beobachtungen werfen Fragen auf und zeigen, dass das Verständnis dieser Erfahrungen komplex ist.

Einige Studien haben gezeigt, dass es in einigen Fällen während eines klinischen Todes noch kurze Zeit zu elektrischen Aktivitäten im Gehirn kommen kann. Diese Aktivitäten werden jedoch als ungeordnet und nicht ausreichend für ein bewusstes Erleben angesehen. Es gibt auch Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass veränderte Bewusstseinszustände und komplexe neuronale Prozesse während einer Nahtoderfahrung auftreten könnten.

Aber sind Nahtoderfahrungen ein Beweis für ein Weiterleben nach dem Tod? Viele denken in diese Richtung. Doch was sagt die Bibel über die Zeit nach dem Tod? Hier zum Beispiel steht:

Seinen Atem haucht er aus, er kehrt zum Erdboden zurück. Am selben Tag ist es vorbei mit seinen Gedanken“ (Psalm 146:4).

Das bedeutet, dass nach dem Ableben ein Zustand ohne Bewusstsein eintritt. Mit anderen Worten: Wir hören auf zu existieren! Auch gibt es keine unsterbliche Seele die unabhängig vom Körper weiterexistieren kann, denn hier steht:

Alle Seelen – mir gehören sie. Wie die Seele des Vaters so auch die Seele des Sohnes – mir gehören sie. Die Seele, die sündigt, sie wird sterben“ (Hesekiel 18:4).

Diese biblischen Aussagen machen eines deutlich: Es gibt kein Weiterleben nach dem Tod! Die Bibel zeigt aber auch, dass der Tod keine Reise ohne Wiederkehr ist. Gott wird die Toten, bildhaft gesprochen, aus dem Todesschlaf erwecken und sie zur Auferstehung bringen! Und das nicht im Himmel, wie viele glauben, sondern hier auf der Erde!

Jesus erklärte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird zum Leben kommen, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11:25). Sind das nicht hoffnungsvolle Aussichten? Die Verheißung einer Auferstehung ist für Christen eine der wertvollsten und wichtigsten Lehren überhaupt! Sie zeigt, dass der Tod nicht für immer andauert.

Wenn die Zeit der Auferstehung beginnt, wird es mit dem Tod für immer vorbei sein! Dann wird auch folgende Vorhersage in Erfüllung gehen: „Er wird den Tod für immer beseitigen, und der Höchste...wird die Tränen von allen Gesichtern abwischen“ (Jesaja 25:8).

LG Philipp

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TiniHonda  21.01.2024, 11:39
@Philipp59

Hallo Philipp, danke für den Text. Das heißt, du glaubst nicht an die ewige Hölle, richtig? Viele Grüße

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Philipp59  22.01.2024, 06:43
@TiniHonda

Sehr gerne!

Ganz genau, ich glaube nicht an die Hölle! Und dafür liefert die Bibel zahreiche Gründe!

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Nein. Nicht im Sinne dessen, dass man dort schmort und Strafe oder sowas.

Es wird berichtet von einem Ort (oder Zustand) genannt Scheol, an dem Menschen "gereinigt" werden, es wird jedoch nicht explizit darauf eingegangen, wie man dass aus dem Christentum kennt, was dort genau sein soll.


Pseudonym333  26.04.2022, 20:32
wie man dass aus dem Christentum kennt

wie man das (dies, jenes) aus dem Christentum kennt

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Jaklardochgenau  26.04.2022, 20:33
@Pseudonym333

Hoppla, hast recht.... kommt davon, wenn man erst was schreibt mit Komma, das dann umstellt und nicht checkt, was man da stehen lässt.

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AriRosh  27.04.2022, 06:22

Bei uns in der jüd. Orthodoxie wird gelehrt, es ist ein Ort, am dem G-tt nicht existiert. Mehr Infos gibt's darüber nicht aus Torah und Talmud. Selbst Kabala und Sogar gibt keine explizite Auskunft darüber.

Alles andere sind also lediglich Spekulationen.

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