Gibt es Gewalt bei der Geburt? Wenn ja, was ist das genau? Bleibt die Zeit für Ärzte überhaupt aufzuklären?

3 Antworten

Gibt es Gewalt bei der Geburt?

Ja, das glaube ich schon. Ich selbst habe damit zwar keine eigene Erfahrung gemacht, zum Glück, aber ich kenne genug Frauen mit wirklich traumatischen Geburtserfahrungen.

Ich selbst hatte einen geplanten Kaiserschnitt, den ich insgesamt als positive Geburtserfahrung wahrgenommen habe und eine vaginale Geburt im Geburtshaus, die ich als selbstbestimmt, kraftvoll und wunderschön erlebt habe.

Wenn ja, was ist das genau?

Das Ding ist halt: Gewalt ist immer das, was die Betroffene als Gewalt empfindet. Zwei meiner Freundinnen hatten sehr ähnliche Geburten (Einleitung, PDA, Wehentropf, Kristellern, Saugglocke, Dammschnitt, Dammriss 3. Grades). Die eine fand alles okay und erzählt positiv von ihrer Geburt und wie glücklich sie darüber ist, dass alles versucht wurde, ihr Kind sicher und ohne Kaiserschnitt zur Welt zu bringen und dass sie dann ja auch vaginal gebären konnte. Die andere ist schwer traumatisiert, will nie wieder ein Kind und wenn, dann nur per geplanten Kaiserschnitt.

Der Unterschied? Die eine fühlte sich, als ob sie komplett ignoriert wurde und alles über sie hinweg entschieden wurde, die andere fühlte sich trotz allem immer gut aufgeklärt und sicher. Die eine musste Sätze hören wie "Schreien Sie nicht so, das ist erst der Anfang" oder "Sonst stirbt Ihr Kind", die andere nicht. Die eine wurde dazu gezwungen, mit starken Wehen ewig lang am CTG zu liegen, die andere bekam ein mobiles Gerät.

Und so weiter.

Bleibt die Zeit für Ärzte überhaupt aufzuklären

Vermutlich nicht immer. Ganz sicher gibt es Notsituationen, die ein schnelles Handeln nötig machen. Und dann glaube ich auch, dass Gebärende in dieser Situation auch nicht immer aufnahmefähig und verständig sind, so dass eine ausführliche Aufklärung dann tatsächlich auch sinnlos wäre.

Allerdings denke ich, dass es für viele Frauen schön wäre, wenn sich die Ärztin und/oder die Hebamme hinterher die Zeit nehmen könnten, zu erklären, warum die Geburt so verlief und warum zB ein Notkaiserschnitt gemacht wurde oder die Saugglocke benutzt wurde.

Außerdem glaube ich, dass oft die Betreuung eine Rolle spielt. Bei meiner außerklinischen Geburt hatte ich zwei Hebammen die ganze Zeit dabei, die nur für mich zuständig waren. Dadurch habe ich mich sehr sicher und gut betreut gefühlt. Im Krankenhaus ist das aber eher nicht der Fall und der Stress, der durch die Betreuung mehrerer Gebärender gleichzeitig entsteht, macht sich dann eben auch bemerkbar - und sorgt eher nicht dafür, dass die Gebärende sich gut entspannen kann.

Mal abgesehen von der Gewalt die benutzt werden muss wenn es notwendig (bei Lebensgefahr usw..) ist

sehr oft und fast jede Frau hat sie erlebt

ich zum Beispiel wurde vor meinem dammschnitt nicht gefragt (er war medizinisch auch nicht notwendig)

mir wurde auf den Bauch gedrückt und von unten das Kind „herausgezogen“ weil es zu lange dauerte laut ihrer Meinung aber weder mir noch dem Kind ging es schlecht

aber es gibt auch schöne Geburten nicht alle sind davon betroffen :) ich war es leider


weissnicht01103 
Beitragsersteller
 25.06.2024, 12:53

Aber es muss einem doch nicht "schlecht" gehen..? Auch bei Früherkennung von Krankheiten geht es einem nicht zwangsläufig schlecht aber man verhindert Schlimmeres. Der Dammschnitt war vermutlich auch besser gemacht als nicht gemacht - bedeutet ja auch mehr Arbeit, mehr Zeit, mehr Doku.. das nimmt sonst ja keiner auf sich..

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Ja, aber nicht immer geht es ohne Gewalt, ansonsten sterben Mutter und Kind.

Es muss zwischen medizinisch notwendigen Handlungen und mutwilliger Körperverletzung differenziert werden.


weissnicht01103 
Beitragsersteller
 25.06.2024, 12:52

Denk ich auch, aber ist ja nicht immer möglich oder? Es muss oft schnell gehen..

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Kugelflitz  25.06.2024, 12:58
@weissnicht01103

Bei Geburtsstillstand oder anderem dringenden Handlungsbedarf, ist es nicht möglich. Da wird dann eben die Zange genommen oder eine Saugglocke, der Damm muss geschnitten werden oder es muss sich jemand mit aller Kraft auf den Bauch werfen, um dem Kind Schub zu geben.

Auch werden manche Gebärenden regelrecht hysterisch, da herrscht dann schnell mal ein rauer Ton, welcher von zartbesaiteten Personen, schnell als verbale Gewalt aufgefasst wird.

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weissnicht01103 
Beitragsersteller
 25.06.2024, 13:27
@Kugelflitz

Das wär auch meine Erfahrung. Tu mich persönlich mit dem Thema schwer. Vor allem wenn Menschen nachher kommen und meinten, es wäre so oder anders besser gewesen, nicht umsonst studieren Mediziner 6 Jahre plus KPJ plus 3 Jahre Turnus/Facharzt oder 5 Jahre als Assistenzarzt..

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