Gibt es eine Ethik für alle Kulturen?

5 Antworten

Eine schöne Frage - die bringt mich zum Träumen.

Ich finde, eine für alle Kulturen gültige Ethik müsste der Kantsche Kategorische Imperativ sein, den meine Oma mir als Kind so erklärt hat: 'Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu'. Wer das beherzigt, ist gerecht zu anderen, führt keine Kriege, hat es nicht nötig, andere wegen des eigenen Vorteils zu übertölpeln - usw., solange er davon ausgehen kann, dass die anderen genauso handeln. Das Vertrauen in die anderen, dass sie genauso handeln, beruht auf Gegenseitigkeit.

Ich fand diese Maxime immer schon nachahmenswert - und diese Handlungsweise ist mir sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. 

Sehr begeistert hat mich daher eine Handlungsweise, die quasi die proaktive  Fortsetzung dieser Maxime darstellt und in der packenden und (mich) sehr bewegenden Handlung des Films 'Das Glücksprinzip' ('Pay It Forward') sehr anschaulich dargestellt wird (de.wikipedia.org/wiki/Das_Glücksprinzip).

In diesem Film hat ein Junge ' eine besondere Idee. Nach seinem Prinzip „Weitergeben“ soll man drei anderen Menschen etwas Gutes tun. Diese geben den Gefallen nicht zurück, sondern helfen ihrerseits jeweils drei anderen Menschen. So breiten sich die guten Taten nach dem Schneeballsystem immer weiter aus.' (Wikipedia)

In dem Film fand ich packend, was in diesen Menschen vor sich ging, wenn sie es verstanden hatten und anwendeten: ihre Seele konnte heilen, Verletzungen traten in den Hintergrund, wo früher Hass war, wuchs Liebe. 
Wenn ich mir eine Welt ausmale, die diese Prinzipien anwendet, wäre das eine unvorstellbar liebevolle, lebenswerte, paradiesische Welt.

Leider gehört zum 'Glück', um es überhaupt wahrzunehmen, auch sein Gegenteil. Diese Gesetzmäßigkeit gibt den Ausschlag für das, was wir real erleben - und daran geht wohl kein Weg vorbei.

Ich habe zwei Vorträge über das Thema zugehört. Beide Professoren kamen zum Schluss, dass aus dem Sichtpunkt der theoretischen Ethik nicht möglich sei, eine kulturübergreifende Ethik abzuleiten.

Immanuel Kant hat versucht eine allgemein gültige Regel aufzustellen, die angeblich immer gilt. Diese ist bekannt unter dem Namen: ,,Kategorische Imperativ". Es gibt aber Ausnahmen; deshalb ist auch diese Regel nicht allgemein gültig.

Die von @Spielwiesen gegebene ausführliche Antwort enthält eine allgemein gültige Regel: ,,Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu". (Achtung: Diese Regel muss negativ formuliert werden; also mit dem Wort ,,nicht").
Diese Regel ist tatsächlich allgemein gültig; deckt aber nur einen Teil der Ethik ab. Verhältnis zum Staat; Umweltethik und noch viele andere ethische Themata werden durch diese sogenannte ,,goldene Regel" nicht abgedeckt.

Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist zwar kulturübergreifend, aber sie werden nicht von allen Kulturkreisen anerkannt. Ausserdem handelt sie nicht über Pflichten, sondern über Rechte.

Es gibt ein Projekt, um die kulturübergreifende Ethik zu entwickeln.
Siehe: http://www.weltethos.org/ 
 oder ,,Weltethos" bei Wikipedia.

Viel Erfolg bei weitere Nachforschungen zu Deiner interessanten Frage!

Ich denke nicht.

Wenn eine Kultur z.B. individualistisch und eine andere kollektivistisch ist, dann können beide per se nicht die gleichen Werte haben.

Das dürften die "human Rights" sein, denke ich.

cheerio

Ehrlichkeit, vertrauen, liebe. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Weil Erkenntnis und Verständnis wunderbare Gaben sind.